675/2010: Bild dir eine Meinung: Sie aß den Killer-Käse! Ein hundsgefährliches Fresschen….

screenshot Killerkäse

screenshot Killerkäse

„Die deutschen Lebensmittel kommen nicht aus dem Quark!“ (Informantin: ungenannt)

‚Ich aß den Killer-Käse…‘ berichtet die BILD-Zeitung hier und lässt das erste Opfer im Listerien-Skandal sprechen. Der Bericht macht eines deutlich: Der Kauf von Lebensmitteln gerät zunehmend zum mörderischen hundsgefährlichen Unterfangen.

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Schon wer auf Mallorca an der Fleischtheke ansteht, um 400 g Schinken (spanisch: Jamón) zu erwerben, weiß: Das Anstehen an der spanischen Wursttheke ist nicht ohne. Alles ist ähnlich wie in der Notaufnahme eines Krankenhauses, vom Ablauf und vom Interieur her: Die Fleischereifachverkäuferinnen sind weiß gekleidet wie Ärzte Nuklearingenieure. Dass sich dieser Beruf nicht mehr anders überleben lässt, vermutet man. Wer bedient werden will, muss eine Nummer ziehen, ganz wie in Deutschlands Amtsstuben. Abgearbeitet wird -preußischer als preußisch- streng nach Nummer. Nein, es ist nicht ungefährlich „auf Malle“ , Kenner warnen indes vor dem Verzehr der dort lebenden Schweine, die teils schon schwarz angelaufen sein sollen.  Sichtbar wird der Irrsinn in einem der Redaktion zugespielten „prima-facie-Beweis“-Video (zu Deutsch etwa: Anscheinsbeweis): Das kurze, unter gefährlichen Bedingungen mit versteckter Kamera gedrehte Video (wissenschaftliche Beratung: Dr. Jamon El Pozo) belegt den mörderischen Irrsinn eindrucksvoll.
 

Ethnologie des Alltags: Wilhelm Ruprecht Frieling kauft 400 g Schinken (via Youtube)

Wir hatten davor schon gewarnt. Nicht vor der BILD-Zeitung, denn als sich seinerzeit ein Mann durch den Fleischwolf drehte, sprach bekanntlich die Zeitung zuerst mit der Bulette (berolinisch für Fleischklops). Dass die BILD-Zeitung zuerst mit denjenigen spricht ist bekannt, denn man kann der Zeitung vieles vorwerfen, eins aber nicht: Recherchieren können die! (Chefredakteur Kai Diekmann: „Jeder Fehler ist einer zu viel.“ hier)

Hundsgefährlich!

Hundsgefährlich!

In Deutschland gibt es jetzt den x-ten Lebensmittelskandal. Die Blaupause ist oft ähnlich. Der Einzelhandel hat einen fulminanten, existenzvernichtenden Preis- und Überlebenskampf am Laufen. Es geht um die Vormachtstellung in allen denkbaren Bereichen und Nischen des Lebensmittelmarktes. Schwierige Apfelsinen, problematisches Tierfutter und -sogar- ein Angriff der Killerkekse, veröffentlicht von dem Berliner Autor Wilhelm Ruprecht Frieling, sind konkret zu befürchten. Die Berliner Hausverwalterszene überlegt nun, ob sie in künftigen Gewerberaum-Mietverträgen Sonderklauseln betreffend die drohende Kontamination der Liegenschaften mit Bodenverunreinigungen aufnehmen muss. Grundwasserverschmutzung durch Leberwurst, Hüttenkäse auf dem Flachdach, Schinken-Salami-Käseecken von Kraft, zu kräftig für die „maximale Deckenlast“ der Stockwerksdecken? Blauschimmelkäse versus schwarzen Flugschimmel versus Fogging-Effekt mit Harzer Roller? All das sind äußerst brisante Themen künftiger Mietvertragsgestaltung. Eine Arbeitsgruppe der Berliner Immobilienverwalter hat sich all diesen Gefahren zum Trotz noch nicht gebildet. Auch der IVD, sonst stolz auf seine Zeitgemäßheit, schweigt sich dazu -bedeutungsschwanger- aus…Zeiten sind das.

BILD ist der Anwalt der Entrechteten, der Opfer und der Ahnungslosen. Aber eins ist klar. Wenn BILD ein Thema anfasst, dann ist es ein ganz heißes Eisen. Selbst wenn die BILD-Zeitung nur über Käse schreibt.

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