Chuck Norris: Hausordnung

1746/13: Positionen: Von der Hausordnung, der Unordnung, dem Tippelbruder und Frank Zander

Chuck Norris: Hausordnung

Chuck Norris: Hausordnung

Sie wurde berühmt über Berlin hinaus: Tüten Erna hatte ihren gesamten Hausrat immer dabei, in Tüten. Sie hatte einen Einkaufswagen, den sie am Kudamm hoch und runter schob. Tüten Erna steht für Obdachlose in Berlin.

Anruf aus Berlin-Wilmersdorf: Ein Gast im Hause, den man sich nicht wünscht. Er liegt im Dachgeschoss und „schnarcht“. Niemand will ihn jetzt wecken. Man muss auch mal ausschlafen dürfen. Was zu weit geht, geht zu weit. Zumindest auf Dauer. Die Hausverwaltung agiert schnell. Und dann teilt sie der Polizei den Vorgang noch mit.

Polizeischild von 1852

Polizeischild von 1852

Chuck Norris diskutiert nicht über Hausordnung. Er setzt sie durch. #Serie: Chuck Norris (gesichtspunkte.de)

Als bevollmächtigte Verwalterin der WEG Kaiser-von-China-Str., 10711 Berlin-Halensee (* Anschrift geändert) teilen wir Ihnen vorsorglich mit, dass sich im Bereich des Seitenflügel-Dachgeschosses ein „Tippelbruder“ Zugang/Zutritt verschafft hat und dort illegal nächtigt. Er wurde heute Morgen dort gesichtet.

Wir haben eine Sofortsicherung mit Schlössern veranlasst. Sollte sich der Mann trotz alledem wiederholt Zutritt verschaffen, so werden wir den Bewohnern auch raten, die Polizei zu holen, zwecks Personalienfeststellung des „Tippelbruders“ und Entfernung aus dem Haus. Das Verweilen einer solchen Person im Dachgeschoß kann gefährliche Brand- und Feuersituationen auslösen. Das ist „polizeibekannt“. Für Rückfragen rufen Sie uns an. Danke, freundliche Grüße, Hausverwaltung“

Inzwischen wissen alle Bescheid. Heute Nacht woanders schlafen, bitte.

Und gleichwohl:

Machten nicht die „Kältebusse“ die Runde und wurden nicht alle aus ihrem warmen, weichen Sessel via soziales Netzwerk daran erinnert, die Telefonnummern dieser Helfer zu teilen? Das ist nur ein Mausklick. Sind „soziale Netzwerke“ am Ende gar nicht sozial? Weil die Menschen den Hintern nicht mehr hochbekommen und lieber mausklicken, um sich als gewissenhafte, sozial eingestellte Edelleute darzustellen anstatt…?

Frank Zander macht es anders. Er lädt die Tippelbrüder zu Weihnachten ein und spendet ihnen Herzenswärme. Frank Zander ist ein Vorbild. Frank Zander ist konkret. Über den Dächern, mitten in Berlin, sind googles Satellitenbilder nur eine Bestandsaufnahme von Oberflächen. Was sich darunter verbirgt, findet (noch) im Geheimen statt.

Die Frage ist, was können wir tun, damit Obdachlosigkeit in Berlin praktisch ausradiert wird? Wir von unserem bürgerlichen Standpunkt, mit unseren Besitztümern und mit unserer bürgerlichen Einbindung in ein großes Ganzes?

Gut, im vorliegenden Fall müssen wir den Hausfrieden sichern und dafür sorgen, dass in einem nicht als Wohnraum deklarierten „Dachrohling“ niemand einschläft, der zuvor Schnaps trank, mit glimmender Zigarette.

Anders geht es beim besten Willen nicht.

(EP)

Ein Gedanke zu „1746/13: Positionen: Von der Hausordnung, der Unordnung, dem Tippelbruder und Frank Zander

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.