Der Bundesverband Deutsche Tafel treibt es auf den Tafelspitz

Der Kritiker - MRR

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Relativ ätzend, kann man so sagen, berichtet das Magazin DER SPIEGEL in seiner Ausgabe 40/2009 über die Geschäftspraktiken des Bundesverbandes Deutsche Tafel mit Sitz in Berlin-Mitte. Dabei wirbt der (gemeinnützige) Bundesverband mit dem Slogan ‚Die Tafeln – Essen wo es hingehört‚. Und baut nun mit Machtstreben potemkinsche Dörfer des Markenrechts gegen missliebige Mittbewerber auf. Statt Essen für Hilfebedürftige einzusammeln, vergehe sich der Bundesband und dessen Vorsitzender, Gerd Häuser, vor deutschen Gerichten in kleinliche, hochnotpeinliche Jurakriege gegen Mitbewerber um Wohltätigkeit (an noch mehr hilfebedürftigen Menschen). So DER SPIEGEL.

Bundesband Deutsche(r) Tafelspitz vs. Tafel

Bundesband Deutsche(r) Tafelspitz vs. Tafel

Als Beispiel führt DER SPIEGEL die Tiertafel (NL München) an, einen Verein, der kostenlos Futter an bedürftige Hundehalter verteilt. Im November ist die Kindertafel-Glockenbach dran. Das Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutsche Tafel, Gerd Häuser begründet das so:

Zitat Wir haben keine andere Wahl. Wenn wir nicht konsequent gegen den Missbrauch vorgehen, riskieren wir unseren guten Namen.“ (Quelle: DER SPIEGEL, Ausgabe 40/2009, Seite 54)

Pfui Deibel. Der Bundesband Deutsche Tafel riskiert seinen guten Namen?

Spätestens mit der Veröffentlichung im Spiegel ist es damit nun vorbei. Der Bundesverband hat sich mit diesem Verhalten sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Inwieweit die SPIEGEL-Veröffentlichung daher für den Bundesverband nach hinten losgeht, muss sich noch zeigen. Inwieweit so ein Begriff wie Tafel überhaupt markenrechtlich geschützt werden darf, darüber will sich dieser Kommentar einer eigenen Meinung -in Ermangelung derartiger Kenntnisse- wohlweislich enthalten.

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Der Kommentar ist emotional gemeint: Es ist schon eine Frechheit, allerdings! Dass sich derartig gemeinnützige Verbände  in diese Art Streitigkeiten begeben mit solchen Menschen, denen nichts anderes nachzusagen ist, als eben jenen Verbandsmitgliedern selbst. Punkt. Nicht mehr. Nicht weniger.  Wird morgen auch der TAFELSCHWAMM Gegenstand patentrechtlicher Begehrlichkeiten, oder etwas die SCHREIBKREIDE? Nichts ist mehr unmöglich, in dieser Welt?

Inhaltlich geht es in den Rechtstreitigkeiten um den Begriff der TAFEL. ‚Wegen Verstoßes gegen das Markenrecht‘ habe sich der Bundesverband  entschlossen, gegen den Verein Kindertafel-Glockenbach vorzugehen. Schon der erste Blick des noch ungeübten Website-Besuchers offenbart die große Gefährlichkeit der Verwechslung mit solchen Tafeln, die dem Bundesverband angehören. Lachhaft. Eine sofortige Namensänderung sei angezeigt. Unter dem Druck, so DER SPIEGEL weiter, habe sich bereits der Verein ‚Jüdische Tafel‘ (Berlin) in ‚Gedeckter Tisch‘ umbenannt. Ein hintergründiger Bericht dazu steht hier.

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Die Vorgehensweise des Bundesverbandes ist einigermaßen verabscheuungswürdig und offeriert, dass der Rundum-Versorgungsbetrieb Hilfebedürftiger offenbar geschäftlich äußerst interessant ist. Dass all diese Verbände gemeinnützigen Charakter haben, steht dieser Politik des Bundesverbandes offenbar nicht im Wege. Eine Rückbesinnung derjenigen, die Essen, wo es hingehört, gerecht verteilen mochten, aber nun nichts besseres zu tun haben, als ‚Mitbewerber‘ gerichtlich zu verklagen, gehört zum guten Ton engagierter Widerrede. Es ist mehr als skurril: Was bilden sich die Bundesverbändler eigentlich ein? Markenschutz auf den Wortbegriff TAFEL, vergleichbar mit einem vorangestellten Mc, dessen Verwendung einen Fleischbuletten-Branchenprimus markenrechtlich erzürnen könnte? Wes Geistes Kinder diese, doch das steht auf einem anderen Blatt. gesichtspunkte.de findet PFUI, schämo… oder fremdschämen? Besser fremdschämen: Sonst kommen die Initiatoren von derlei üblen Praktiken noch auf die Idee, auch den Widerruf dieser Kritik noch zu fordern.

Egal, wie klug sie es gedanklich begründen, es ist nicht das, was sie zu tun vorhatten: Sie wollten gemeinnützig Hilfebedürftigen helfen, dass sie was zu essen haben. Alles, was darüber hinausgeht, ist (leider) überflüssig wie ein Kropf. Nachdenken. Ach ja, und danke an DER SPIEGEL für diesen aufschlussreichen Bericht.

Weiterführende Links

DER SPIEGEL – Wertvolle Premiummarke (Ausgabe 40/2009)

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