Time To Say Goodbye #Korrekturhilfen

1878/13: Alltag: Kellerdeckensanierung in Spandau und Rockerleben in Lichtenberg – Ein alltäglicher Berlinmix

Aktion: Aushang für die Ewigkeit

Aktion: Aushang für die Ewigkeit

Time To Say Goodbye #Korrekturhilfen

Time To Say Goodbye #Korrekturhilfen

In Berlin-Spandau wird eine Kellerdecke saniert, nächstens.

Dazu müssen per Aushang alle Bewohner des Hauses auf eine nickelige Vorgehensweise eingeschworen werden. Im Kern geht es darum, den eigenen Keller „im Bereich der geschädigten Kellerdecken“ (wo ist kartographiert) wenigstens teils zu beräumen. Ein Mieterkeller muss ganz und gar beräumt werden.

http://www.youtube.com/watch?v=lI_-MktbNFY
Sag zum Abschied leise Servus – Hans Albers und Paul Hörbiger

Der Kellerraum wird ausgeräumt. Von einigem könnte man sich jetzt mal trennen.

Währenddessen ruft „Atze“ (* Name geändert) an. Er ist der Sprecher des Rockerclubs „Bloody Sundays“ (* Name geändert) aus Berlin-Lichtenberg. Ein ganz ruhig wirkender, netter und verbindlich auftretender Mensch. Wir haben ihn und seinen Motorradclub angeschrieben, als Nachbarn mit einem Verwaltungsgrundstück. Man müsse sich mal austauschen, sagt der betreibende Hausverwalter, ganz Kommunikator, über dies und das. Und Nachbarn sollten miteinander reden. Richtig reden. Freundlich, verbindlich, direkt. Ohne fernes Blabla.

Ich bin Rocker, ich bin Rocker
meine Gang nennt sich „Lucifer Mob“
am Tage bin ich Schlosser
das ist ’n ziemlich mieser Job
aber abends hol‘ ich dann meiner Ofen aus dem Stall
in den Lederjackentaschen dicke Feuerwasserflaschen
und zwischen den Knien der Tank voll Benzin.

Ich bin Rocker, ich bin Rocker
doch ich steh‘ nicht auf Gewalt
ich bin nicht so ’n primitives Schwein
und schlag ’nem Schwachen die Fresse ein
wir sind Rocker, wir sind Rocker
doch ohne amputiertes Gehirn
und wenn man uns nicht dumm
von der Seite anquatscht
dann kann auch nichts passieren…!

(Textauszug aus: „Ich bin Rocker“ – Udo Lindenberg, 1976)

Z.B. über Bäume, die gemeinsam entlang wachsen und vegetieren. Ab und zu ein Schnitt an einem Ast und gut ist. Damit nicht zusammenwächst, was nicht zusammen gehört. Ist gut, sagt er, machen wir so. Wir sind im Gespräch. Wir hinterlegen eine Handynummer und „Atze“ als Name, das muss reichen. Weder eine Festnetznummer sollen wir aufschreiben, noch eine andere, abweichende Adresse. Es geht immer nur über dieses Grundstück. Gut, machen wir so. Wenn das die Spielregel ist. Bitte schön.

Sie sind Pächter des Grundstücks, auf dem der MC sitzt, das Vereinsheim. Mit allem, was dazu gehört. Das schließt die Frage ein, wer sich um Baumbeschnitte kümmert. Oder um sonstige Fragen, die die Existenz als Grundstück mit „real existierenden Nachbarn“ betreffen.

Ach ja, und Freitag. Freitag, 18 Uhr: Da ist immer jemand da. Wenn de ma was willst, weeßte? Ja, weeß ick. Notier ick mir.

Zurück nach Berlin-Spandau und husch in den Keller.

„Time to say goodbye“? Aus unerfindlichen Gründen schlägt das Berliner Textverarbeitsprogramm vor, stattdessen „Godesberg“ zu sagen. Wir wissen nicht, ob der Programmierer das Wörterbuch mit Blick auf den längst abgeschlossenen Hauptstadtumzug so programmiert hat, das immer wenn „Goodbye“ gesagt werden soll, ein weiterer Umzug nach Berlin angestoßen werden soll? Die Idee, goodbye (nicht „good buy“, also „Guten Einkauf“) zu sagen, entspringt der Vorstellung im Hausaushang der Verwalterin, den Leuten die Trennung von Sperrmüll an die Hand zu geben, jetzt und „bei dieser Gelegenheit“. Könnte man sich nicht bei dieser Gelegenheit mal von Sachen trennen, die man längst nicht mehr braucht?

Eventuell wird im nächsten Aushang, den zu verfassen, der lyrisch begabte Hausverwalter sich vornimmt, als Text stehen: „Sag zum Abschied leise Servus.“ Was das Programm dann vorschlüge, ist noch nicht verprobt. Eins kann man nur hoffen: Dass der Mob angesichts des Aushangs zur Kellerdeckensanierung nicht tobt.

Dieser Beruf ist schon mannigfaltig. Zwei Geschichten in unterschiedlichen Stadtteilen und eine ganze Palette von Gesichtspunkten. Das ist der Grund, warum dieses Blog nie endgültig vollgeschrieben werden kann. Es ist immer noch ein Stück Platz im Internet.

Weiter arbeiten…

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