Foto: Lo Graf von Blickensdorf, Yorckschlösschen

3102/16: Positionen: Mit einer Freikarte ins Kopfkino, zur Berlinale, zu Frühsammers und ins Yorckschlösschen nach Kreuzberg

Freikarte.Kopfkino.

Olaf Dähmlow, Yorckschlösschen

Olaf Dähmlow, Yorckschlösschen

Joelle Meissner und Olaf Dähmlow sitzen für ein gemeinsames Foto getrennt sitzend in einer Kneipe namens Yorckschlösschen. Das Foto folgt auf Seite 2, die nachfolgende Geschichte hat sich genau so zugetragen. Vielleicht war sie auch ganz anders. Hier wurde eine Eintrittskarte ins Kopfkino gelöst.

Es ist noch recht still, heimlich und leise auf der Yorckstr. in Berlin-Kreuzberg. Irgendwo Anna Ecke ist dort das Yorckschlösschen. Nur zwei Menschen sitzen im Gastraum und warten auf Verköstigung. Sie und er. Dame, Flaneur.

Wie pasteurisiert ist der Moment, Hitzewallung inklusive. Es sind die Wechseljahre. Hitze die Währung, dies zur Erklärung.

Queen Mum trug Hüte und wurde über 100. Elisabeth von England eifert Muttern jetzt nach. Ob sie´s schafft? Wer weiß das schon.

Peter Frühsammer sagt, er sagt sonst nie, wer bei ihm und Frau Sonja Frühsammer zum Essen da war. Aber jetzt war Merryl Streep da. Verstehst Du? Die Streep.

Da kann man mal eine Ausnahme machen. Er hat auch wirklich gut lachen, Peterle, Göttinnengatte, gut geht’s Geschäftle. Fleißiges Ehepaar, Sterneköche, Powerpaar (Berliner Morgenpost), Tennisclub-Sternerestaurant.

Roter Stern: #Flurbereinigung

Roter Stern: #Flurbereinigung

Vögel aus Zigarettenpapier
landen auf deiner Haut
Ich ruf‘ uns ’n Taxi
und schick es nach Bier
Im Kühlschrank brennt Licht
Wo bin ich denn hier
(Silly, Schlohweißer Tag, 1986)

Wir sehen im Foto oben vom Yorckschlösschen zwei Kommissionäre mit verschiedenen Botschaften. Protagonisten aus einer längst verflogenen Zeit. Verflogene Währungsreform: Als Groschenromane noch Usus waren, niemand hat den Begriff nach der Euro-Umstellung nachgepflegt. Centroman klänge zu billig. Dass eine Sache keinen Centime wert ist, geringfügig,.

Auf facebook hat ein Kommentier gebellt, es hieße „Geschichten aus dem Y´schlößchen, wo ist sie denn?“ Die Geschichte? Nennen wir die Fragestellerin Margot.

Ich bin nicht gefragt worden, aber es juckt mich zu antworten. Ich werde dem Foto eine eigene, frei ausgedachte Geschichte widmen. Schwarze Witwe. Gott, ist das einfach.

Deniz ist ein gutes Foto fürs Kopfkino. Sagt zumindest Gülerdag, der muss es wissen. Er mag anders heißen. Er’s guter Junge. Effendem.

Schiffe aus Zigarettenpapier
kentern auf deiner Haut
Du öffnest dir ’ne Dose Kompott

Der Saft läuft auf das Laken

Mein Gott
(Aus: Schlohweißer Tag, siehe oben)

Das Foto trägt den vorläufigen Namen: „The Story Behind“. Ist denn das so schwer zu verstehen? Ich sehe hier gleich einen ganzen Roman. Aus der Zeit vor der Währungsumstellung. Damals wurde mit Groschen gezahlt. Und wer plapperte, sollte die Goschen halten. Ich schweife ab. Das ist eine andere Geschichte.

Es ist ein Bild mit Stille. Niemand parliert hier. Es geht nicht um Flüchtlinge, um Notunterkünfte. Es geht nicht um Stau auf den Straßen von Berlin, nicht um Baulückenschließung oder Haute Volaute. Obwohl. Bzw. gleichwohl:

Der Zaun- bzw. Zaumgast hinten rechts äugt interessiert auf die Dame. Sie aber ist -was sich auf den ersten Blick erkennen lässt- total reserviert. Ein Blick wie eine innere Kündigung. Davon zeugt auch der Pappaufsteller vor ihr, mittig Tisch. Der Wirt vom Yorckschlösschen hat „Reserviert“ auf gestellt. Nicht die Papperlapappaufsteller, die ungebremste Sprechfreude auslösen, wie sonst immer, wenn im Yorckschlösschen die Zootiere steppen, der Bluestrain schnieft und rödelt oder irgendein Jazzkamikaze ein Stompin´at the Savoy aufführt.

Die Berlinale tobt, hat sie sich hier verlaufen?

Sie schaut gelangweilt in die Gegend. Sie ist bestimmt eine ganz berühmte Konifere der Berliner Fashionszene, darüber lässt ihr durchdachtes Outfit kaum Zweifel aufkommen. Habe ich sie nicht irgendwo schon mal gesehen? Vermutlich im Yorckschlösschen.

Sie trägt das perfekte Styling, mit Hut. Auch sonst nichts lässt mich zweifeln.

Nicht im Bild zu sehen kommt hier die TV-Serie „Rauchende Colts“ gar nicht vor, obwohl es durchaus Anlass gäbe, derartiges zu vermuten. Hier will uns der Fotograf thematisch aufs Glatteis bringen, bzw. einseifen. Nebelbomben aus Trockeneis, it´s Showtime. Bowling for Yorckschlösslein. An den Wänden hängt Musikgeschichte. Geschichte at it´s best, keine Räuberpistole: Carlos Santana ist hier schon aufgetreten.

Samba Party.

White Magic Woman.

Beide qualmen.

Er ist aber auch heißer als heiß, verrucht, verraucht, im besten Sinne ein räuchernd-lauschiges Stück Berliner Gastronomieoriginal, hat schon den Blues gerochen und vom Jazzigen genippt, eine Batida dellas Musicantos genossen, Genossen, und vom Kreuzberg ein lokalpatriotisches Bier ausgeschenkt. Er lässt gar den Groove überwachen. Und andere machen.

Sie ist aber auch weißer als weiß, ganz und im besten Sinne wie fluffig-lauschiges Stück Cocos, umhüllt mit einem smarten Mantel von weißer Trüffelschokolade. Der Protagonist hinten rechts hätte sie vermutlich gern auf seinem Yorckschösschen.

Roter Stern: #Flurbereinigung

Roter Stern: #Flurbereinigung

Sie sind derzeit unterwegs auf der Berlinale und fotografieren alles und jeden in 3 D: Joelle Meissner und #Flurbereinigung. Der entsprechende Drucker ist bestellt #Printinale

Berlins bester New Orleans-Drummer Bootsie „The Hootsie“ Nightingale gilt hinterm Schlagzeug singend sitzend als „drummende Nachtigall“, dabei erinnert sein Name an die großen Confiserien der Welt, an die Pralinenedelmarke Rocher und den verblichenen Feuilletonist, Essayist und Romancier Fritz J. Raddatz.

Eins bleibt für immer bestehen: Der Beat aus New Orleans.
Diesen hat Roger Radatz einst speziell von Drummer-Legende Freddie Kohlman beigebracht bekommen. Er ist der Stamm des Baumes der New Orleans Music, der immer wieder neue Äste und Blüten treibt. Doch so gut manche Gerichte auch schmecken – keiner will ständig dasselbe essen. Es gibt halt nicht nur Jambalaya oder Red Beans & Rice, sondern auch Crawfish Ettoufée oder Poulet fricassée & Yama Yama. (Quelle: hier)

Eines Tages wird das Farbfernsehen einziehen in Deutschland und es wird ein Buzzer gedrückt werden und es wird, was jetzt noch schwarz weiß dann farbig daherkommen und alle werden vor der Bühne stehen und am Tresen im Yorckschlösschen und kulturtrunken der Sonne entgegen sehen.

Und George und Amal Ramzi Alamuddin Coolney werden durch die Tür hereinkommen und das Deutschland im vierten Quartal 2015 für die Weltöffentlichkeit loben. Sie werden mit Merill Streep hinein kommen und Angela Merkel für ihre Flüchtlingspolitik loben und zum Dank die berühmte Kanzerlinnenraute geben.

Die beiden Protagonisten vom Foto werden sie herzlich begrüßen. Und wir schröben wieder einen berühmtberüchtigten Plot, wie es gewesen ist, Notizen aus der Provinz, G-Schichten über berühmte Koniferen und den Berliner Kneipenadel. In Farbfernsehen.


Der Startschuss zum deutschen Farbfernsehen

Trotz Flüchtlingen oder gerade deswegen ließe sich Walter Momper, roter Schal, zitieren: „Wir Berliner sind jetzt das glücklichste Volk der Welt.“ – Deswegen.

Roter Stern: #Flurbereinigung

Roter Stern: #Flurbereinigung

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