1671/13: Positionen: Vom Flag weg, großer Bohei, tägliche Eingangspost + der Dingsbums des Lebens

biggest bohei

Falsifikat/Meshup einer Likörwerbung

Falsifikat/Meshup einer Likörwerbung

Wenn ein versierter Datenguru auf einen Adressdatensatz einen „Flag“ setzt, markiert er diesen mit einer zu programmierenden Eigenschaft. Die hier anzusprechende Eigenschaft heißt: „Kunde wünscht keinerlei Banderolenwerbung, trotz Geschäftsbeziehung“. Eine noch krassere lautet: „Kunde ist gar kein Kunde und wünscht trotzdem nichts von uns“ oder feiner ausgedrückt: „Eventueller Neukunde denkt über uns, wir sind Spammer.“ Womit er vielleicht sogar recht hat.

Ich muss deutlich zugeben, ich liebe das Bearbeiten der Eingangspost nicht sonderlich. Es ist zu viel. Und trotz großartiger Rationalisierungsbemühungen und der Einführung einer digital gestützten Aktenverwaltung wird das Schrifttum insgesamt nicht weniger. Es hat sogar ein regelrechtes Eigenleben.

Schnell stellt man fest, wenn man die Post unzuständigkeitshalber längere Zeit nicht selbst bearbeitet hat, wie sich Dinge unabgesprochenerweise „eingeschliffen haben“, gegen die sich vorher in der Eingangspostbearbeitung niemand zur Wehr gesetzt hat. Richtig: Es gab klare Anweisungen, sich zur Wehr zu setzen. Hat nur niemand angefangen, sich durchzusetzen und laut und deutlich zu sagen: Mit uns nicht! STOP SPAM! Sonst erschießen wir einen Hund!

VATTENFALL-Kampagne "Highlights 01.2013"

VATTENFALL-Kampagne „Highlights 01.2013“

Die Sache hat eigentlich auch eine gesellschaftspolitische Dimension: Man könnte den Gesetzgeber auffordern zu überprüfen, ob es nicht generell unzulässig ist, jemandem Werbung zuzusenden, der nicht ausdrücklich vorher eingewilligt hat. Bei Telefonwerbung ist das schon so. Sich in Robinsonlisten aufnehmen zu lassen, allerdings weitgehend zwecklos. Nein, z.B. bei bestehenden Geschäftsverbindungen müsste dies einen gebührenpflichtigen Abmahngrund darstellen. Dann würde dieses rasch unterbleiben. Aber so weit denkt der Gesetzgeber nicht. Na klar. Arbeitsplätze….hust!

Ich habe infolgedessen ein großes „ANTISPAM“-Bearbeitungsprogramm eingeleitet und wehre dieser Tage sehr konkret jede Art von überflüssigem Müll ab und verbitte mir das namens und in Vollmacht unserer Posteingangsbearbeitungs“abteilung“. Denn ich bin der Leidtragende.

Stoppen Sie ihre Werbung, sonst erschiessen wir diesen Hund!

Eine Unverschämtheit ist das, dieses trendige „einen großen Bohei“ um jeden Scheißdreck zu machen, anstatt einfach die Korrespondenz auf das notwendige Gedöns zu beschränken. 

  • Die Firma VIKING Direktversand muss vor einigen Jahren verkauft worden sein, fiel mir jetzt auf. Früher war das ein „älterer, sonorer“ Herr mit „quietschegrauem“ Haar, eine Art „Unternehmer-Trüffelschwein“. Der ist inzwischen ausgestorben. Ja, Viking war schon immer sehr mitteilsam. Inzwischen erschlägt einen die Eingangspost. Löse mal zwei, drei Kleinbestellungen dort aus: Du wirst erschlagen mit Prospekten, Tagesangeboten und Tri Tra Tralla La. Wozu? – Ich hab Viking jetzt geschrieben:

Wir empfinden die Vielzahl der von Ihnen ständig übersandten
Werbemailings in Form von Prospekten als ausgesprochen lästig  und bitten Sie, trotz Geschäftsverbindung keinerlei Einverständnis unsererseits zum Übersandt von unverlangt eingesandeten Werbemailings zugrunde zu legen. Bitte machen Sie auf unseren Adressendatensatz einen „STOP WERBUNG“-Haken, um dieses komplett einzustellen. (Auszug aus einer Email)

Irgendwie hat den skandinavischen Energieriesen VATENFALL jemand mit dem Klammerbeutel fragwürdiger Absichten gepudert, so scheint mir. Es gibt jetzt so viele als Kundenbeziehungen bestehen, postversendete  „Highlights 1/2013“, die dieser Tage hier unbestellt schriftlich-brieflich eintreffen. Draufgedruckt das Brandenburger Tor, die Mehrzahl davon ist „Brandenburger Toren“, las ich gestern. Hoho. In diesem Fall sind es „Berliner Toren“, die derartiges versenden, ohne die Empfänger zu fragen, ob sie derartiges überhaupt habe wollen. Wie wenig empfindsam: Großkunden wie Hausverwaltungen mit zwanzig, dreißig, vierzig solcher Briefsendungen zu beschicken. Eine Art moderner Mitteilungsterrorismus als „flatline“: Hoch die Anzahl, flach die Post, noch flacher der Inhalt. Aber dies beiseite. Ja, geht´s noch? Oder, wie Judith Holofernes (Wir sind Helden!) zutreffend bemerkte: „Ich glaube, es hackt.“

Wer glaubt, das sei „gute Unternehmenskommunikation“, irrt. Es ist schlechte. Wir sehen: Die Gewinnspannen sind so riesig, dass es mit dem Strompreis sogar geht, dicke Imagebroschüren-Werbungen quer übers Land zu verteilen. Spart das doch ein und schimpft stattdessen nicht, dass die Atomkraft wegfällt und weitere, nicht unerhebliche Preissteigerungen erforderlich sind. Da dürft Ihr schon mal einsparen. VATTENFALL geht doch mit unserem Geld um, wenn es solche „highlights“ drucken, die in Wirklichkeit an Flachheit und mainstream kaum zu überbieten sind. Eine vollkommen nach hinten losgehende Kampagne.

Buchhalter oder Löwenbändiger? Jawoll, wir müssen uns auch aus beruflichen Gründen fragen, ob wir für bestimmte Tätigkeiten überhaupt geeignet sind? Buchhaltung verlangt nach bestimmten, soliden Grundkenntnissen von der Betriebswirtschaft. Raubtiere hingegen wie die tägliche Eingangspost mit gefährlich schreiender, buntgreller Werbung bedürfen jedoch einer sorgfältigen Dressur. Der Löwenbändiger muss also Kenntnisse besitzen, die das vorneweg agieren dringend benötigen. So wie Herr Anchovy, der als Buchhalter nach beruflichen Herausforderungen sucht: Löwenbändiger, Ameisenbären und Werbung, die uns auf der Nase herumtanzt, als hätte es die Dressur nie als Sportlichkeitserwägung gegeben. Es ist grausam.

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Löwenbändiger Monty Python (via Youtube)

Ich fasse aus vorgenannten Gründen zusammen: Wir müssen vom Flag weg. Der Flag, der sagt, jemand wünsche keine Werbung, ist ein genau falsch herum aufgezäumtes, wildes, bösartiges Raubtier, das es zu bändigen gilt.

Der „Flag“ als Negativismus. Der Flag darf und muss zwar als Möglichkeit verbleiben, also Adressdatensätze kennzeichnen, aber er muss die Abweichung vom Verbotenen kennzeichnen. Also genau anders herum. Grundsätzlich erst einmal ist Werbung unzulässig, wenn sie unverlangt erfolgt und in dem Ansinnen gesät wird, zu rieseln. Werbung darf rieseln, aber nur auf bestimmte, extra dafür angelegte Felder. Wie es in Berlin in Kladow welche gibt. Das bedeutet: „Kunde wünscht Werbung lt. Vereinbarung vom 00.00.00“.

Leute, seid Ihr total behämmert?

Dies ist ein hingeschiedenes Federtier! Der Vogel ist tot! #Monty Python

Dies ist ein hingeschiedenes Federtier! Der Vogel ist tot! #Monty Python

Ich kann jetzt nicht: Ich muss Eingangspost wegwerfen! Schlimm. Kampagnen, die nach hinten losgehen. Wäre diese Art Werbung ein Vogel, so ließe sich feststellen: Der Vogel ist tot. Der ist abgeritten zu seinen Ahnen. Und wäre damit berühmt wie die entsprechende Posse aus dem Film „Der Sinn des Lebens“ von Monty Python. „Der pieft ne Runde“, dieser äußerst komische Vogel Werbung, der einfach nur nervt.

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Papagei ist tot (via Youtube)

Das ist der Dingsbums des Lebens. Also der Sinn.

(EP)

Ein Gedanke zu „1671/13: Positionen: Vom Flag weg, großer Bohei, tägliche Eingangspost + der Dingsbums des Lebens

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