1658/12: Kommunikation: Es ist eine Zeit reichhaltiger Nebelbänke angebrochen, zu viel Emails, zu wenig geschafft!

Vor Zempow, Ostprignitz-Ruppin

Vor Zempow, Ostprignitz-Ruppin

Menschen schicken sich Sachen schriftlich zu und reagieren darauf. Was dann passiert – emotional, wütend oder mit Schlussfolgerungen, die auf kleinen digitalen Byteschnipselchen basieren. Diese bilden aber nicht die Wirklichkeit ab. Sie entspringen den Vorstellungen ihres Absenders. Der -gekonnt oder nicht- die Fäden dieser Sachen in die eigenen Hände nimmt. Dem Lesen einer Email haftet eine ungesunde Basis der Hintertürchen und Gedankengänge an, die ausschließlich in der Struktur des Lesers angelegt sind. Für Verzeihung, Nachsicht und besseres Verstehen sind Emails in administrativem Zusammenhang nicht gemacht.

So ist nun mal diese Jahreszeit. Nebelbänke nehmen einem die Sicht auf all das Wesentliche, dass wir vergaßen zu erledigen. Das Leben ist diffus, es hält Überraschungen bereit und die Aufgaben verdichten sich zum Jahresende hin tendenziell. Im Kopf spielt der bevorstehende Jahreswechsel einen deutlich wahrnehmenden Endpunkt. Bis dahin muss noch alles erledigt sein, was wir uns vorgenommen hatten.

Lichtschalter mit Funktionsbeschriftung: Ein - Aus

Lichtschalter mit Funktionsbeschriftung: Ein – Aus

Im Zusammenhang mit Bautätigkeit und Erstbezug ist das immer etwas mehr als das, was schon erledigt ist. Es geht um Abschluss. Die Sache soll raus, fertig sein, bis zum Jahresende.

Bauleiter drücken auf die Tube. Der Bauherr schubst noch Erforderlichkeiten in die alte Halfpipe. Die ersten Menschen wohnen schon. Alle anderen leben noch nicht so richtig. Oder doch? Bzw. gerade weil sie noch nicht eingezogen sind?

Die haustechnischen Anlagen müssen in Betrieb genommen werden. Das Haus hat viele An- und Ausschalter, auf denen die Bedienungsanleitung wahrgenommen werden muss. Man hofft insgeheim, die Beschriftung möge vollständig sein.

Anders sind intuitive Bedienelemente. Sie funktionieren logisch: So wie man es erwarten würde.

Hausverwaltungen zum Beispiel sollen so funktionieren. Knips, an, Hausverwaltung vor Ort. Knips, aus, Hausverwaltung wieder weg.

Alles wird in digitalen kleinen Todo-Schnitzelchen festgehalten. Man kann diese Emails auch so bezeichnen: Sie sind ein Verhinderer erfolgversprechender Auseinandersetzungen um den richtigen Weg. Sie gehen stets an eine große Gruppe, der sie suggerieren sollen: Wir sind dran am Thema. Wir machen das. Wir arbeiten das ab. Du musst dich um gar nichts kümmern. Wir haben das im Griff.

Doch inhaltlich sind sie nur eine von zwei Seiten dieser für gute Arbeit verliehenen Tätigkeitsmedaille. Ein Fleiß-Preis. Ein Award für richtiges Arbeiten. Nein, sie können autistisch sein, verteilt ohne jede Rückversicherung, dass sie auch angekommen sind. Emails können einen „nicht erreichen“. Und was dann?

In Berlin-Kreuzberg fällt mir das dieser Tage wieder deutlich auf. In Berlin-Schöneberg bestätigt sich, was ich so wichtig finde: Nicht zu schreiben und darzustellen, am Ende doch nur sich selbst, sondern wirklich etwas Gemeinsames, etwas Gutes, zu erreichen. Das kann man hinterher gern schriftlich noch bestätigen. Wenn´s denn der Gerechtigkeit dient.

Richtig: Nichts ist so effizient, wie ein persönliches Gespräch. Das kann auch ein Telefonat sein. Ich bekomme ein persönliches Feedback. Das aber fehlt den meisten Emails gänzlich. Eine Verabredung kommt wie ein Vertrag durch die Übereinstimmung von zwei Willenserklärungen in Gang. Ja, ich will. Daran fehlt es den meisten Emails.

Man hat dieser Tage und angesichts der Vielzahl gefährlicher Nebelbänke auf deutschen Straßen den Eindruck: Nicht wenige benötigen nochmal dezidierte Einweisung in die Möglichkeiten und die Klippen des elektronischen Schriftverkehrs. Ich kann das dieser Tage in mehrfacher Hinsicht bestätigen.

Alle anderen sollen spielen.

 (EP)

 

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