1866/13: Lied des Tages: Rainald Grebe & die KdV – China (CD: „Zurück zur Natur“) – Die unfreiwilligen Untermieter

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Rainald Grebe & die Kapelle der Versöhnung!

Rainald Grebe & die Kapelle der Versöhnung!

Ich hab Chinesen in meiner Wohnung. Wo kommen die denn her? Sie sagen: „Ching Chong Ching Chong“ – Ich hab Chinesen in meiner Wohnung, die werden auch immer dreister.

Rainald Grebe teilt die Menschheit ein in jene, die ihn gar nicht mögen. Die zweite Hälfte der Menschheit findet ihn genial. Er ist böse, lakonisch, sarkastisch, trieft vor intelligentem Sprachwitz und ist ein ganz großartiger Zyniker. Immer hübsch nach Bedarf. Sagte ich schon, ich gehörte zur besseren Hälfte der Menschheit?  Nun gut, jetzt ist es raus.

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Rainald Grebe & die KdV – China

Der Song „China“ spielt erinnerungshalber mit dem Vermächtnis der britischen Komikergruppe Monty Python, die vor vielen, vielen Jahren Clips über die weltweite „Gelbe Gefahr“ aussandte. So wie die „Gelbe Gefahr“ die bevorstehende komplettkulturale feindliche Übernahme unseres Lebens durch die immer lächelnden Asiaten (lt. Grebe) wiederspiegelt, dachten die Menschen früher über die „Rote Gefahr“, wohingegen die Protestler vergangener Epochen hiergegen ihr „Lieber rot als tot“ trotzig entgegen hielten. Eine Antwort auf diese „drohende Gefahr von Farben“ gibt auch der Song von Grebe nicht. Es ist eher ein Spiel mit unseren Vorurteilen.

Die CD „Zurück zur Natur“ erschien 2011 und beinhaltet im Grunde ausschließlich bahnbrechendes Gedankengut über den Zustand der deutschen Dekadenz. Grebe hat es auf alle abgesehen, die in ihrem furchtbaren Spieß als Individualisten durchgehen möchten.

Anonymität, dicke Trullas, die Pullover stricken und Beikräuter, nicht Unkräuter, Sitzrasenmäher – jeder bekommt sein Fett weg.

Nun sitz ich hinter dieser Tür, die braune Masse unter mir. (verbreiteter Klospruch, Graffity)

Das Album ist unbedingt empfehlenswert zu hören und wer die Zeit und Ruhe in sich trägt, ein ganzes Album von A bis Z durchzuhören und auf die Texte besonders zu achten, wird seine helle Freude erleben. Rainald Grebe gehört für mich zu den unterschätztesten deutschen Musikern und „Alleinunterhaltern“.

KdF (Kraft durch Freude) war früher. Grebes Version erfolgversprechender musikalischer Arbeit nennt sich „KdV“, die Kapelle der Versöhnung. Ist er am Ende der Counterpart, der alles kaputt schlägt, während die Kapelle musikalischen Friedens- und Beschwichtigungsdienst am zahlenden Publikum leistet? Die ganze Musik ist wunderbar „trashy“, schräg und eingehend. Bestimmt.

Namensmäßig steht die Kapelle der Versöhnung in Berlin hier. Hier nun ist eine beabsichtigte oder versehentliche Parallele zwischen beidem. Wie eingangs erwähnt, spaltet der Künstler Rainald Grebe ganz Deutschland in zwei Hälften, von der eine von beiden die bessere ist. Das hatten wir schon. Im Zuge des Baus der Berliner Mauer spaltete selbiger (nicht Rainald Grebe, sondern der Mauerbau) die Versöhnungsgemeinde in zwei Hälften. Ja, die Gemeinde war zu „spaltbarem Material“ verkommen. Siehste.

Gelebte Geschichte, eine musikalische Formation aus dreien „Kapelle der Versöhnung“ zu nennen, ein wortwitziges Vermächtnis, nicht ohne viel Gedankentiefe.

Halten wir fest: Rainald Grebes Album „Zurück zur Natur“ ist ein digitaler Leckerschinken erster Kajüte und wer gerne nachdenkt, findet in diesem grünen Kleinod mit schwarzem Rabe unglaubliche, so eigentlich nicht erwartete Songs, wie Würmer fürs Ohr, mit teils so unerlaubten, wie witzigen Gedankengängen.

So, jetzt ist es raus.

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(EP)

2 Gedanken zu „1866/13: Lied des Tages: Rainald Grebe & die KdV – China (CD: „Zurück zur Natur“) – Die unfreiwilligen Untermieter

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