633/2010: Die rüstigen Rentner vom Chiemsee angeklagt vor Gericht: ihr Anlageberater (noch) nicht


Grannie Gang (Filmausschnitt)- Monty Python (englisch) (via Youtube)

Die ganze Geschichte steht heute in der Süddeutschen und wird so eingeleitet:

 Weil sich fünf Rentner um ihr Geld betrogen fühlten, kidnappten sie kurzerhand ihren Anlageberater. Nun stehen sie wegen Geiselnahme und Körperverletzung in Traunstein vor Gericht.“ (Quelle: Süddeutsche Zeitung, hier

Von wegen alt und hilfebedürftig. Der Rädelsführer der Kidnapper, Roland K., ist 74 Jahre alt, seine Frau Sieglinde schon 79.

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Alte Menschen (Kampagne) Quelle gotthal.de

Die Meldung liest sich wie eine späte Reminiszenz an die britische Blödeltruppe Monty Python und den Film „Die wunderbare Welt der Schwerkraft.“ Gemeint ist die Rockerclique der Grannie Angels, die motorradfahrend das altehrwürdige England unsicher machen. Make tea, not love, lautet das Credo der strumpfbandbekleideten, alten Damen, die biertrinkend in Passagen herumlungern und jungen, unschuldigen Fotomodellen Beine stellen.

Gemeinschaftliche Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung wirft das Landgericht Traunstein den Senioren vor. Einer der Angeklagten kann infolge akuter Herzprobleme seine vorzeitige Entlassung aus dem Untersuchungshaftgefängnis für sich verbuchen. Es wird ein Prozess mit Katzendeckchen, Rheumafell und Stützstrümpfen, verhandelt wird auf harten Holzbänken. Dass endlich mal ein Anlageberater mächtig in die Zange genommen wurde, von dem die Täter vermuten, er hätte Geld in der Schweiz geparkt, hat dabei etwas Beruhigendes. Angela Merkel hat bekanntlich schon eine Raubkopie auf CD bestellt, die den Steuerfahndungsbehörden die Grundlagenarbeit für die nächsten Jahre sichert und neues, frisches Geld in die Finanzkassen spülen soll. Eine weitere ist in Arbeit. It’s approximately five to twelve.

Es ist fünf vor Zwölf!

Es ist fünf vor Zwölf!

Die Redaktion von gesichtspunkte.de wird allerdings aus Gründen der archivbezogenen Einzel- und Gruppenrecherche die bislang erschienenen Artikel über alte Menschen vor diesem Nachrichtenhintergrund nicht umschreiben. Die Redaktion hatte unter dem Stichwort „Das Methusalem Kompott“ hier und da über die vermeintliche Hilfebedürftigkeit von Silver Surfern (alte Menschen im Netz) hintergründig berichtet. Im Gegensatz zu manch anderem älteren Kaliber, dem schlicht nicht zu helfen ist, hatte die Redaktion jedoch als überwiegend zutreffend angenommen, dass es in Mehrfamilienhaus-Zusammenhängen nicht von schlechten Eltern wäre, gelegentlich nach älteren Mitbewohnern zu schauen. Andere wiederum sollten lieber gleich nach Australien verbannt werden. Denn es ist eine Binsenweisheit, dass auch ‚Ältern‘ schlecht sein können, grottenschlecht.

Nicht umsonst leitet die Website gotthal.de schon seit längerem die Begrüßung von (älteren) Besuchern ihrer Homepage mit dem folgenden, gutgemeinten Ratschlag ein:

 Sicherheitshinweis für ‚Silver Surfer‘: ‚Immer mehr alte Menschen verschwinden spurlos im Internet, weil sie gleichzeitig die Tasten <ALT> und <entfernen> drücken.‘ Auf dieser Website haben diese beiden Tasten daher -sicherheitshalber- keine Funktion. (Quelle: Homepage, hier)

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