669/2010: In eigener Sache: Mein Leben als Avatar in verschiedenen Zusammenhängen

Eine Sache zu bloggen…

„Ich dachte, ich kann jede Prüfung bestehen, die ein Mensch nur bestehen kann.“ (Dialog aus Avatar, der Film)

Mein Leben ist ständigen Veränderungen Überarbeitungen unterworfen.  Eigentlich ist kein Tag wie der andere. Worum ich mich auch nicht bemühe, ist Kontinuität. Diskontinuität hat ihren Charme. Und wenn ich gerade mal wenig Zeit habe, gibt es inzwischen Ersatzlösungen. Virtuelle Lösungen.

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Seit Einführung einer unsäglichen WII-Konsole in unserem Privathaushalt arbeiten unsere Kinder an solchen Lösungen. Eine davon darf ich hier mal vorstellen und ich finde, ich bin gar nicht mal schlecht getroffen. Das bin ich als Avatar in der Spielekonsole WII und ich werde im Belieben meiner Kinder mit eigener HandFernsteuerung eingesetzt, kann Aufgaben wahrnehmen, Dinge erledigen und etwas tun, das ich persönlich-real in Wirklichkeit gar nicht so gerne mache. Ich spiele ungern mit WII-Konsolen. Eine richtige, große Carrerabahn, wie sie Andreas Driesener im 1. Berliner Rennzentrum in Berlin-Zehlendorf betreibt, wäre mal was ganz anderes. Aber selbst dazu habe ich zu wenig Zeit, und das bereue ich: wenn ich Zeit dafür habe.

Avatar vom Bloggwart, WII-Konsole

Avatar vom Bloggwart, WII-Konsole

Nun sind wir als Ältere den Jüngeren ausgeliefert und stehen in deren virtuellem Portfolio als Ersatzavatare beliebig uneingeschränkt zur freien Verfügung. Noch schlimmer ist mein Kontakt zur digitalen Boheme von Berlin geraten, nachdem der Film Avatar in den Kinos anlief und sich zum Kassenknüller entwickelte. Ein äußerst begnadeter Werber (beispielsweise diese hier, die saugute Arbeit leistet, aber damit nicht in Zusammenhang gebracht werden darf) hatte sich via facebook den Spaß erlaubt, sich selbst in ein blass-bläuliches Outfit zu „morphen“. Sein Bild Profilfoto (ein Avatar), wie in diesem Film, veranlasste mich spontan zu Alaaf-Rufen und mir stand der Sinn nach, was jeden kleinen Jungen einfach nur begeistern kann: ich will auch so ein Avatar-Outfit. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:

Bloggwart - Avatar

Bloggwart - Avatar

Gute Arbeit, kann ich nur sagen. Und mit Sicherheit keine Urheberrechtsverletzung, allen anderslautenden Befürchtungen zum Trotz. Das ist auch der Grund, warum ich den Urheber dieses Originals nicht benennen mag kann. Ich habe Quellenschutz angetragen bekommen, und wie Helmut Kohl halte ich Ehrenworte ein: lebenslang. Übrigens nicht wie Uwe Barschel. Nein: Er bleibt komplett geschützt, ich halte meinem Avatar-Designer den Rücken frei durch ein modernes Presserecht, das grundgesetzlich verbriefte Redaktionsgeheimnis und alle pinke-pinke-orientierten Sach- und Verwertungszwänge sind dagegen vollkommen zahnlos. Sollen sich doch die internationalen FinanzJuristenhaie der Verwertungsrechte einen guten Zahnarzt suchen, einen kennen wir, also dann bitte schön in Berlin-Xberg (szenekonforme Schreibweise). Humor hat, wer trotzdem lacht.

Als Avatar wechsele ich von Zeit zu Zeit mein chimärenhaftes Äußeres und gleiche es an meine modernen Sachzwänge an. Das hilft mir, jeden weiteren Tag zu überleben und mich dabei weiterhin wohl zu fühlen. Und wenn’s mir mal nicht so gut geht, dann wenigstens meinem Avatar, wahlweise pausbäckig und schwarzhaarig, weil Braun eine zu feine Nuancierung ist oder -falls gewünscht- mit eher edelherrenartigem Blaustich, mit Contenance und aber trotzdem mit Fassung. Einer trage des anderen Last, und mein Avatar, der trägt dann eben meine. Dieses Motto hat in den 80igern schon mal Berlinale-Preise eingeheimst und Erich (*) war mächtig stolz drauf. Womit wir wieder beim aktuellen, cineastischen Zeitgeist sind, der die metropolischen Potsdamer und anderen Plätze derzeit umweht.

Ob Avatar oder nicht, man sollte etwas haben, an das man von ganzem Herzen glauben kann. Eine Sache, für die man kämpfen möchte. Oder singen.  Soeben zitierte Christoph Sinnen, ein berühmter Saxophonist (Künstlername: Aries Aquarius) aus Berlin, den chinesischen Philofisch Konfuzius und was er sagt, drückt es treffender aus als vieles andere heute:

„Such dir eine Arbeit, die du liebst, und du wirst in deinem Leben keinen einzigen Tag arbeiten müssen.“ 


Filmausschnitt „Einer trage des anderen Last“ – DEFA-Spielfilm 1988 (via Youtube)

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Weiterführend

Hintergrund: Erich (*), der Obrige,  war u.a. auch Kulturschaffender und nicht nur Betreiber eines gleichnamigen Lampenladens. Mittlerweile ruht Erich allerdings in Frieden Santiago de Chile und eine gewisse Margot (Analogie: bläuliche Haarfärbung, siehe oben, inzwischen Vergangenheit) gießt regelmäßig blümerantes Wasser auf das Grab, weil Chile bekanntlich weit weg ist von Deutschland und Margot noch oft an ‚die Rückkehr der Yedi-Ritter‘ nach Neufünfland träumt. Es ist ein schöner Traum (Video unten). 

Margot spricht von Tolkshows (Der kleine Tolkien?), Erich hat´s Licht ausgeknipst und in Santiago de Chile sitzen derweil zu wenig Trendsetter, als das bspw. ich auf die Idee käme, mir einen Avatar machen zu lassen, der Ähnlichkeit Übereinstimmung mit Margot, Erich H. oder gar Erich Mielke suggerierte. Zu wenig Blautöne.


Margot H. über die unmittelbar bevorstehende Renaissance eines verblassten Regimes (via Youtube)

Reiseberichte aus Süd- bzw. Lateinamerika  findest du u.a. hier.

4 Gedanken zu „669/2010: In eigener Sache: Mein Leben als Avatar in verschiedenen Zusammenhängen

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