3235/18: Positionen: Die Anmeldung eines privaten Wasserzählers

Natürlich kann ein privater Sprengwasserzähler den Verbrauch von Frischwasser auf einem Grundstück nicht vollkommen regellos machen. Man kann das Gegenteil tun. Mit elektronischer Tatenverarbeitung dreht man den Spieß um und macht Verwaltungsakte draus, weitgehend automatisiert.

Das Schreiben ist aus einer Bibliothek: Ich hab da eine Wasseruhr eingebaut. Und nun geht dieser Fall, wie hunderttausende Male in Berlin jedes Jahr, wieder los. Ordnung: (1) Deutschland, es gibt Antragsformulare. Irgendwie steht nirgends richtig, dass deren Verwendung vorgeschrieben ist. Formlos wäre ja das  Leben. Also muss das Gegenteil beschwerlich sein. (2) ist, um Ordnung zu schaffen und sie permanent zu halten – kein Scherz, liebe Leser – der Seitenzahl-Aufwand des per Email gemeldeten Sprengwasserzählers in der Antwort der Berliner Wasserbetriebe 10 (zehn!) Textseiten. Zehn Seiten Texte, Allgemeine Geschwätzbedingungen und ein Formular. Ich richte gedanklich gerade ein Formblatt ein, mit dem ich unter Übersendung unserer Allgemeinen Geschäftsbedingungen solchen Unternehmen mitteile, dass das Lesen von unnötigen Texten (wie diesen) bei uns gebührenpflichtig ist und von der Einzahlung eines Zeitstundenhonorars in zunächst geschätzter Höhe abhängig gemacht wird. Im Auftragsfall seien wir gern bereit, auch unnötige Texte zu lesen. Dann wären wir diese Arbeit einfach insgesamt los.

Oder man macht eine Art systemgesteuertes AutoReply:

Wir haben eine Nachricht von Ihnen erhalten, die mehr als den erforderlichen Umfang dessen enthält, was zur ordnungsgemäßen Bearbeitung erforderlich ist. Da wir auf Seitenaspekte, nicht zutreffende Automatisierungstexte und Leerphrasen aus Zeitgründen nicht eingehen können, wurde die vorläufige Gebührenpflicht des Vorgangs festgestellt. Bitte beauftragen Sie uns, ggf. nach Zeitaufwand über die Bearbeitung und Einlassung von so genannten Nebenkriegsschauplätzen in die Bearbeitung einzusteigen. Haben Sie weitere Fragen? Wir sind gern für Sie da.

Diese Art Sprache kennt man ja, siehe ganz oben.

Und dann kommt das zwei DIN A Seiten umfassende AutoReply mit eingebundener Grafik und dem Angebot, die Kundenzufriedenheit über ein schwedisches Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Kuala Lumpur kund zu tun. Aber dafür ist keine Zeit, denn das Telefon klingelt. Ein Sprachsekretärsystem ruft automatisiert an und bittet uns, an einem Survey teilzunehmen: Waren Sie zufrieden? Sie gewinnen eventuell eine Freifahrt auf dem Wasserwerfer durch St. Petersburg – Revolutionieren wie Ilitsch Vladimir Lenin aus Botox.  Rarrr rarrr rarrrr….die Geschichtenwickelmaschine spinnt Fäden. – Diese Art, die Welt zu betrachten, hat übrigens System: Wir nennen derartiges eine Metaebene und die Kategorisierung ist „der große Bohei“.

Aus Gründen.

Irgendwie ist man es leid: Was erlauben sich Wasserbetriebe? Der Scheiß hat System. Ich sage jetzt aber nicht, wie es auch kürzer geht.  Was ich ganz, ganz übel finde: So eine Sprache, die Freundlichkeit vorgaukelt, „wir sind gern für Sie da“. Nein, den Eindruck habe ich nicht. Zehn Seiten sind neun zu viel. Einfach nur ärgerlich. I have A dream…. – das hat Martin Luther King in einem anderen Zusammenhang gesagt.

Möglicherweise muss jemand die Berliner Wasserbetriebe abschaffen? Die Sache wächst sich aus, ich merk das doch…

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