3284/19: Positionen: Ich weiß jetzt, wer bei 1 & 1 die Kundenzufriedenheit leitet. Wer leitet eigentlich die Kundenzufriedenheit? #Kritik


Hildegard Knef-Sie Doch So, Eins Und Eins das macht Zwei

Eins und eins, das macht zwei, drum küss und denk nicht dabei. Denn Denken schadet der Illusion. Alles dreht sich, dreht sich im Kreis. Und kommst du mal aus dem Gleis, war’s eben Erfahrung anstatt Offenbarung, was macht das schon? Der Mensch an sich ist einsam und bleibt verlassen zurück. Sucht man sich nicht gemeinsam ein kleines Stück von dem Glück. Dem Glück, das man mit Füßen ein ganzes Leben lang trat. Das man mit ein paar Küssen plötzlich zu Hause hat. Eins und eins, das macht zwei, ein Herz ist immer dabei, und wenn du Glück hast, dann sind es zwei. Das Rezept wird keiner erfinden, das wird keiner ergründen. Mal bleibt’s für’s Leben und mal bleibt es eben nur Liebelei.

1 & 1 Internet AG heißt aus firmentaktischen Gründen jetzt Ionos, in Karlsruher Teilbereichen. Karlsruhe, das weiß ja jedes Kind, liegt im Berliner Speckgürtel, etwas jottwedeh! Wie am Telefon auf Nachfrage  sei mit dem Namenswechsel nur eine firmenstrategische Maßnahme, kein Ab- oder Ausverkauf an einen amerikanischen oder chinesischen Seelenverkäufer. Trotzdem: Da geht was, die Sache mit 1 & 1 wird schon seit längerem irgendwie größer und kosmopolitischer. Hier und da auch wie überall nicht besser. Sprachsekretärsysteme nehmen Menschen die vernünftige und gewinnbringende Arbeit ab und tippen Sie hier Eins und Eins und tippen Sie aber nicht Zwei, selbst wenn eins und eins zwei ergibt.

Sehr schön ist auch das Naming der Mitarbeiter. Auf einer Kündigung las ich brüllend vor Lachen: Wir hoffen, Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder als Kunden begrüßen zu dürfen, Mit freundlichen Grüßen – Gunter Eberling, Leiter Kundenzufriedenheit.

Ehrlich gesagt drängt sich doch sofort folgende Frage auf: Wie heißt eigentlich der Leiter der Abteilung Kundenunzufriedenheit?

Der Mensch an sich ist einsam und die denken sich immer so Quatschnamen aus für Sache, die es gar nicht gibt – und es klingt alles so hübsch proaktiv und modern:

Quatsch nicht, arbeite. Weiter arbeiten….

 

3238/18: Meinungsforschung: Die Gesellschaft für Marktforschung im Auftrag von Vattenfall- Verwende Deine Zeit, verschwende Deine Jugend!

Erzählt - mit einem Mikrofon aus Bulgarien

Schön und jung und stark
Schön und jung und stark
Du bist schön und jung und stark
Nimm dir was du willst
Nimm dir was du willst
Solang du nur noch kannst
Verschwende deine Jugend
Verschwende deine Jugend

Schön und jung und stark
Schön und jung und stark
Nimm dir was du willst
Tu was du willst
Tu was du willst

Solang du nur noch kannst
Solang du nur noch kannst
Verschwende deine Jugend
Verschwende deine Jugend

Schön und jung und stark
Schön und jung und stark
Du bist schön
Und du bist jung
Und nimm dir was du willst
Und nimm dir was du willst

DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft), „Du bist jung“

Heute wieder das unnütze Telefonat: Die Firma Opionion Control (Namensidee: Der Postillon) ruft an und fragt gezielt nach. Bevor sie fragen, antworte ich bereits komplett, das geht schneller. Summa summarum.

Rrrringg! Rrrringgg!

Krkksss. Guten Tag, mein Name ist Schniederpelz. Ich bin von der GfM Gesellschaft für Marktforschung (* Name geändert) und rufe im Auftrag der Firma Vattenfall (Name nicht geändert) an, ob Sie zufrieden waren?

Ich? Nein. Nein. Ich bin nicht zufrieden. Ich halte das für krank. Dass Sie mich anrufen und mich fragen, ob ich zufrieden war, ist genau genommen richtig krank. Ich bin gar nicht damit zufrieden, dass die Arbeit bei Vattenfall nicht gut läuft und die nicht auf Kunden eingehen, aber ansonsten Marktforschungsinstitute beauftragen zu erfragen, ob die Arbeit gut war. Was erlauben Vattenfall. Nein, sie war nicht gut, und selbst wenn sie gut gewesen wäre, dann wird sie allein schon durch diese kranke Geisteshaltung schlecht, die darin besteht, Dinge nicht einfach zur Zufriedenheit der Kunden zu erledigen, sondern Dritte damit zu beauftragen, über Nichtigkeiten des Lebens auch noch gewerblich zu telefonieren. Eine ganz perfide, miese Tour. Ich will, dass Sie das in Ihren Formularen einspeichern, falls sie solche Antworten überhaupt bereithalten in Ihrem Webspace. Und klicken Sie bitte gleich an: Never call him again. He calls You, if he wants to….

Ja, ist gut, danke, Wiedersehen.

Nicht dafür.

Krks.

3209/17: Positionen: Das Schlagwort „eRechnung“ nimmt Fahrt auf und führt zu systematischerer Berichterstattung.

Dass wir uns entscheiden, Vorzüge des Internets zu nutzen, ja klar. Uih, wir sind sooo modern, aber so was von ….Allerdings verändert das die Verhältnisse erneut. Im Vorteil ist der Herausgeber. Und nun macht der Anbieter digitaler „Mehrwerte“ alles Mögliche: Er schickt die bestellte Rechnung nicht digital. Sondern Emails ohne jede Angabe, worum es eigentlich geht. Man soll sich irgendwo einloggen und irgendwas tun. Eine irische Firma meldet sich für den Stromanbieter Vattenfall: Wir testen die Kundenzufriedenheit. Ha! Die Krönung sinnfreier Formulierung aus der Telekom: Falls Sie in der Zwischenzeit etwas stöbern möchten, …, und nein: Wir wollen nicht stöbern. Wir wollen echte Mehrwerte. Bekommen wir das, was uns versprochen wird? Wenn wir in Kundencentern Zugangsdaten anlegen?

Wenn Menschen bloggen, ist es von Zeit zu Zeit tatsächlich so, dass bestimmte Themen immer mehr in einen Fokus geraten. Automatisierte Geschäftsprozesse beispielsweise. Also Autofokus. Was ist eigentlich noch richtig? Was ist falsch? Bin ich selbst durcheinander? Selbstkritisch zu reflektieren, was man schreibt, ist keine schlechte Idee.  Dies Thema bewegt mich derzeit sehr:

Der Trend ist die Umstellung von analogem auf digitalen Schriftwechsel. Stichwort: eRechnung. Sogar eine gesetzliche Grundlage existiert seit kurzem. Ganz klar: Mit der Überführung vom gelben Postrechnungs- auf elektronischen Versand sind enorme Einsparpotenziale verbunden. Ja, richtig: Für Unternehmen. Deswegen wollen immer mehr viele ihrer Prozesse digital abbilden. Da gibt es jede Menge Fehlentwicklungen, wie immer, wenn Unternehmen nur sich selbst denken. Der Kunde wird zum digitalen Sklaven degradiert, zum Hilfsangestellten. Gleichzeitig wird der bisherige Service drastisch -Hervorhebung: DRASTISCH- eingeschränkt. Weniger Mitarbeiter, weniger Telefonsprechzeiten, weniger Weswegen rufen Sie an?. Ganze Workflows schalten die Unternehmen vor: 10 bis 20 Minuten Tastatureingaben keine Seltenheit, und Warteschleifen.

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Continental-Schreibmaschine

3208/16: Positionen: Das unerträglich laute Gebrüll der Vögel, viel Lärm um Nichts. – Ich bin doch keine Maschine.

Der schräge Vogel!


Tim Bendzko – Keine Maschine (Offizielles Akustikvideo)

Die Ladetagsveränderung (Quelle: BRS Recycling Service)

Die Ladetagsveränderung (Quelle: BRS Recycling Service)

Man kann den Gedanken eigentlich kaum noch ertragen:

Immer mehr Unternehmen setzen immer mehr Software ein, um immer mehr Briefe zu schreiben und am Ende ist es doch nur Papier, das man recyceln muss. Übrigens seit mehr als einem Jahr erneut kostenpflichtig. Also machen sich große, orangefarbene Unternehmen mit Sitz in Berlin daran, noch mehr Briefe in das Wertstoffsystem einzuführen. Mit großen Poststraßen und riesigen Rechneranlagen, die in der Lage sind, Post automatisch versandfertig zu machen. Win-Win-Situation: Ich produziere Papiermüll, also verdiene ich.

Dann kommt die geballte Ladung Brief. Darunter solche, die Ladetagsveränderungen ankündigen (bisher: Mittwoch, künftig: Mittwoch). War die Software buggy? Es sind, sagen wir einmal rund 20 Briefe für verschiedene Ladestellen. Solche Briefe lassen sich leicht drucken. Aber sie tragen viel Widersinn in sich. In den Emailsignaturen steht häufig: Denken Sie auch an die Umwelt (kleines grünes Bild eingebettet), ob diese Email ausgedruckt werden muss? Ja, mach ich gern. Ich denke nach. Berlin Recycling Service, ein Tochterunternehmen der BSR, erinnert uns an diesen frommen Wunsch unter vielen Emails. Und trägt ganz erheblich zum CO2-Ausstoß bei: Durch Briefe, die die Welt nicht braucht.

Was wirklich überall inzwischen wirklich fehlt, in allen möglichen Kundencentern von großen Unternehmen: Ein Häkchen, das man setzen kann: „Entscheiden Sie, welche Art von Mitteilungen Sie brieflich haben möchten? – Und welche elektronisch?“ Oder: „Kreuzen Sie bitte hier an, wenn Sie Internet haben.“ Es hieße dann: Ladetage, Ladetagsänderungen kann man online abrufen, no problem, dafür ist es doch da, das Internet. – Oder das Negativbeispiel: Die Website der BSR (Berliner Stadtreinigung) ist da trockner. Da wird einem ja übergeholfen, wer das Kundencenter benutzt, stimmt (unwiderruflich) dem vollelektronischen Rechnungsverkehr zu. Nein, nein: Niemand ist verpflichtet, irgendein ausgedachtes Gedöns zu akzeptieren. Hallo? Wir sind die Kunden. Das Gedöns muss kundenfreundlich sein und nicht nur helfen, Unternehmenskosten von Großgiganten ordentlich zu drücken.

Wir sind doch keine Maschinen. Hat schon Tim Benzdko gesungen.