1458/11: Historie: Das Vermächtnis von Michael und Dr. Bernhard Grzimek geht über die Steinlaus weit hinaus!

„Diese letzten Reste des afrikanischen Tierlebens sind ein kultureller Gemeinbesitz der ganzen Menschheit, genau wie unsere Kathedralen, wie die antiken Bauten, wie die Akropolis, der Petersdom und der Louvre in Paris. Vor einigen Jahrhunderten hat man noch die römischen Tempel abgebrochen, um aus den Quadern Bürgerhäuser zu bauen. Würde heute eine Regierung, gleich welchen Systems, es wagen, die Akropolis in Athen abzureißen, um Wohnungen zu bauen, dann würde ein Aufschrei der Empörung durch die ganze zivilisierte Menschheit gehen. Genau so wenig dürfen schwarze oder weiße Menschen diese letzten lebenden Kulturschätze Afrikas antasten. Gott machte seine Erde den Menschen untertan, aber nicht, damit er sein Werk völlig vernichte.“ (Dr. Bernhard Grzimek, im Film)

Es waren Jahre des Aufbruchs in Sachen Tierschutz. So rund herum 1957, ich war noch nicht geboren und demzufolge bloggte auch noch niemand „wichtige Sachen“ wie diese Gesichtspunkte. Ach, eigentlich war es doch sinnlos zu leben anno 1957, 1958…, oder?

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Serengeti darf nicht sterben (via Youtube) 

Michael und Dr. Bernhard Grzimek, Sohn und Vater, waren in diesen Jahren viel in Afrika unterwegs, genauer in Serengeti. Sie überarbeiteten die Zähl- und Abschätzverfahren und ermittelten ggü. einer Ursprungsmeinung, die von Millionen Großtieren sprach, eine Schätzung, die sich auf noch ca. 367.000 freilebende Großtiere konzentrierte. Im Zuge der Dreharbeiten zu Filmaufnahmen für den Film „Serengeti darf nicht sterben“ starb Sohn Michael Grzimek an den Folgen einer Geier-Kollision und stürzte mit seinem Flugzeug ab. Serengeti darf nicht sterben, aber Michael Grzimek schon, er starb in Pflichterfüllung.

Der Film ist von purer Ursprünglichkeit, schön und zeigt umfassend die bunte Tierwelt Afrikas. Der Ausgangspunkt, diese Art der Welt noch einmal schnell zu retten, führte dann auch dazu, dass die westliche Welt in großer Zahl Anteil nahm. Der Film erhielt 1960 einen Oscar für die beste Dokumentation.

Vater Dr. Grzimek hatte viele Schattenkämpfe zu kämpfen. Wie in der deutschen Wikipedia nachzulesen ist, auch diesen in kulturbürokratischer Hinsicht wieder einmal exemplarischen Spiegelgefecht, Zitat:

Damit Serengeti darf nicht sterben überhaupt eine Chance bekam, in den Kinos mit wirtschaftlichem Erfolg gezeigt zu werden, benötigte der Dokumentarfilm für den entsprechenden Nachlass der Vergnügungsteuer das Prädikat wertvoll oder besonders wertvoll. Dr. Bernhard Grzimek legte das fertig geschnittene Werk daher der dafür zuständigen Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) vor. Nach ihrer Prüfung hatte diese nicht etwa dagegen Bedenken, dass in einer Szene unbekleidete junge Frauen recht freizügig beim Baden gezeigt werden, sondern sie wollte das Prädikat wertvoll nur dann vergeben, wenn Grzimek zwei Textstellen in seinem Film streichen würde.

Hier prüfen sie wieder, die deutschen Beamten, und verwehren diesem Film zunächst die benötigten Prädikate. Dr. Grzimek, der seinen Sohn bei den Dreharbeiten verloren hatte, hatte nur wenig Verständnis für die Bemängelungen der „Zensurbehörde“. Zitat eins von zwei ist das oben einleitende Zitat, das wir diesem Artikel vorangestellt haben. Zitat zwei betrifft die Menschen im Vergleich zu den Löwen. Dr. Grzimek hatte im Film kommentiert: „Löwen töten ihre eigenen Artgenossen nicht, daher wäre es um Mensch besser gestellt, wenn sie sich wie Löwen benähmen“.

Der behördliche Kampf endete schließlich doch noch in der Verleihung der notwendigen Prädikate. Laut seiner Autobiografie Auf den Mensch gekommen sagte er in einer öffentlichen Erklärung, dass er in Deutschland nie wieder einen Kinofilm drehen würde, „solange ich mich damit der Zensur einer geheim gehaltenen Gruppe von Menschen unterwerfen muss“. (hier teils zitiert aus der deutschen Wikipedia)

Dieser Artikel ist der ehrenden Erinnerung an Dr. Bernhard Grzimek und seinen Sohn Michael Grzimek gewidmet, die viel für den Tierschutz in der Welt auf den Weg gebracht haben.

 (EP)

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