#3.284/24 – Positionen – Was machen die Shopping Malls in Berlin mit uns? – Das süße Leben (nach dem Album „Das süße Leben“)

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Interzone: Das süße Leben (das ganze Album)

Wie entwickelt sich in Berlin der Markt für Shoppingmalls?

Ein besorgter Bürger fragt (zurecht) auf Facebook:

„Ich möchte hier mal in der Runde die Frage stellen, was eigentlich mit dem Schloss Straßen Center los ist. Die Geschäfte ziehen alle nacheinander aus. Was sind denn die Pläne ? Weiß jemand etwas darüber?“

Die Frage weckt ein paar Kommentatoren.

Nutzerin Babs sagt: „Ich hörte von einem Inhaber dass die Mieten so teuer geworden sind und deswegen viele rausgehen müssen.“
Nutzerin Anna weiß: „25% mehr Insolvenzen als im letzten Jahr…“

Bereits am 01. März 2024 hatte der Tagesspiegel gemeldet: Das Schloss Straßen Center ist insolvent.

Nutzer Tommy sagt seine Meinung: „Derartige Center sind stadtentwicklungstechnisch gesehen kein Gewinn. Sie fördern die Einöde, den Markenmainstream und schaden nebenbei Gewerbediversität. Wie schade, wie verpasste Chance, etwas Großartiges zu machen. Einen pulsierenden Mix, ein flirrendes Oeuvre, ein Feuerwerk der Sinne. Wie langweilig.“

Nutzerin Kerstin weiß es noch besser, sie kommentiert: „Dann besuchen Sie aber mal zB das Stern-Center in Potsdam oder gleich die großen Malls in Hongkong. Ihre Aussage ist Blödsinn. Allein die Mieten und mangelnde Kaufkraft stehen im Vordergrund.“ – Ach so…also Blödsinn.

Ein bisschen weitergedacht: „Wieso ist sie Blödsinn? Es ist meine Beobachtung seit langem. Die großen Malls der Welt. Ich habe selbst in Amerika keine wirklich guten gesehen. Marken-Einheitsbrei, Verwechselbarkeit und inhaltliche Plattheit sind gang und gäbe. Und überforderte Verbraucher mit Xmaskopfschmuck und Scheinbrimborium. Noch nie war Konsum so verwäxelbar. Und nun du bitte, warum ist das Blödsinn? Muss ich nach Hongkong? Vom letzten Geld, was macht das schon.“ („Komm, wir fliegen nach Hongkong, vom letzten Geld, was macht das schon? Du bist jung, Du bist schön…“ (Heiner Pudelko, Interzone, Das süße Leben, Song: „Ich würd´s wieder tun.)


Ich würds wieder tun (Song aus „Das süße Leben“)

Da ich keine Antwort bekomme, nochmal kurz: Meine Aussagen zu Shoppingmalls sind beileibe kein Blödsinn, sondern eine zulässige, nicht abwegige Sicht auf die Dinge, wer groß denkt und nicht oberflächlich. Denn diese Center sind alle auf der Oberfläche gebaut. Sie werden auf Dauer so keinen Bestand haben. Auf Dauer werden sich auch die Mieten und besonders Mietsteigerungen dort nicht erfolgreich durchsetzen lassen, weil das Verhältnis zwischen erzielbarem Umsatz und Mieten aus dem Ruder gerät. Nach dem Scheitelpunkt werden die Gewerbemieten dort sicher zusammenbrechen, also nach unten tendieren.

Die Nutzerkommentare belegen, dass die Mieten so teuer werden. Das wird sich umkehren. – Nun kommen wir zu einer ganzheitlichen Sicht auf die Dinge, in aller Kürze:
Die Shopping Malls sind Versuche, Amerika zu kopieren und betreffen vor allem die Jahre 2000 bis 2020. Die Idee, ganze Erlebniswelten für Konsumenten zu schaffen, in denen alle sich wohlfühlen, um grandiose, nicht enden wollende Einkäufe zu machen, ist zwischenzeitlich gescheitert.

In der ersten Welle haben die Shoppingmalls den gesamten Einzelhandel total kaputt gemacht. Dieser ist inzwischen fast ganz ausgestorben. Danke dafür.

In ganzen Stadteilen sind die ehemaligen Lebenswohlfühlstraßen verödet und nach und nach nach immer mehr Geschäfte geschlossen. Inzwischen hat das Internet die Menschen abgeholt. „Die kleine Karla Konsumenta möge bitte aus dem Bälleparadies abgeholt werden.“ Gerade diejenigen, die in Einkaufszentren ihre Marken ins Licht rückten, sind heute fast ausnahmslos online zu besuchen, mit bequemen Warenzusendungen und so viel Reklamationsmöglichkeiten, dass der Kauf als risikolos für den Verbraucher gilt.

Also wird ONLINE jetzt auch nach und nach die Shoppingmalls alle überflüssig machen und eins ums andere wird schließen müssen.

15.11.24 - Sambal Oelek, Wurzkaminer, Düsseldorfer Löwensenf #Food #gesichtspunkteDE #BloggwartvoHoggwart

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Nun kommt noch die ganz übergeordnete, ganzheitliche Sicht auf diese Schlösser. Kein Stadtplaner, keine Baugenehmigungsbehörde, niemand, hat ganzheitlich und komplett gedacht und eine Sondermüllrückklausel in die Baugenehmigungen gemacht, nach dem Motto: Ist dieser Gewerbebetrieb nicht mehr zukunftsträchtig zu betreiben, so verpflichten sich deren Bauherrn, diese Schlösser insgesamt zurückzubauen und sie nach und nach wieder in die gesamtheitliche Stadtplanung zu re-integrieren. Also bspw. durch Wohnungsbau oder durch andere Mischgewerbegebiete, in denen Wohnen und Gewerbe gleichberechtigt und sozial ausgewogen zueinander entstehen können. Also alles anders als die inhaltlich überkommenen Gewerbetempel, die in Zukunft nicht mehr in dieser Größenordnung gebraucht werden.

Und – liebe Nutzerin Kerstin: Blödsinn ist die Idee, mich nach Hongkong einzuladen. Was soll ich denn da? Blödsinn ist die Idee, im Stern-Center Potsdam überprüfen zu müssen, was an diesen Anlagen gut sein soll. Blödsinn ist jeder Versuch, diese Einkaufsparadiese nicht mindestens äußerst argwöhnisch zu betrachten, mit Skepsis noch und nöcher.

Verstehscht Du? – Ich wünsche allen ein schönes Wochenende und weniger Einkaufsparadiese und weniger Stadtverdichtung.

Ich bin aus Berlin (Zehlendorf) weggezogen, weil die Verdichtung und die Entwicklung rund um die Argentinische Allee (Fischtal, Oskar-Helene-Heim usw.) immer unerträglicher wurde. Zehlendorf bspw. hat in den letzten zwanzig Jahren vor unserem Wegzug ganz ganz erheblich gelitten (bspw. Zehlendorfer Welle, Neubebauung am Festplatz des Amerikanischen Volksfests, u.v.a.)

Berlin ist nicht ganz dicht. Außer vielleicht, was die Bebauungsdichte angeht, aber davon redete ich ja schon.

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