755/2010: Emailregeln 07.2010: Akzeptiere Emails als moderne Kommunikation (Lied des Tages)

Dies laut Gedachte hier geht nur telefonisch, verbietet sich aber per Email:

„Was haben wir nur für eine verrückte Zeit, in der die bekanntesten Wetterfrösche Deutschlands wegen des Verdachts einer Vergewaltigung vorübergehend als Söhne Mannheims inhaftiert werden, aber ein nachts angebrachtes Graffito bis kurz vor zwölf niemand der Hausverwaltung meldet? Ist die deutsche Nation schockgefroren oder paralysiert? (Telefonat Verwaltungsbeirat Nachbaraufgang, Verwalter – es ist „kurz vor zwölf! – im besten Sinne des Wortes!)

Die Erkenntnis des Tages ist schnell zusammengefasst. Deutschland wird heute in die Zeit „vor“ und „nach Kachelmann“ eingeteilt. Und die Frage, wer es mit wem tut, in diesem Fall per Email, in die Zeit der „älteren“ und der „jüngeren“ Generationen, sowie einen gesicherten Mix aus all diesen Ingredienzien

_seitentrenner Flugzeug


The Zimmers – My generation – via Youtube

Einerseits sind da die „älteren Semester“, kurz vor Berufsschluss, aber noch voll im beruflichen Saft. Manche davon auch schon deutlich über Berufsschluss, wollen einfach nicht aufhören, aufhören gleichbedeutend mit „Löffel abgeben“. Den Traditionswerten verhaftet. „Seit 55 Jahren“, z.B. so ein Slogan, hört denn das nie auf?

Früher war das Telefax, sagen wir 1988. Das gilt inzwischen fast als abgeschafft. Jetzt haben wir die Emails. An den Arbeitsweisen der Älteren wird sich nichts mehr ändern. Sie halten an ihren bewährten Arbeitsweisen fest. Sind etwas uneinsichtig. Wie der Unternehmer aus der Baubranche, der sich heutzutage eine Postlaufmappe (die mit den Registern von 1-24, A-Z oder ähnlich) aus Hartkarton mit den Emails (ausgedruckt) vorlegen lässt. Outlook? Was ist das? Thunderbird? Ein amerikanisches Auto aus den Siebzigern. Alles neumodischer Nickelkram.

Andererseits sind die jüngeren Semester, die nichts unversucht lassen, modern, zeitagil und konsequent auf elektronischem Wege zu verkehren, anders als Herr Kachelmann es getan haben soll, wobei -und das ganz klar- es gilt die Unschuldsvermutung bis zur rechtskräftigen Verurteilung! Darauf ein Hoch, und das dazugehörige Tief liegt derzeit gerade bei gefühlten Minus Zwanzig über der Haftanstalt von Mannheim. Oder am Frankfurter Wettergate?

Oder der Rechtsanwalt am Kudamm, Generation 60Plus, der auf jeden Versuch, ihm etwas per Email zuzustellen, mit umfänglichen Belehrungen seiner Mandanten reagiert. Emails, das sei unsicher, da sind Viren  drin, rechtssicher sei das alles noch nicht und das dürfe man nur in ganz engen Grenzen machen: Emailen nur nach Verabredung. Das wiederum erinnert uns an die etwas verwässerte Fax-on-demand-Geschichte, die wir mit dem Senioren und Ganztagsruheständler Erwin B. (* Name verändert) an den Tag legen sollen, nach seinen Vorstellungen. „Wenn sie mir ein Fax schicken möchten, rufen sie kurz an, dann stelle ich die Maschine um.“ Auf meinen Einwand, dann bräuchte ich kein Fax zu senden, sondern wir könnten gleich besprechen und auf ein Fax daher verzichten, „ja okay, stimmt“.

Wir erfahren:

Ein Herr, Baujahr 1941, hielt sich in Asien auf. Und veranlasste daher einen Rechtsanwalt, Generation 60Plus, mit ihm ausschließlich via Email zu verkehren. Wir stellen ferner fest: Es ist vorbei mit der seniorengerechten Gelassenheit, was Internet, email und „moderne, neue Zeiten“ angeht. Die Silver Surfer, graumelierte bzw. grau durchdrungene Menschen im besten Lebensalter von allen entdecken das Internet. Wer „alt“ und „entfernen“ bedenkenlos drückt, hat die Welt der digitalen Cluster, Erinnerungsstücke und die neue Botschaft der weltweiten Vernetzung verstanden und nutzt sie zu seinem eigenen Vorteil. Noch liegt der Altersdurchschnitt des Seniorenheims „am wilden Eber“ in Berlin-Dahlem bei ca. 86 Jahren.

Schon in wenigen Jahren, so ist sicher, werden die dort wohnenden Senioren aufbegehren gegen Heimleitung, Pflegedienst und gestaltete Seniorennachmittage, auf den Hazy Osterwald, Peter Alexander und andere metabolische Dinosaurier der Urzeit aufgelegt werden. Dann lassen die Senioren „am wilden Eber“ die „Sau raus“, fetzen „I know, it´s only rock´n roll, but I like it“ (Rolling Stones)`My generation‘ (The Who) und ‚Layla‘ (Eric Clapton). Von da ist es nicht mehr weit zu ‚Highway to Hell‘ (AC/DC), `Claudia hat ´nen Schäferhund‘ (Die Ärzte), `Die perfekte Welle`(Wir sind Helden) und Beth Ditto (Gossip), zu Youtube, Blogosphäre und -ach ja- Emails.

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