Die Tourette ist das Gegenteil einer audiophonen Pirouette – vom Schimpfen und Fluchen

Der Schriftverkehr ist knapp und präzise.

Ein Wohnungseigentümer aus Berlin-Wilmersdorf ergänzt einen virtuellen Notizzettel für die WEG-Verwalterin

  • Die Eingangstür klemmt.
  • Der Bewegungsschalter im Außenbereich ist falsch eingestellt.

Die Verwalterin bestätigt den Eingang unformell: sie schreibt….

„danke, we care about that fu**ing bull*s*it “ (keine Änderungen vorgenommen)

Der Wohnungseigentümer reagiert prompt: er schreibt …

“ Alright Motherf***ker, that´s damn cool – like it is outside!“

Womit er recht hat. Mit wem man es machen kann und bei wem man so was besser lässt, ist Gegenstand genauerer Überlegungen und verbietet sich in der Geschäftswelt der Nüchternen, Sachlichen und Bemühten. In anderen Zusammenhängen allerdings ist die Wahl einer vor Ausdruckskraft strotzenden, deutlichen Hip-Hopper-Sprache aus der amerikanischen Bronx (reden die da noch so? oder ist das schon nicht mehr zeitgemäß?) üblich, vernünftig und dient dem Bedürfnis des Informanten, den Mandanten zutreffend orientiert zu halten. Wer hätte das besser ausdrücken können?

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Eine Wohnungseigentümergemeinschaft in Berlin-Kreuzberg sucht dieser Tage nach einem neuen Verwalter. Wegen der internationalen Klientel (mehrere Eigentümer sind außer Landes wohnhaft) wird vom Verwalter verlangt, in wenigstens rudimentärem Englisch auf Korrespondenzen reagieren zu wollen. Darüber haben wir hier schon berichtet. Allein der hiesige exemplarische Schriftverkehr mit einem in Berlin ansässigen, deutschen Wohnungseigentümer belegt allerdings noch gar nicht, dass die Verwalterin für derartige internationale Aufgaben gewappnet ist. Selbst das Anlegen einer internationalen Website ist noch nicht einmal aussagekräftig. Ehrlich. Denn möglicherweise ist die internationale Klientel aus einer anderen sozialen Schicht, als diejenige, die unseren Gossenslang (siehe oben) gerade noch verstehen würde. Zur Fortbildung in die Upper East Side oder nach Manhattan?

Fluchen, Schimpfen und Beleidigen, all das gehört fest und unverrückbar zum täglichen Repertoire jedes Haus- und Grundstücksverwalters, wobei der Veranlasser für derart unangemessene Äußerungen stets in den äußeren Umständen und derzeit in den nicht enden wollenden Beschwerde-Gemengelagen der Kunden liegen soll. Geflucht wird nach dem Auflegen! Der Schnee wurde nicht gut genug beseitigt. Man hätte gar nicht abheben müssen, wir wussten schon, was kommt. Jetzt entspannt sich die Lage hoffentlich in den nächsten Tagen und währenddessen denken wir nach über Krankheitsbilder. Wir warten auf die Schneeschmelze. Vorher müssen alle vereisten Dachrinnen aufgetaut und damit wieder gangbar gemacht werden. Eine Dachrinnen-Innenrohrheizung haben wir noch nirgendwo eingebaut. Ich weiß, das klingt unprofessionell. Aber wer wollte den Untergang der Erde in diesen Tagen erwarten, kurz nachdem dieser bereits auf RTL gesendet wurde? Eins von diesen Krankheitsbildern: das Tourette-Syndrom. Berufskrankheit?

Währenddessen erste Feedbacks auf diese Veröffentlichung (Update): Es outen sich welche als Westerwelle-Anhänger und verlangen, auf deutschen Pressekonferenzen ausschl. deutsch zu sprechen. Uns ist’s wurscht, wir können auch englisch, auch wenn es immer wieder Fachbegriffe gibt, für die wir englische Äquivalente nicht spontan zur Hand hätten: Wohngeldabrechnung, Wirtschaftsplanbeschluss, Teilungserklärung (Declaration of Separation?), Gemeinschaftsordnung (Community rules?), economic desaster (Wirtschaftlicher Ruin?) …der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. And now I make me -nothing You, nothing me- out of the dust, und nun mache ich mich mir nichts dir nichts aus dem Staub.

Tourette ist eine furchtbare Krankheit, darüber Spaß zu machen, verbietet sich. Verwalter (und Kunden) müssen sich irgendwann abreagieren. Am besten, wenn sie alleine sind.

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