1720/13: Jahresabrechnung: Wasseruhren, Nullsummenspiel und Abrechnungen #Panta Rhei

Im Verdacht: Haupt-Hauszähler-Wasseruhr! "QN 10"

Im Verdacht: Haupt-Hauszähler-Wasseruhr! „QN 10“

Panta Rhei: Alles fließt! „Irritation Iteration: Die Summe aller Zwischen- ist niemals gleich der Summe aller Hauptzähler“ (Wasseruhren, Knowledge)

Berlin-Wilmersdorf hat kürzlich in drei Aufgängen Wasseruhren angeschafft und nun laufen sie schon eine Weile. Mit unterschiedlichen Erkenntnissen, was den Wasserverbrauch der Hausbewohner betrifft. Einige fehlen in der Ableseliste des beauftragten Messdienstunternehmens. Die Verwalterin läßt ihre Beziehungen spielen, Muskeln der persönlichen Kenntnisse. Dass der Italiener in Rom wohnt und seine Erdgeschosswohnung in Berlin unabgelesen bleibt, muss nicht sein. Ist aber immer wieder der Fall. Obwohl es Nachbarschaftshilfe gibt, die sich denken läßt. Allerdings hat niemand davon  Besitz ergriffen. Lucilla Papasso-Gundermann (* Name geändert) wäre so eine Hilfestellung, wenn nur der Ableser da was wüßte. Denn es sind alles Bekannte von ihr, die sich hier mit der Zeit Wohnungseigentum zugelegt haben: schicke, kleine Berlin-Appartementi für „La dolce Vita“ – Berlin läßt grüßen.

Skurril: Hauptwasseruhr vereist!

Skurril: Hauptwasseruhr vereist!

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Nina Hagen Band – Fisch im Wasser(1978) (via Youtube)

Man kann die Sache mit dem Wasserverbrauch auch zu genau nehmen, das steigert die Fehlerquote. Im vorliegenden Fall sind 3 Nachkommastellen notiert. Was für ein „Fisselkram“. Rundungen werden problematisch, wenn hinterher die Endsummen abgeglichen werden. Man sucht Fehler. Zwei Nachkommastellen reicht, befindet die Verwalterin. Auch das früher immer alles nochmal irgendwo zweimal eingetippt wird, ist überflüssig und fehlerträchtig. Die Firma, die das abliest, macht im Prinzip einen „good job“ und es reicht, ihre überprüften Zahlenkolonnen zu übernehmen.

Währenddessen denkt der österlich Verbrämte im Office darüber danach, ob man aus schwankenden Wasserverbräuchen („Kaltwasser“) auch auf die Waschgewohnheiten der werten Kundschaft schließen kann? Ja, kann man. Darf man aber nicht. Bzw. sollte man nicht. Denn Ablenkung führt sich nichts anderem als zu gar nichts. Es geht darum, die Messdaten präzise, vollständig und „schlüssig“ ins System der Abrechnung zu re-integrieren. Also gerade nicht zu „intigrieren“.

Der Kopf soll frei sein, das Telefon muss ruhig sein, sonst kannst du als Vater richtiger Abrechnungsgedanken nur versagen. Bis dann die Wohnungseigentümer auf eine Abrechnung schauen und sich darin möglichst wiederfinden: In richtigen Abrechnungen ist eine der ehernen Säulen des Verwalterfundaments begriffen. Traust du deiner Abrechnung, traust du eventuell auch dem Verwalter.

Mein Gott, Walter!

Notiert im System sind vorliegend die Vorjahresverbräuche und die Vorvorjahresverbräuche. Bei der Eingabe werden diese gelöscht, auf Null gestellt. Zu verwalten sind lediglich nur noch die Vorjahresverbräuche, die müssen überschrieben werden und gegen jene aus dem Abrechnungs- bzw. Ablesezeitraum 2012 ausgetauscht werden. Denn um die geht es hier. Allerdings ist der Zugriff auf drei Jahreskennzahlen insgesamt nicht ganz unpraktisch: So von wegen Schlüssigkeit eines Verbauchs wäre hier und da ein Ausrufezeichen angebracht. Und wo was fehlt, steht gleich „Null“. Das fällt auf. Nachhaken, Messdaten „casten“, nochmal jemanden anrufen oder eine Email schicken und um Eigenintiative bitten. Hallo? Lies doch mal schnell ab.

Man weiß ja, dass mindestens „zwei kleine Italiener“ eigentlich anderswo wohnen und den Teufel tun, ihre schicken Appartementis an Berliner zu vermieten. Da steht heute, nach dem ganzen Schnee und Eis, noch der Wert auf der Uhr, der am 31.12. richtig gewesen wäre. Mit Sicherheit.  So etwas ist „Lückenschließung“ im glasig, transparenten Bewässerungssystem der Anlage. Wasser ist nass, aber auch durchsichtig. Es besitzt eine ganz eigenes Fließwassergeschwindigkeit und nicht einmal die defekte Klospülung wird zwischenzeitlich von irgend jemand genutzt. So wie bspw. andernorts, weswegen es heißt, in Berlin rattere eines der vielen Wasserwerke nur für solche Undichtigkeiten.

Der durchschnittliche Wasserverbrauch liegt hier im Haus bei ca. 20 bis 40 m³ Kaltwasser. Von dieser Wassermenge pro Haushalt wird das Warmwasser in jeder Wohnung mit eigenen Geräten erhitzt, sodass Warmwasserverbräuche mit enthalten sind. Ins Auge fällt bspw. Herr Berner (* Name geändert), dessen Verbrauch bei lediglich 8,7 m³ Wasser/Jahr liegt. Er ist Single, wohnt allein zuhaus, ist ständig da, verreist nie und andere sagen über ihn, er sei ein „typischer Messie“. Er sammelt alles mögliche, Zeitungen, Fahrräder…, in seiner Wohnung ist niemand gewesen seit langem. Ins Auge fällt Frau Matahari (* Name geändert). Sie hat einen Wasserverbrauch über 80 m³/Jahr. Im Vergleich zu Vorjahren sind bei beiden ins Auge stechenden Verbräuchen keine signifikanten Abweichungen vorhanden. Ein solcher Wasserverbrauch ist „schlüssig dargetan“ und bedarf daher keiner näheren Untersuchung.

Bei Dr. Tschucke (* Name geändert) ist der Wasserbrauch nachweislich 0,00 m³. Auch die Verwalterin weiß, dass er die Wohnung renovierungsbedingt seit längerem leerstehen läßt. Das ist für die Abrechnung kein Problem. Anders als bei den Heizkosten ist die Nullbeteiligung an gemeinschaftlichen Wasserkosten hier vertreten. Niemand braucht eine „Grundberieselung“ mit kaltem Gartensprengwasser. Bei der Heizung ist Transmissionswärme gegeben und Grundbeheizung, damit die Wohnung nicht „ausfriert“. Wasser wird ehrlich verbraucht oder eben nicht. Problematisch ist der Sprung vom Detail der Jahresabrechnung mit Verbrauch Null auf die Frage, was Herr Dr. T. künftig zu zahlen hat, um angemessene Kostenvorschüsse zu entrichten? Ganz sicher nicht Null, denn vom renovierungsbedingten Leerstand kann man im Zeitpunkt der Erstellung eines Wirtschaftsplans nicht ausgehen. Für den Wirtschaftsplan, der der Abrechnung stets kostenkritisch nachfolgt, muss dieser Fakt notiert bleiben, damit er zu einer „Schätzanpassung“ des voraussichtlich zu erwartenden Wasserverbrauchs führen kann. Dieser Punkt kommt rot auf die Todo-Liste der Verwalterin zu „Wirtschaftsplan“.

 Es darf als Gebot dienstleistungsfreundlicher Verwaltung verstanden werden, wenn WEG-Verwalter einer Abrechnung auch eine richtige, angemessene Kostenkalkulation des künftigen Wohngelds in Form eines neuen Wirtschaftsplan nachfolgen lassen. Die weit verbreitete Unsitte, Wohngeldvorauszahlungen in diesem Punkt jedoch nicht verbrauchsabhängig auszugestalten, sondern nach festen Verteilungsschlüsseln wie den Miteigentumsanteilen, ist nach hiesiger Auffassung als „mangelhafte Verwaltung“ zu rügen. Mit der Einführung verbrauchsabhängiger Abrechnungen entfällt jedes vernünftige Argument, auf diesem auf „Faulheit“ basierenden „Standard“ zu beharren. So weit als möglich sollten daher Wirtschaftspläne ebenfalls verbrauchsabhängige Kostenfestsetzungen beinhalten.

Regelrechte Badeorgien muss Familie Taberski aus dem Erdgeschoss zelebriert haben, doch nun knickt die Wasserverbrauchskurve steil nach unten ab. Im Vorvorjahr noch 161 m³, wurde der Verbrauch dies Jahr mit 73 m³ festgestellt (Vorjahr: 144 m³). Was hat Familie Taberski bewogen, das Nutzverhalten so fundamental abzuändern? Wir wissen es nicht und können lediglich oberflächlich noch erinnern, dass es eine durchweg von der Familie vorliegende Selbstnutzung gibt. Allerdings will die Familie raus und hat schon was anderes erworben.

Koschere Kultur-Recherche: Fisch im Wasser - Nina Hagen

Koschere Kultur-Recherche: Fisch im Wasser – Nina Hagen

Sie will ein Fisch im Wasser sein,
im flaschengrünen, tiefen See.
Sie will mit Wasser sich besaufen
und paar Blasen blubbern lassen.
Was Sie dann will,
das ist mit Neptun schweigen.
Und in Ruhe tun was sie sonst nie tut,
was Sie sonst nicht kann und soll.

Nina Hagen – Fisch im Wasser (1978), noch ohne Wasseruhr

Es sind oft individiuelle Beweggründe, die für solche signifikanten Nutzungs- und Verbrauchswohnheiten von Belang sind. In der Pubertät der Kinder steigt der Wasserverbrauch oft stark an, nach Schlaganfällen sinkt er drastisch, stark vereinfacht gesagt. „Man steckt nicht drin“. Unheimlich, aber auch das kommt vor: Menschen haben nahezu kommastellengenaue, identische Verbräuche über mehrere Jahre hinweg: Haben die bei der Telekom ein „virtuelles Taschengeldkonto“ für Wasserverbrauch eingerichtet, dass es so als Produkt noch gar nicht gibt. „Bei 33 m³ macht die Uhr bis zum Ende des Jahres dicht“. Eine Anregung aus der Abteilung „Wasserspar & Co“. Aber kein so innovatives Produkt. Berlin hat zu viel Wasser, Afrika zuwenig. Wir können alles aussaufen oder in großen Wassertankern Richtung Kalahari verschiffen.

Bis am Ende eine verbrauchsabhängige, aber auch verbrauchsgerechte Kaltwasserabrechnung steht, vergeht noch eine ganze Weile. Hier wurden nur die sachgerechten Vorbereitungen derselben beschrieben. Und ein paar Gedanken dazu, was hinter solchen Verbräuchen stecken kann.

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