2024/14: Modernisierung: Die Frage, ob sich eine Photovoltaik-Anlage individuell rechnet, wird häufig unklar beantwortet

PV-Anlagen.Jahresgewichtung.Stromerzeugung

Es geht ein Gespenst um in Europa: Der Bundesminister Siegmar Gabriel plant, ab 01. August die Eigenerzeugung und den daraus folgenden Eigenverbrauch von Solarstrom mit zusätzlichen staatlichen Abgaben zu verteuern und damit unattraktiver zu machen. Einzusehen ist das nicht.

Die obige Grafik habe ich selbst hergestellt. Dem Sonnenlicht in Deutschland ist es egal, wie groß Photovoltaikanlagen fürs Sonnenlicht ausgelegt sind: Mich interessiert „bei Lichte“ betrachtet, wie sich eine prognostizierte Sonnengesamtstundenzahl in Deutschland jedenfalls näherungsweise auf die Gesamtstromerzeugung auswirkt. Ich will wissen, in welchem Monat wie viel Strom erzeugt werden kann? Und habe nun eine halbwegs befriedigende Antwort. Nun kann ich den Gesamtstrom (der ja nur eine Prognose aus statistischen Werten ist) in monatsweise, kleine Häppchen, in Tortenstückchen vom Gesamtkuchen aufteilen. Das nützt mir etwas, weil ich wissen muss, mit wie viel Strom ich jeden Monat rechnen kann. Diesen Verbrauch muss ich abgleichen mit meinen Grundlastdaten, also mit der Frage, wie viel Strom ich tatsächlich benötige. Die Differenz nennt sich Über-, Bedarfs- und/oder Unterdeckung.

Der Hintergrund: Überlegst du dir als Bauherr oder als Verwalter eines Hauses eine Umstrukturierung im Hausbestand, eine Erneuerung der Heizung und/oder die Hinzufügung von solchen „alternierenden Haustechnik-Hinzufügungen“, so kann das genauere Rechnen von Vorteil sein. Was jedenfalls von der Solarbranche nur bei hartnäckigstem Nachfragen rausgelassen wird, ist hier schlicht und ergreifend aufgemalt. Die Sonnenstunden des Jahres sind erfahrungsgemäß nicht gleich (linear), sondern es liegen unterschiedliche Strahlzeiten zugrunde. Na klar.  Eine Binsenweisheit.

Mit dieser Binsenweisheit muss sich der Bauherr allerdings tatsächlich auseinandersetzen und selbst wenn die Solaranbieter diese Zahlen nicht rausrücken: Man muss sie anfragen, auswerten und genau rechnen. „Viele brechen schon beim Anblick von zwei bis drei Zahlen zusammen“, erklärt mir Herr Lehmann von der Fa. XY-Insel (Name geändert). Ich teile ihm meine Enttäuschung über sein Angebot trotz hartnäckigstem Nachfragen mit schriftlichen Aktennotizen mit.

Das Angebot rechnet oberflächlich eine Energieautarkie von rund 35% vor, das war´s. Wie diese Zahl zustande kommt, erfahre ich trotz Nachfragen nicht. Jetzt weiß Herr Lehmann allerdings, was ich will. Ich habe eine Email erhalten und wunschgemäß bekomme ich nun nach einer Vorlaufdauer von mehreren Monaten endlich die „effizienten Zahlen“, sie sehen so aus und sind das Basismaterial für die obige, eingangs dargestellte Tabelle. Sie sind ganz offensichtlich fast so was wie „Gottes Betriebsgeheimnis“, das Rezept von Coca Cola oder ähnlich.

MonatSonnenstunden
Januar3%
Februar5%
März9%
April11%
Mai11%
Juni13%
Juli13%
August12%
September10%
Oktober6%
November4%
Dezember3%
Summa summarum100%

Nun allerdings ist dieser „Effektivitätsgradmesser“ eines ganzen Betriebsjahres im Netz.

Und erst nachdem ich nun diese ganz wesentlichen Eckdaten „eines durchschnittlichen Jahres“ habe, kann ich in die „eigene Energiebilanz“ gehen, kann die Zahl der Waschmaschinen, Bügelautomaten, Gefriertruhen, Fernseher und anderen Stromfresser auflisten, die Stromverbräuche der letzten drei bis vier Jahre auseinanderpuzzeln und möglichst sogar monatsweise herunterrechnen. Bedingung dafür: Ich muss längere Zeit die Stromverbräuche ein-, zwei- oder dreimonatlich aufgeschrieben haben, um eine „Energiekurve“ mit feinerer Detailrasterung zu erstellen.

Wenn wie heute die Menschen solche PV-Anlagen kaum noch deswegen aufs Dach schrauben, weil es sie interessiert, Strom an Stromanbieter weiter zu verkaufen und diese Kosten sozusagen auf Deutschlands Verbraucher umzulegen (das bisherige Modell), so besteht heute eher ein sehr großes Interesse daran, den erzeugten Strom selbst zu verbrauchen.

Einspeisen ins öffentliche Stromnetz wird seit Jahren unattraktiver, die Vergütung ist abgesenkt worden. Eigenverbrauch ist die neue Prämisse. Bis ungefähr zum 01. August. Für diesen Zeitpunkt hat Siegmar Gabriel (SPD) eine weitere, drastische Verschlechterung der Förderung in Aussicht gestellt, sie wird kommen. Ab diesem Zeitpunkt wird auch der eigenerzeugte Strom im Eigenverbrauch mit Steuern bestraft und damit weniger lukrativ. Eine merkwürdige Parabel aufs Leben, in der Menschen sich in Ein- oder Mehrfamilienhauszusammenhängen versuchen, vom Stromanbieter unabhängiger zu machen. Einsichtig ist das daher nicht und viele Menschen laufen derzeit dagegen Sturm. Es gibt auch laufende Petitionen hiergegen.

Das Problem sind nicht die Menschen, sondern die Finanzierung der Energiewende an sich, die auf falschen Förderprinzipien aufgebaut ist. Ein unerschöpfliches Feld.

Besonders ungerecht: Der industriell benötigte Strom wird hiervon ausgenommen werden, wenden die Kritiker der Gabrielschen Pläne ein.

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