1666/12: Nachbarn: Ein relativ würdeloser Umgang – Achtung: Niveau ist keine Handcreme!

Keine Badeaufsicht! Warnhinweis aus dem Sommer!

Keine Badeaufsicht! Warnhinweis aus dem Sommer!

Kollegial ist das nicht! – Achtung! Niveau ist keine Handcreme!

Im Prenzlauer Berg stehen die Häuser dicht an dicht. Viele davon sind um Innenhöfe herum gebaut, deren Innerstes einstmals entkernt wurde. Schönere Grundstücke haben auf dem Innenhof einen reichhaltigen, alten Baumbestand. Das veranlasst den Verwalter, von Zeit zu Zeit nach einem „mutmaßlichen Rückschnitt“ der Baumkronen zu trachten. Denn so schön das Grün, so dunkel die Anliegerwohnungen. Wenn die Bäume zum Nachbargrundstück gehören, wird es oft problematisch. Problematisch ist immer der Umgang mit Nachbarn, die im eigenen Saft schmoren.

Erste Hilfe! Achtung: In der Eile nicht gedankenlos handeln!

Erste Hilfe! Achtung: In der Eile nicht gedankenlos handeln!

So wie an der Oderberger Str.. Die Hausverwaltung des Nachbargrundstücks sitzt in der Nürnberger Str. in Berlin-Schöneberg und kümmert sich nicht viel  um das „kleine Häuschen“, so wird gesagt.

Als ich die Verwaltung anrufe, passiert etwas ganz ungewöhnliches. Die Dame hebt den Hörer ab, legt ihn zur Seite und ich darf nun rund zweieinhalb bis dreieinhalb Minuten mitlauschen, was sie mit jemand anders zu telefonieren hat. Das Gespräch ist detailliert, lustig und von Zeit zu Zeit meckert ein lautes Lachen am Ende der Telefonleitung auf. Es gilt nicht mir, sondern dem ganz und gar konzentrierten Gespräch.

Erst überlege ich noch, ob das ein Versehen ist oder ein „Lass mich in Ruhe“.  Später erfahre ich, es ist Absicht. Das ist so ihre Art. Wenn sie telefoniert, legt sie einen zweiten Anrufer nicht in eine nörgelnde Warteschleife voll Popmusik aus den vergangenen fünf Jahrzehnten und trifft somit meinen Geschmack. Nichts ersetzt ein menschlisch geführtes Gespräch.

Unser Gespräch kommt schließlich eher schleppend in Gang. Ich will ein Treffen irgendwann im neuen Jahr, wenn das Wetter mehr danach ist. Ich soll eine Email schreiben. Sagt sie. Ich will keine Email schreiben. Sage ich. Na gut, sie bekommt eine Email. Und dann sagt sie, weil der alte Baumbestand auf ihrem Grundstück doch beschnitten werden soll und etwas zurückgedrängt, ich soll mich mit Frau Neumann unterhalten. Frau Neumann sei eine alte Dame dort im Haus und sie mache dort die Gartenarbeit. Nun frage ich, warum mit Frau Neumann, sie sei doch bloß die Grünanlagen-Pflegerin und habe keine Entscheidungskompetenz. Ja aber, so kontert sie nun, Frau Neumann ist die Frau, die sich da auskennt. „Da geht sowieso alles nur über Frau Neumann“. Sagt sie.

Eigentlich ist mir das zu blöd. Ein Hausverwalter ruft seinen Kollegen an und bittet um ein entscheidungskompetentes Treffen. Nun soll sich der Hausverwalter nicht mehr mit der Hausverwaltung auseinandersetzen, sondern mit einer Mieterin, die in höherem Alter dort die Grünanlagen betreut. Ja, das kann sie nicht selbst machen, bestätigt mir die Kollegin, entscheiden, ob Bäume weg oder zurückgeschnitten werden sollen. Das ist richtig.

Am Ende dieses Telefonats fühle ich mich allein gelassen. Alles zusammen, das ist irgendwie ein insgesamt unwürdiger Vorgang.

(EP)

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