1414/11: Prognosen: Mit einer Sparkasse zu kommunizieren, ist Ausdruck hoher Kunst auf der Seite des Anrufers #Kommunikation

Wie lang ist der Weg von der Idee, eine Bank sprechen zu wollen bis zum erfolgreichen Gespräch? Ich kann es vorweg nehmen: ziemlich lang. Bzw. eventuell auch ohne vernünftiges Ergebnis. Im Zweifel gilt ja in Notfällen, wie dem unten geschilderten, dass es um schnelle Kommunikation und „kurze Wege“ geht. Die herauszufinden, ist am Beispiel der Sparkasse gar nicht mal so leicht, wie sich herausstellt.

Wie soll das nur alles enden?

Ich habe eine Kontonummer bei der Sparkasse in den Akten des Vorverwalters gefunden. Er -der Vorverwalter- gilt den geschassten Wohnungseigentümern, die sich von ihm kürzlich „aus wichtigem Grund“ trennten, als vorläufig kaufmännisch unzuverlässig. Deshalb soll der Kontoübertrag der bei uns neu verwalteten WEG in Berlin-Friedenau zeitgleich dem Vorverwalter als Aufgabe an die Hand gegeben werden. Die Sparkasse soll eine Kopie des Schreibens erhalten. Damit sie Bescheid weiß. Doch nun geht ein munteres Filiale raten los und das geht so.

COMMERZ ohne Bank - Reparaturphase

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Wer schon mal mit der Berliner Sparkasse zu tun hatte, weiß um die Bedeutung der Kontonummer. Die führenden drei Zahlen „079“ besagen beispielsweise, dass die Kontonummer in der Filiale „079“ geführt wird. So schwer ist das nicht.

Also geht man auf die Website der Sparkasse unter www.sparkasse.de und sucht dort nach der entsprechenden Filiale. Doch weit gefehlt.

Das Benutzermenü des Filialfinders, ein Standard bei jeder Bank, beinhaltet keine Angabe zur Filialbezeichnung mit der Nummer. Es ist also technisch nicht möglich zu überprüfen, ob die Filiale die richtige ist.

Brauchst Du Hilfe? Na klar, kein Problem. Es wird rechts eine Hotline-Telefonnummer angegeben. Da rufe ich an.

Die Frau ist nett und eloquent, kann mir aber schließlich auch nicht weiterhelfen.

Es stellt sich heraus, dass sie gar nicht in Berlin sitzt. Nein, sie ist eine bundesweite Ansprechpartnerin. Und was sie macht, ist laienhaft gesagt erstaunlich. Meine Frage „Wo sitzt die Filiale 079“ beantwortet sie mir mit einer google-Abfrage „Berlin Sparkasse Filiale 079“. Als erstes Ergebnis zeigt ihr google einen Branchensuchdienst im Internet an. Die Anschrift der ausgeworfenen Filiale stimmt aber nicht überein mit der abweichenden Hausnummer, unter der lt. Sparkassenverzeichnis die Filiale -vermutlich die 079- ansässig sein soll.

Diese Vorgehensweise stelle ich ihr gegenüber schnell in Frage. Ich bemängele, es geht um Datensicherheit, das Bankgewerbe und die Zuverlässigkeit der Zustellung von Schriftverkehr an einen existierenden Geschäftspartner. Gut, inzwischen sieht sie das ein. „Warten sie mal, ich geh jetzt mal selbst auf die Website der Sparkasse“, aha. Da war ich übrigens auch schon, wende ich vorsichtig ein, deshalb hätte ich sie ja angerufen. Denn dort wird weiterführende Hilfe angeboten, und das ist die Dame, mit der ich jetzt spreche.

Yin und Yang sind gesichtspunkte

Yin und Yang sind gesichtspunkte

Irgendwann verabschieden wir uns ohne Ergebnis voneinander, denn ich brauche richtige, zuverlässige Daten. Die Idee, wie ich aus der Bredouille käme, habe ich allerdings selbst. In der Wilmersdorfer Bundesallee sitzt die Zentrale der Sparkasse, die müssen das ja wissen. Die Zentrale hat übrigens die „099“ als Filialbezeichnung, das weiß ich noch von früher. Dort rufe ich also an.

Doch da geht niemand ans Telefon! Stattdessen gibt es dort jetzt ein Sprachmenü, dass mich mit Frauenstimme fragt, was ich will? Ich vermute, ich will „Filiale finden“ und da antwortet mir das Sprachmenü dann lauter sybillinisches Zeugs. Nein, eigentlich will ich kein heiteres Aufgaben raten mit einem Sprachsystem, ich will einen Menschen ans Telefon bekommen. Ich versuche noch ein paar hinterlistige, weitere Tricks. Doch keiner greift. Dass ich „Blumen gießen“ will, hilft schließlich dem System auch nicht weiter. Es versteht diesen Kundenwunsch nicht. Na klar, logo.

Eine vergleichsweise 100% andere, positive Erfahrung macht der Berichterstatter bei der Brandschutzberatung der Berliner Feuerwehr. Es ging um die Frage, ob ein Baum in den Innenhof eines Hauses in Berlin-Schöneberg gepflanzt werden darf aus feuerwehrtechnischer Sicht. Ein Anruf, ein Mann am Telefon. Eine Verabredung, das geschilderte Problem zu überprüfen „Ich fahr da mal raus und ruf nochmal an“ und drei Tage später das Ergebnis auf dem Anrufbeantworter: Keine Bedenken. Und heute, nach vierzehn Tagen, seinerseits nochmals der Anruf: Ich hatte sie nicht erreicht! Und ich: Ja, Sie haben das doch auf meinem AB hinterlassen. Also ich freue mich, dass er da jetzt nochmal nachhakt, aber das Problem sei geklärt, erledigt, bearbeitet und gut ist. Gewissenhaftigkeit. Yin ist die Berliner Feuerwehr und ihre gekonnte Brandschutzberatung, Yang die Berliner Sparkasse mit ihrer erfolgreichen Anruferkontakt-Verhinderung.

Entnervt hänge ich auf. Was nun? Richtig: Das Geld da abholen und zu einer anderen Bank tragen, die für Rückfragen zum Verbleib des Geldes telefonisch auch persönlich erreichbar ist. Allerdings ist der bundesweite Trend zu solchen „automatischen Lösungen“ unumkehrbar und man muss wohl immer mehr und intensiver suchen, nach erreichbaren Geschäftsbanken. Ich werde genau hinschauen: Unterm Strich zähl ich.

 

(EP)

2 Gedanken zu „1414/11: Prognosen: Mit einer Sparkasse zu kommunizieren, ist Ausdruck hoher Kunst auf der Seite des Anrufers #Kommunikation

  1. Kleiner Hinweis: sparkasse.de ist nicht die Website der Berliner Sparkasse. Jede Sparkasse in Deutschland ist ein eigenständiges Institut. Die Service-Hotline von sparkasse.de kann Ihnen keine Auskunft darüber geben, welche Filiale von der Berliner Sparkasse mit der Nummer 079 versehen wurde.

    Kontakt: berliner-sparkasse.de, Tel. 030/869 869 69

    • Die Website der Berliner Sparkasse übrigens auch nicht. Aber danke dem unbekannten Kommentator. Und was die vorgeschlagene Nummer angeht: Dort befindet sich ein Telefonsekretär-System -sprachgesteuert-, dessen Ratlosigkeit meinerseits schließlich mit „Blumen gießen“ auf die Frage bestückt wurde, was ich zu wünschen beabsichtige. Blumen gießen kam nicht vor in der Syntax: natürlich nicht. Richtig ist aber, dass es eine Hotline mit der Durchwahl -500 gibt. Diese habe ich schließlich angerufen. Bis ich die allerdings hatte, wähnte ich mich schon als Sparkassenkunde: ich hatte einen gefühlten „knax“.

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