1234/11: FotoPodcast: Ein Grenzstein, ein Maschendrahtzaun und eine ganze Tüte Vergangenheit!

Ein Grenzstein (Berlin-Lankwitz)

Ein Grenzstein (Berlin-Lankwitz)

Ein Grenzstein (mitunter auch Markstein) ist ein Eckpunkt, Knickpunkt oder Knotenpunkt einer Flurstücksgrenze. Grenzsteine sind die so genannte Abmarkung von im offenen Gelände liegenden Grenzpunkten, die in der Regel mit einer mittleren Lagegenauigkeit von einigen Zentimetern gesetzt werden. Sie sollen sich frostsicher – das heißt mindestens 60 cm tief – im Boden befinden. (Aus Wikipedia)

Am Grenzstein in Berlin-Lankwitz, direkt an der Kante des eingefriedeten Grundstücks. Wir erfahren, dass Herr Rusch (* Name geändert) seit 1961 hier wohnte. 1971 hat der Eigentümer des Hauses ihn gefragt, ob er das Haus übernehmen wolle? Ein Kauf auf Rentenbasis. Es hat praktisch zwanzig Jahre weiter gezahlt, so lang lebte die Frau des Eigentümers noch. Und dann starb sie und Herr Rusch war redlicher, ehrlicher Eigentümer geworden. Er war Richter in Berlin, kein Job mit reichlich Apanage, sagt er, man muss rechnen. Heute sei das anders geworden. Er ist jetzt über 80 Jahre alt. Die Gegend hier war früher ein Villenviertel, sagt er.

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Maschendrahtzaun – Stefan Raab – via Youtube 

Im Weltkrieg Zwo wurden die Villen alle weggebombt. Auf google-Maps soll es noch alte Militäraufnahmen von der Gegend geben. Die Amerikaner haben sie google zur Verfügung gestellt. Das prüfen wir heute nicht nach, kein Zeit. Später vielleicht.

So ein Grenzstein, der hat eine lange Geschichte.

Maßband des Öffentlich Bestellen Vermessungsingenieurs

Maßband des Öffentlich Bestellen Vermessungsingenieurs

So wie die anderen drei Grenzsteine, die das Grundstück daher zusammen mit ihm ins Quadrat einfrieden. Ein Quadrat war das Grundstück jetzt lange nicht mehr. Weil beide Grundstücke, nebeneinander liegend, demselben Eigentümer gehörten. Er hatte den Zaun einfach irgendwo zwischen beiden Grundstücken gezogen, denn auf dem einen Grundstück wohnte er selbst und seiner Frau machte er die Sache recht, indem er ein Schlupftor zwischen beide Zäune einbaute. Damit sie morgens im Morgenmantel herüberschlurfen kann, zu einem Freund der Familie, dem Mieter, der oben im Neubau -Baujahr ca. 1958, sozialer Wohnungsbau, Aufbauprogramm- wohnt. Nein, wohnte, der Mieter ist tot. Auch „die Frau des früheren Alleineigentümers“ ist tot und er selbst, der Baumeister, der im Zweiten Weltkrieg am Westwall Beton aufgeschüttet und sich damit eine goldene Nase verdient hat.

Sein Mieter Herr Rusch ist jetzt der, der mit uns redet. Der 1971 zum „Mietkäufer“ auf „Leibrentenbasis“ wurde und findet, dass er einen angemessenen Preis für das ganze Nachbarhaus des vormaligen Großgrundbesitzers gezahlt hat. Über Grenzziehung, Grenzsteine und korrektes nachbarrechtliches Verhalten. Alles ist unstrittig, er weiß um die „verschobene“ Grundstücksgrenze. Die Eigentümergemeinschaft, gegründet ca. 1984, die aus dem ehemals sozialen Wohnungsbau, Baujahr 1958, jetzt geworden ist, wird am Ende 2011 ein ein Stück weit grösseres Grundstück besitzen, als die Jahre seit 1961 (ungefähr) bis heute. Dabei hatte der ehrliche Nachbar doch die Umwandler schon drauf hingewiesen, dasss der Zaun falsch steht. Die hatten kein Interesse, denn das klang kompliziert. Während auf dem Wattenmeer die Landgewinnung durch Anschüttungen und Anpflanzungen erfolgt, erfolgte sie hier für mehrere Dekaden durch das Versetzen von Grenzzäunen und nun -2011- durch Zurückverbringung des Zauns an die richtige Stelle. Gerechtigkeit siegt.

Inzwischen hat niemanden die „himmelschreiende Ungerechtigkeit“ gestört. Es war wurscht. Die Eigentümergemeinschaft wird jetzt ihr Land zurückerhalten, dazu werden die korrekten Grenzsteine gesucht und aufgefunden. Dann erfolgt eine Zaunversetzung, der Einfachheit mit einem neuen Zaun -Maschendrahtzaun-, jedoch ohne „Knallerbsenstrauch. Und „fertig ist die Laube“ (berolinisch für Fertigstellungs- bzw. Endzustand). Beauftragt ist ein ÖbVi (Öffentlich Bestellter Vermessungsingenieur). Heute geht hier alles ganz korrekt zu!

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