1689/13: Historie: Vom Talibankrieger Kramer aus Berlin-Lichterfelde

_icon Traumjob Hausverwalter

Nachbarn, Nachbarn - Geschichten aus dem Alltag

In den Altakten der Verwaltung finden sich auch immer Perlen aus der Vergangenheit des eigenen Berufsalltags. Von einer solchen Perle, die inzwischen älter als zehn Jahre alt ist, handelt der nachfolgende Artikel. Mit einer gewissen Distanz und Thementreue erzählt, sind solche Geschichten nach Ablauf einer gewissen Zeit wie „olle Kamellen“, die man nochmal aufwärmt. Aber damals, da waren sie ganz ohne jeden Zweifel berührend und besondere Ausnahmeerscheinungen eines recht umfassenden Berufsbildes. Solcher Art gestrickte Geschichten passieren einem nur einmal. Und dann nie wieder. Dafür gibt es allerdings andere Geschichten, die einem später passieren, die sind wieder auf eine ganze Art und Weise „vollkommen bekloppt“.

Ganz ohne Zweifel hatte Alfred Kramer (* Name geändert) aus Berlin-Lichterfelde eine richtige „Ratsche“. Nachts schlich er um die Mülleimer des Hausgrundstücks in Berlin-Zehlendorf herum und sammelte im Altpapier „handfeste Beweise“ gegen die Verschwörer von der Hausverwaltung.

Er hatte 2000 selbst dafür gesorgt, dass die Hausverwaltung in Amt und Würden geriet. Die kleine WEG war heftig zerstritten. Sie ist es bestimmt auch heute noch.

Jetzt allerdings ist die Zeit gekommen, alte Akten, die mehr als 10 Jahre alt sind, zu vernichten und so kommt der Berichterstatter wieder in Gedanken zurück in jene wilden, bewegten Jahre um die Jahrtausendwende in Berlin-Lichterfelde.

T-Shirt-Spruch: "Ich hab nichts gegen Gott...."

T-Shirt-Spruch: „Ich hab nichts gegen Gott….“

Weggelegt wird die Strafsache ./. den Verwalter. Dieser hatte Schriftverkehr geführt mit einem Universitätsprofessor a.D. (im Ruhestand), an den sich Alfred Kramer gewendet hatte.

Auf dem Anhörungsbogen der Polizei, Dienststelle Gallwitzallee, Lankwitz, steht als Tatzeit der 27.10.2001 (* Datum geändert) um (ohne Uhrzeit). Es geht um Verleumdung. Begangen hat sie der Mitarbeiter der Verwaltung gegen den Hausmülldurchsuchungstäter Alfred Kramer aus Berlin-Lichterfelde. In ehrenrühriger Art und Weise sei Alfred Kramer von ihm „einem Taliban (Gotteskrieger)“ gegen die Verwalterin bezeichnet worden. Und offensichtlich geht das zu weit. Es ist kurz nach den Anschlägen am 11. September 2001 in New York.

Ja, sagt der Verwalter bei der Hauptverhandlung zum Vorsitzenden: Das war eine schlimme Zeit kürzlich. Ein Freund von mir lag im sterben, Gehirntumor. Und Alfred Kramer hat in unseren Mülleimern nachts vor dem Haus herumgewühlt. Hat den Universitätsprofessor „rechercherchiert“, einen Kunden. Hat ihm gesagt, ich sei ein ganz schlimmer Finger. Es war „Al Kaida“-gleich, ein Krieg im Auftrage des Propheten, einem Gotteskrieger (Taliban) gleich. Und der Verwalter setzte noch hinzu: Das war sicherlich nicht eine angemessene Formulierung. Ich würde sie wohl nicht wiederholen. Es tut mir leid.

Das Strafverfahren wurde eingestellt. Der Anzeigende, Albert Kramer, wurde gerichtlich darauf hingewiesen, sich besser von dieser Hausverwaltung künftig fern zu halten. Ein bisschen wechselseitiges Blabla und „Das darf er doch nicht“ und „Das könnte ja jeder sagen“, doch das Verfahren ist tot.

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Seit diesem Tag hat der Verwalter diesen Sonderling nur noch einmal wieder gesehen. Er trippelte auf Zehenspitzen an ihm vorbei, so als könnte ein leises, belangloses Trippeln ihn unsichtbar machen. Im Yorckschlösschen gab es Rudi Böhne, der schon lange verblichen ist: Den nannten sie dort nur „Das Gespenst“. Er konnte sich nachtschattenartig unsichtbar machen, indem er immer dann ganz leise durch die Kneipe schlurfte, wenn der Wirt die aufgelaufenen Zechrechnungen zusammenaddierte. Doch das ist eine andere Geschichte. Wir alle nehmen solche Gespenster noch viel besser wahr, wenn sie sich unsichtbar zu machen versuchen.

Die Prozessakte ist seit mehr als zehn Jahren geschlossen. Die Geschichte ist abgeschlossen. Aber genau so hat sie sich zugetragen, sehr gerafft erzählt. Traumberuf Hausverwalter.

 

 

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