1972/14: Foto des Tages: Der S11ie, das Rund-Spieglein an der Wand, der Einzel- & der Gruppenselfie… und Selbstrespekt! Respect!

Spiegel_S11ie

In Berlin-Charlottenburg fotografierte er diesen runden Spiegel. Und sich selbst beim Fotografieren. Es ist ein Bild im Bild vom Bild vom Bild. Neudeutsch: Ein Selfie. So wie es die ‚flotten Teens in heißen Jeans‘ von sich selbst anfertigen.

Sie sind dabei mutig, er ist zurückhaltender. Sie zeigen sich, sie wollen gesehen werden, sind mutig genug, sich zu präsentieren. Mutig genug. Von ihm hat man nur eine Ahnung. Sie halten das Gerät über sich selbst, schauen möglichst dusselig in die Linse (Fachjargon: duckface) und knipsen drauf los. Respektlos, sich zeigend. So wie Miley Cyrus, fast wie ein Wrecking Ball, die Linse leckend. Und doch ist dieses offensive Zeigen ein Versteckspiel. Despektierlich, etwas vorgaukelnd, das so gar nicht existiert.

Aretha Franklin – Respect (1967)

Ein Selfie ist eine Art Selbstporträt, üblicherweise mit einer Digitalkamera oder einem Smartphone von der eigenen Hand aufgenommen. Selfies sind oft mit sozialen Netzwerken verbunden, wie zum Beispiel mit Facebook oder Instagram. Selfies werden mit einer auf Armeslänge gehaltenen oder auf das eigene Spiegelbild gerichteten Kamera aufgenommen und bilden eine oder auch mehrere Personen ab. Letztere werden auch „Gruppenselfies“ genannt. (Versuch einer Definition, Quelle folgt)

Diese Erklärung stammt aus der deutschen Wikipedia, die deswegen als zeitgemäße Enzyklopädie zu betrachten ist, weil sie solche Zeitgeistphänomene rechtzeitig aufgreift und andere Dinge mangels Relevanz zurückweist. Dafür ist ihr Ruf eisern. Stahlgewitter der Rechtmäßigkeit.

Nr. 5 lebt! Rettet die Telefonbücher!

Nr. 5 lebt! Rettet die Telefonbücher!

Filmbeschreibung: „Auf seiner Flucht landet Nummer 5 bei der Tierfreundin Stephanie, mit der er sich anfreundet. Nummer 5 entdeckt ständig neue Fähigkeiten an sich und eignet sich in atemberaubendem Tempo Wissen an, z. B. indem er Bücher wie ein Daumenkino durchblätternd liest.“ – Es sind Telefonbücher. (Beschreibung aus Wikipedia)

Der Selfie-Trottel des Jahres ist heute bereits von einer Berliner Zeitung ausgekürt worden. Im Knast wegen facebook. Selbst schuld.

Es ist wahr, es ist wahr: Vier von fünf Zahnärzten empfehlen, keinen Kaugummi zu kauen. Aber was empfiehlt Nr. 5? Denn Nr. 5 lebt bekanntlich, ist wissbegierig und blättert das Telefonbuch durch wie wahnsinnig, auf der Suche  nach Antworten, die lebensbejahend sind.

Etwas verschämter, leise, leise, dies Foto vom neuen Wandbehang. Der Journalist und Webblogger Peter Glaser von der Neuesten Zürcher Zeitung (Blog „Die Glaserei“) hat gestern den Begriff Selfie auf eine neue Art und Weise geschrieben vorgestellt und ja, man denkt ans Tanken, ans sich selbst fotografieren und an neue deutsche Wortschöpfungen. Der  S – ELF – ie …, ja, das macht Sinn. Und schwupps: Nun ist es in deutsche Sprache fest eingeführt als Gesetz.

Als Herr Kretschmann jenes Foto von einem Badrundspiegel schoss, hatte er maßgeblich anderes im Sinn als sich selbst zu konterfeien. Er ist buchstäblich schon aus diesem Alter raus. Weiter arbeiten…

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