3048/15: Gedenken: Vor 100 Jahren wurde in Belgien das erste Mal systematisch Giftgas eingesetzt.

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In stillem Gedenken:

Am 22. April 1915 setzten deutsche Soldaten in der Nähe des belgischen Städtchens Ypern im 1. Weltkrieg erstmals Giftgas ein. Der Wind musste dafür günstig stehen. Als es so weit war, wurde gehandelt. 180 Tonnen flüssiges Chlor wurde eingesetzt. Der deutsche Chemiker Fritz Haber schuf in Diensten der Armee das tödliche Gas und damit einen weltweiten Standard. Andere Länder waren keinen Deut besser, sondern schlechter in Entwicklungsarbeit vorangekommen. Mit deutscher Gründlichkeit waren Deutsche Vorreiter einer Entwicklung, die bis heute anhält. Und trotz weltweiter Ächtung wird immer wieder Giftgas als perfide, heimlich, still und leise daherkommende moderne Kriegswaffe eingesetzt. Die gedankliche Verbindung zu Zyklon B, dem Ausschwitz-Gas, ist nicht abwegig.

Das ist 100 Jahre her. Das virtuelle Gedenken ist angemessen. Es erinnert an eine von vielen falschen Entwicklungen der Menschheit.

Dass Fritz Haber später als „Vater des Gaskriegs“ offiziell bezeichnet wurde, verhinderte nicht die Verleihung des Nobelpreises an ihn.

3014/15: Kommentar: Darf oder sollte es ein Vergessen geben? – Von Tagesschau-Kommentatoren, Hugo Egon Balder und Dresden

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„Es gibt keinen Schlussstrich“: Kommentar zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

„Es gibt keinen Schlussstrich in der Geschichte – in keiner. Klar, lieber erinnern wir uns an Karl den Großen, Bismarck oder die Wiedervereinigung – aber Auschwitz ist nun mal passiert. Wieso sollten wir ausgerechnet das Kapitel der Judenverfolgung hinter uns lassen? Dieser Teil unserer Geschichte ist in seiner Abartigkeit so einzigartig, dass er gar nicht vergessen werden kann.“ Von Anja Reschke (NDR)

Ganz ehrlich, Hand aufs Herz: Normalerweise mag ich die Übung der öffentlich Rechtlichen nicht, wenn in der ‪Tagesschau‬ Kommentare im Rotationsprinzip, fair und ausgewogen, für den Senderländerproporz, gesprochen werden dürfen: Dieser Kommentar in der Tagessschau allerdings trifft mich mitten ins Herz und ich begrüße ihn mit Zustimmung. Und deswegen verteile ich ihn noch einmal weiter. Mit Dank dafür.

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Edith Müller, gestorben 1943 in Auschwitz

2070/14: News: Der Film „Im Labyrinth des Schweigens“ erzählt über einen deutschen Meilenstein, den Frankfurter Auschwitz-Prozess

news

Kinostart_Im.Labyrinth.des.Schweigens

Es war der größte Schwurgerichtsprozess der deutschen
Justizgeschichte, ein Meilenstein der NS-Aufarbeitung:
Der Frankfurter Auschwitz-Prozess Anfang der 60er Jahre.
Doch gegen welche Widerstände dieser Prozess damals,
18 Jahre nach Kriegsende, durchgesetzt werden musste,
lässt sich heute nur noch schwer vorstellen. Der Spielfilm
„Im Labyrinth des Schweigens“ erzählt von dieser
Vorgeschichte, packend und berührend.
Titel, Thesen, Temperamente
(Sendung vom 26.10.14)

Im Berliner Speckgürtel, in Frankfurt/Main, fand der so genannte Auschwitz-Prozess statt. Dieser Prozess spielt in einem Bericht meinerseits, der schon etwas älter ist, eine große, entscheidende Rolle und ist hier verlinkt.

Dass diese Wendemarke der deutschen Versuche, Aufarbeitung zu leisten, nun zum Handlungsstoff einer Verfilmung wird, ist zu begrüßen. Denn wer einmal in Auschwitz war, so habe ich es jedenfalls empfunden, fand folgendes wichtig: Jeder Deutsche sollte einmal in seinem Leben dort gewesen sein. Wie ich auch hier u.a. schlussfolgerte…

2012/14: Historie: Ein Interview der #Zeit mit Renate Lasker-Harpprecht (90)

Historie

Lesezeichen

Eins ist klar. Auschwitz liegt nicht im Berliner Speckgürtel, wie sonst hier steif und fest behauptet wird. Dafür ist die Scham über das erlittene Unrecht von Millionen von Menschen während der 12 Jahre andauernden Terrordiktatur Hitler-Deutschlands zu groß, als das man Kosmopolit spielen könnte. Das Interview hat Giovanni di Lorenzo einfühlsam geführt.

Das macht es zusätzlich lesenswert. Weil es fein, zärtlich und vorsichtig ist, Nuancierungen freilegt und Befindlichkeiten einer „großen, alten Dame“ berücksichtigt. Man möchte weinen und darf es nicht.

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Redensarten Hölle

1900/13: Linktipp: Auschwitz vor Gericht

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Redensarten Hölle

Redensarten Hölle

Das ist das Schwerste: sich verschenken
und wissen, dass man überflüssig ist,
sich ganz zu geben und zu denken,
dass man wie Rauch ins Nichts verfließt.
Selma Meerbaum-Eisinger (* 1924  + 1942)

In der ARD-mediathek ist derzeit die filmische Dokumentation „Auschwitz vor Gericht“ zu sehen. Das Thema ist der Frankfurter Auschwitz-Prozess.

Weblotse

 

1639/12: Prognosen: Es ist jetzt was los in Verwalterland Deutschland, die Karten werden neu gemischt für 2013

Quelle: Pharus-Plan, Stand Mai 1930, Gebiet Schöneberg

Quelle: Pharus-Plan, Stand Mai 1930, Gebiet Schöneberg

Man merkt diesem Blog an, wenn es hyperaktiv geschrieben wird, wie die Leserzahlen sind. Dann ist hier richtig was los. Das schreibe ich ja ehrenamtlich, so wie „Geschäftsführung ohne Auftrag“, juristendeutschtechnisch ausgedrückt. Momentan habe ich kaum Zeit zu bloggen, viel zu tun. Doch heute Morgen ist das Telefon still und niemand ruft mich an. Ich bin nicht böse. Alles gut. Zeit zu bloggen!

Es ist viel los in Hausverwaltungs-Deutschland dieser Tage und in Berlin. Jetzt werden gerade wieder die Karten gemischt, so wie jedes Jahr um diese Zeit. Wohnungseigentümer aller Stadtteile sind mit ihren Verwaltungen unzufrieden. Aber auch Verwalter sind mit ihren Wohnungseigentümern teils unzufrieden. Man will sich voneinander trennen, aus welchen Gründen auch immer.

Alte Verwalterbestellungen werden nicht verlängert. Neue sind noch auf Orientierungssuchpfad. Wen nehmen? Alle versprechen das Blaue vom Himmel herunter, das ist normal. Wenn es nach dem schriftsätzlichen Angebot geht oder nach dem Reden, sind einige der Verwaltungsbewerber Anwärter auf die goldene Peperoni: Sie sind einfach rattenscharf. Andere wiederum sind gähnend langweilig vor lauter Sachlichkeit und ihre Angebote sind bereits irgendwie einschläfernd.

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Auschwitz-Birkenau (Historienfoto)

1575/12: Positionen: Toilettenregeln, Tod, Deutschland und youtube-Sendungen über die Herkunft von Adolf Hitler #yelp

Auschwitz-Birkenau (Historienfoto)

Auschwitz-Birkenau (Historienfoto)

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland
sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel
er trifft dich genau.
Paul Celan (* 1920 – + 1970)

Fünf Sterne deluxe für ein Vernichtungslager, aber es müssten Judensterne sein. Alles andere ist nicht angemessen. Als ich mal dort war, in Auschwitz-Birkenau, hat es mir nicht gut geschmeckt. Es blieb mehr als ein im Vergleich zu banaler, bitterer Nachgeschmack. Überrascht war ich nicht. Ich hatte damit gerechnet.

Zu gut hatte ich jedes Detail des deutschen Nationalsozialismus von vielen, verschiedenen, nie ausgewogenen Seiten beleuchtet. Mit den Leugnern, Zweiflern und mit Menschen, die sich wie ich nichts Vergleichbares hätten vorstellen können. Ich hatte immer verstehen wollen: Wie hatte es so kommen können? Das Deutsche Reich in Perfektion: Eine arische Tötungsmaschine, deutsche Perfektion, made in Germany, im Reich der Wurm des Unerträglichen. Und Hannah Ahrendt hat den Hauptbuchhalter der Reichsgasverwesung Adolf Eichmann im Prozess beobachtet und die von ihm ausgehende Banalität des Bösen.

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1314/11: Polizeiticker: Antisemitische Beleidigungen, Ruhigstellungsregeln und pupsende Würstchen im Berliner Alltag

Polizeiticker auf gesichtspunkte.de

Verhalte dich ruhig: das ist eine bekannte Aufforderung zum Gehorsam, die den Lagerinsassen in Auschwitz auf der Sammeltoilette unter abscheulichen Bedingungen aufoktroyiert wurde.

Verhalte dich ruhig, sonst wirst du erschlagen! Verhalte dich ruhig ist 2011 eine ins Leere gehende Beschwichtigungsformel. Menschen zu sagen, dass das was sie tun, nicht akzeptiert werden wird. Unter gar keinen Umständen. Auch in einer Wohnungseigentumsanlage nicht und sowieso nicht in Berlin-Westend. Ob dies zu den geschäftlichen Obliegenheiten eines Verwalters für Wohnungseigentum gehört? Als nämlich heute folgende Nachricht aus dem Polizeiticker quoll, da kam uns der Gedanke:

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1245/11: Videos: Ilse Weber in Theresienstadt – interpretiert von Julia Kaiser (voc)

Im Zehlendorfer Droste-Hülshoff-Gymnasium findet aktive Verschmelzung der Schüler mit der deutschen Geschichte statt. Anders als an vielen anderen Berliner Schulen, besser intensiver als dort greift hier das Anfassen unrühmlicher Zeitabschnitte deutlich Platz: wider das Vergessen, wider Wiederholungsgefahren und eben nicht wider die Vernunft. In diesem Fall ist der Schmelztiegel, der Jugendliche und Geschichte zusammenführt und miteinander fest verschweißt, die Musik. So darf uns Geschichte berühren. Beim Sommerkonzert 2011 am 31. Mai werden Werke aufgeführt, die 1575 und drumrum geschaffen wurden, aber auch der Beatles-Song „Eleanor Rigby“ von 1967. Oder König der Löwen, deutlich später ebend. Einen Schwerpunkt bildet aus gegebenem Anlass Musik aus dem Konzentrationslager Theresienstadt. Sie bildet einen Reiseabschluss in ein „Vorzeige-KZ“ der Nazis, die das KZ wahrheitswidrig als „Wiege freudigen Kulturschaffens“ propagandatechnisch maliziös verballhornt hatten. Erinnerung an die Opfer dieses perfiden Systems und „der Ekel“ ggü. den damaligen Tätern.

Ich war in Auschwitz. Deutsche unrühmliche Geschichte 1933-1945. Genauer gesagt: schon bald nach der Machtergreifung durch den österreichischen Gefreiten Adolf Hitler, dessen Familienname „Schicklgruber-Hiedler“ eigentlich anders war. Hitler hieß die Familie nicht, aber als Familie Hitler (Sendung: Familie Hitler auf youtube) ging sie später in die Geschichte ein. Von Anfang bis Ende unrühmlich. Post mortem betrachtet.

Später griff er nach der Macht, die Deutschen waren nicht stark genug, ihre eigene Politikunmündigkeit zu  erfassen, zu begreifen, dass alles, was nun folgen würde, ohne jeden Vergleich sein würde. Ein ganz kleines bisschen später kamen viele, viele Menschen plötzlich in neu geschaffene Lager, die sie Konzentrationslager nannten. Die Lager waren weit verstreut und hatten Grausamkeitsstufen. Ich war „nur“ in Auschwitz, nie in Theresienstadt. Auschwitz war schlimmer. Alles zusammen war: Widerlich, menschenverachtend und vor allem menschenvernichtend.

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