987/10: Video: Menschen, die von Freiheit träumen, sollten Zoobesuche nicht versäumen! #Videotipp

Ein betäubter Blick durch den Sucher spiegelt ein Leben im Quadrat. Eine Welt aus Glas und Stäben an unserem freien Tag! Warum geht ihr an eurem freien Tag in den Zoo? #Sinnfragen

Zoologische Gärten gibt es in der Menschheitsgeschichte noch gar nicht mal so lange! Und die Frage ist auch, ob -über die gesamte Geschichte der Menschheit gesehen- Zoologische Gärten überhaupt relevant sind? Dass sie geschaffen wurden, hatte etwas mit Neugier zu tun. Wir mussten uns die Tiere in sicherheitsummantelte Käfige aus Gittern, Glas, Holz und Beton holen, damit sie uns nicht gefährlich würden. Damit sie nicht abhauen! Denn freiwillig würden sie auch nicht bleiben. Im größten Angriff auf die Freiheit der Menschen, im Krieg, haben wir es gespürt. Die Elefanten wurden in die Freiheit gebombt, mussten wieder eingefangen werden, etliche Zootiere sind dem II. Weltkrieg zum Opfer gefallen.

Werden die Zoologischen Gärten vielleicht die Menschheit überleben? Wohl kaum.

_seitentrenner Flugzeug

 

XOO (audio-visual poem by keychee & timo maier) from keychee on Vimeo.

Banner FotocreditsXOO (by keychee & timo maier) – via vimeo

Durch die Stadt weht ein rauer Wind
Man trifft Rudel junger Hunde, die sauer sind
Sie haben zu viel Zeit, die Kläffer suchen Streit
Ich seh‘ zu, dass ich bei drei auf der Mauer bin

Tausend Tonnen Taubenshit, alles grau und versifft
Jeden Müll ins Maul gekippt
Die Affen werden faul und dick
Du bist nicht fit und wirst gefressen
Ungekaut, kurz verdaut und für immer vergessen
Peter Fox „Stadtaffe“ (2009)

Wenn niemand mehr die Zootiere füttert, wird es sie nicht mehr geben: weder Mensch noch Tier wird überleben! Aber dass beide Gattungen, Mensch und Tier, voneinander profitierten, ist lange her. Inzwischen war die Großlandwirtschaft eingeführt worden, die Tiere wurden Nutztiere, in europäischen und zuletzt in weltweiten Normen wurde genau festgelegt, was eine Ente ist oder ihr Ei! Wie Geflügel die Flügel zu strecken hat und Nasenbäre sich dieselbe zu putzen haben, in einer Hühnereier-Verordnung wurde sogar das Eierlegen genormt. Als die Menschen dessen überdrüssig wurden, ersonnen einige clevere Geschäftsleute das Etikett „BIO“, und als die ersten Berlin B-IO ihr Auto kennzeichneten, da war es im wahrsten Sinne des Wortes eine kaputtgegangene Welt.

Verschwende deine Jugend: Die Menschheit verdummt!

Verschwende deine Jugend: Die Menschheit verdummt!

 Banner Fotocredits(visualblog.de, Oktober 2010: 48 Stunden Integration, die Ausstellung, deeplink mit weiteren Fotos hier)

Das Video ist ein „audio-visuelles Poem“ von Keychee, einem in Berlin lebenden Musiker und Timo Maier. Eingefangen per Videotik sind eingefangene Tiere. Wir erinnern uns, dass uns in den dritten Programen der öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten „Hund, Katze, Maus“, „Tiger, Panda & Co.“ und „Elefant, Nashorn und Atapibulle“ entgegen lächeln. Dass uns der Tod von Thomas Dörflein, dem Tierpfleger von Knut, dem Eisbären, tief ins gesellschaftliche Mark getroffen hat. Wer hat schon eine Stadt, in der dem Zoodirektor der Finger abgebissen wird? Es wird seinen Grund haben! Irgendeinen muss es doch haben! Dem Affenpfleger Reimon Opitz gehören in Berlin die Titelseiten. Was ist, wenn die Wölfe sterben? Opitz war nie „Affenvater“? Weil er umfällt und kollabiert.

Wir sind die Kinder vom Bahnhof Zoo, Junkies einer immerwährenden Sehnsucht nach Wildnis, Freiheit und ursprünglichem Leben. Sie füllt sich nicht durch Stäbe, Gitter, Scheiben, die Bilder des Videos vermitteln uns eine meditative Essenz, eine Reduktion, in der alles Flüssige rasch verdunstet. Traurigkeit, Zusammenrottung, um zu überleben, das manische Hin- und Herwiegen der Löwin und ein Schild warnt die Menschen, die Tiere spritzen mit Urin. Besser kann ein Tier nicht sagen: Geh, weiche von mir! Überall drumrum die Dämlichen oder die zu wenig Gescheiten mit ihren Blitzlicht-Billigkameras, blitzen Tieren in die Augen, die sich angewidert abwenden, weil sie resigniert haben, sich dagegen noch zur Wehr zu setzen! Die Tiere halten nicht viel von ihren Besuchern. Die Besucher wissen nicht einmal, wie man Tiere wie diese andächtig, angerührt bzw. berührt beobachtet, ohne ihnen auch noch das letzten Quäntchen Quante zu rauben! Der Verein der Spiegelfechter brüllt im Corpsgeist für alle zu kurz Gekommenen: Avant! Gard! Touché!

Wo die ganze Welt kollabieren könnte, sind zwei Tierpfleger als systematische Windschilder aufgestellt, die Menschheit vor ihrem Verderben zu warnen, vor dem Kahlschlag von „Mother Earth“. Die Berliner Band „The famous, xtraordinary Blackbirds.tv“ hat ihn walhallahaft vorgetragen und fragt: „Can you hear this, mother nature, SOS around the globe“. Die Bilder von Timo Maier und die Musik von keychee sind Fanale wider die Widerwärtigkeit!


Mother Nature – The famous, xtraordinary Blackbirds.tv – performed live 28.08.10 (via Youtube)

Und da hinten hinterm Haus wohnt ein Tier im Zoo, und die Menschen werden darüber nicht mehr richtig froh! Ich sehe zwanzig Affen und der Pfau ist schön. Ich hab noch zwanzig Karten, brauch nie raus zu gehn! (Textadaption „Haus am See“, Peter Fox)

Zoos werden wohl die letzten Reservate der vormals freilebenden Tiere gewesen sein, rückblickend betrachtet. Die Tiere, das sind die letzten nordamerikanischen Indianer der Welt. Zeit, einen Moment in Nachdenklichkeit zu verharren. Mit dem Song „Mother Nature“ der Berliner Schwarzvögel um den großartigen, blinden Sänger Rian Es hoffen wir gemeinsam, dass dies nicht der  Abgesang von allem ist.

Weblotse

2 Gedanken zu „987/10: Video: Menschen, die von Freiheit träumen, sollten Zoobesuche nicht versäumen! #Videotipp

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