1699/13: Positionen: Frisch ist was anderes als vielfarbig, mit Farbverläufen und einem „Hauch von Grün“ auf dem Papier

Positionen

https://gesichtspunkte.de/?p=13412

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Medienecho: Bekommst du via Email einen Kostenvoranschlag von einem dienstbeflissenen Garten- und Landschaftsbauunternehmer, kannst du dich freuen. Ja, du wurdest wahrgenommen, endlich. Panta Rhei, alles fließt. Die Frage ist dann nur noch, ob die Suppe verdaulich gekocht wurde. Ist sie fett und enthält überflüssige Nährstoffe? Oder geht sie gut rein,  mit angenehmen Abgang, süßlich scharfer Würze und „standing“, dann gilt sie als gut gekocht. Der Aufwand muss auch im richtigen Verhältnis zum Nutzen stehen. Eine Kritik an die Verwender zu schöner Briefvorlagen: seid selbstkritisch und reduziert den „großen Bohei“. Schöne Briefvorlagen waren früher wichtig. Früher alles wie früher.

Hach, ist der Rasen schön grün. Am Golfplatz Motzen ist der Rasen so grün, die Wohnungseigentümer untereinander sind es sich selbst gegenüber jedoch nicht. Das ist der wesentliche Grund, warum schönes Grün auf der Rasenfläche beeindruckend sein kann, im  Gesicht aber eher von einem „Mir ist speiübel“ zeugt. Kann, nicht muss. Auf dem Golfplatz motzen, schimpfen, sinnieren kann, wer aufs kleine Bildchen klickt. Alle anderen lesen hier weiter. Heiter.

Ein moderner Grünanlagenpflegebetrieb hingegen kann sich als Ambient durchaus ein „sich in den Firmenfarben durchziehendes“ Grün als Verlauf auf das Briefpapier drucken. Das sieht schön aus, ist aber im Grunde inzwischen nicht mehr modern und regelrecht nachteilig, wenn man die Firmenkorrespondenz elektronisch verschickt. Der Grund: Farbverläufe, dahin gehauchte Hintergründe, müssen einer falschen Idee zufolge mit übertragen werden an Korrespondenzempfänger.

Unnützes Wissen: Rasen betreten verboten!

Unnützes Wissen: Rasen betreten verboten!

Am Morgen trifft nach längerem „Bitte, bitte“ endlich ein Grünanlagenpflegevertrag von der Fa. XY-Gartengestaltung, übrigens keine 0815-Gartenbaufirma. Der Chef hat einen guten Ruf als „Greenkeeper“ und Ahnung, so sagt man. Seine Kolumnen erscheinen auch in einer süddeutschen Zeitung.

Für das alltägliche Geschäft von Angebot und Nachfrage sind allerdings die Briefbögen ungeeignet. Schon oben im Briefkopf ist ein ganzes Sammelsurium verschiedenfarbiger Sedimente aus unterschiedlich schönen Zeiten der Image-Capturing-Historie vorzufinden. Das Piktogramm zeigt einen feinziselierten Baum, davon Busch und Strauch und rund um das Logo der Firma herum Baumblätter mit feinstem Aderwerk, durch das der Saft des Lebens hindurch schießt. Von diesem Logo fliegen abwärts Richtung Brieftext schattierte Anmutungen von grünen Blättern, vermutlich Ahorn. Spitz auf knapp ist das nicht.

Im unteren Briefdrittel ändert sich die Farbe des Briefbogens von weiß auf „blassgrün“. Es ist der „Hauch des Grünen“, der dem unteren Drittel -ganz Corporte Identy des Unternehmens- hinzugefügt ist. Abgeschlossen wird der Briefbogen wie oben mit einem aus verschiedenen Transparenztönen zusammengesetzten durchdrungenen Grün, auf dem dann in grünen und weißen Buchstaben die wesentlichen Firmendaten zu lesen sind.

Ratgeber Büroalltag 1.2013

Um es kurz zusammenzufassen: In digital geprägten, halbwegs modernen Zeiten kommt ein solcher Briefbogen aus werblichen Gründen für den normalen Bürodinosaurier hoch anspruchsvoll daher. Der Kern des Interesses im gewöhnlichen Bürobetrieb ist umgekehrt proportional zu dem hohen, werblichen Aspekt des Briefbogens. Oder noch kürzer: Dieser Briefbogen ist nicht rationell einzuscannen und weist nach digitaler Bearbeitung ein ungünstiges Verhältnis zu seinem eigentlichen Inhalt auf.

Merke: Ambra ist keine Farbe, sondern die Kotze von Pottwalen. (hier)

Der Chef des Garten- und Landschaftsbaubetriebes weiß um diesen Fakt vielleicht nur wenig. Gedruckt wurden solchen Briefbögen in anderen Zeiten. In den analogen Zeiten wurden solche Briefbögen auf dem Postwege versendet. Musste dieses Angebot per Fax versendet werden, im letzten Drittel der Achtziger Jahre, sahen derartige Briefbögen schon „hundsgemein“ aus. Ungefähr so ähnlich muss an sich heute eine unverändert erfolgende Versendung in digitaler Form vorstellen, lässt man „den großen Bohei“ um die Versendung in Vielfarbdruck einfach mal weg.

Dateianhang zu groß: Nur mit Tricks weiter zu versenden!

Dateianhang zu groß: Nur mit Tricks weiter zu versenden!

Die Email, die heute Morgen ankommt, hat mit 7 Seiten Textumfang eine Größe von 9,8 MB Daten. Damit überschreitet sie die für Emailversendungen richtige Größe bei weitem. Unnötigerweise durchzieht sich über das gesamte Dokument noch die Verwendung von Headern (Kopfteilen) und Footern (Fußteilen) in grün. Das Dokument lässt sich damit daher nicht mehr ohne weiteres beliebig an Dritte verteilen. So etwa eben nicht mehr an den Verwaltungsbeirat der Anlage, der das Angebot sehen muss, um die Beauftragung zu entscheiden. Es geht genau das nach hinten los, was nach vorne losgehen soll: Ein Auftrag soll folgen.

Wenn der Empfänger von Emails hingegen „höhere Talente zu basteln“ hat, kann er „den großen Bohei“ gezielt nacharbeiten. Mit einer großen Version vom Adobe Acrobat etwa lässt sich die „Dateigröße reduzieren“. Das wurde versucht mit einigem Erfolg: Aus der Datei von 9,8 MB Daten wurde so eine mit 1,5 MB Daten, rechnerisch ist das ca. 15% der ursprünglichen Dateigröße.

Dieses abzulegen macht schon weit mehr Sinn. Kürzlich wendete ich bei einer Werbeagentur derartige Argumente gegen eine „große Bohei“-Datei ein und sie antwortete mir sinngemäß: „Mensch, Festplatten sind doch inzwischen billig geworden.“ Dieses Argument ist falsch, oberflächlich und zeigt, dass deren Verwender wenig Ahnung von bürointernen Abläufen hat. Denn unabhängig vom nutzlosen, aufgewendeten Speicherplatz rechnet sich mit der Dateigröße auch vieles anderes beträchtlich hoch. In Dokumentenmanagementsystemen, wie sie vielfach zum Einsatz kommen, wird die Suche/Volltextsuche durch „fette Dateien“ regelrecht verkleistert. Wer eine nur lediglich kleine Dokumentenwelt besitzt, wie sie eine Hausverwaltung mit 1.000 Wohnungen in Berlin betreibt, kommt schnell auf eine Dokumentenzahl von ca. 200.000 bis 300.000 Dokumenten, die zu durchsuchen ggf. Stunden dauert.

Die Einstellung derjenigen, die zu hoch auflösende Dokumente verwenden, ist altbacken und mithin nicht modern. Es geht darum, Dokumente zu erzeugen und zu versenden, die klein, effektiv und passgenau in die „Welt der Anderen“ passen. Ausgangspunkt ist dabei nicht der Besitzer der Ursprungsdatei, sondern der Empfänger. Für diesen ist die Korrespondenz gemacht: Er muss sie behalten, zu Dokumentationszwecken. Ob er nun will oder nicht.

Es ist unhöflich, gnadenlos große Dateien zu übersenden und so zwingend zu erfordern, dass sich ein Spezialist damit beschäftigt. Insofern ist den Verwendern allzu aufwändiger Briefbogenkonstruktionen dringend zu raten, ihr Geschäftsmodell in diesem einen Punkt einer selbstkritischen Prüfung zu unterziehen. Die notwendige Reduzierung von Dateigrößen ist ein ganz entscheidender Punkt für die erfolgreiche Verwendung von elektronischer Korrespondenz und färbt so absichtlich wie unabsichtlich auf den Empfänger durch. Denn wenn sich der Empfänger von „zu fetten Emails“ darüber mit einem Hauch von Rot im Gesicht (hochaufgelöst mit mindestens 1.200 dpi) die Krätze ärgert, ist dem ursprünglichen Absenderansinnen eben kontraproduktiv Rechnung getragen: Er wünscht sich geschäftlichen Erfolg, Beauftragung und zufriedene Kunden. Kommt damit, dass man sich Arbeit macht, lediglich nur das Gegenteil heraus, so liegt ein vermeidbares Negativkriterium vor, dessen Abstellen nur positive Früchte trägt.

Gutes Gelingen.

 (EP)

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