1665/12: Feiertage: Zu Weihnachten 2012, relaunched from 2011

X-mas-Man

Die Redaktion von gesichtspunkte.de erhielt einen vertraulichen Hinweis auf folgendes Gedicht und bildet dieses im Interesse der Chancengleichheit aller Mitleser ab:

Das Nachfolgende ist wörtlich zitiert und liegt außerhalb der redaktionsinternen Vorstellungskraft. Weil jemand blafft.

Immer wenn die Jingles bellen,
wenn Menschen Gänse vorbestellen,
frag ich mich laut: „Was ist denn bloß
mit all den Leuten wieder los?“

Urplötzlich, bumms, von heut auf morgen
vergessen sie die Alltagssorgen.
Verschleppen Bäume in die Wohnung
die glücklich war´n in ihrer Schonung.


Sie kaufen ausser Rand und Band,
schau´n nicht auf ihren Kontostand,
um sich einmal im Jahr zu zeigen,
dass sie zur Nächstenliebe neigen.

Sie wünschen allen frohe Tage,
was nicht verwerflich, keine Frage.
Erfüllen sich auch jeden Wunsch
und lächeln selig (liegt am Punsch).

Sie singen Lieder, teils mit Tränen,
um sich in Seligkeit zu wähnen.
Dann wird Geschenkpapier zerfetzt,
die arme Gans recht schwer verletzt.

„Ich hab dich lieb“ ruft man sich zu
doch nach fünf Glühwein: „Arschloch, Du“
„Ich hasse deine Hängebrüste!“
„Und ich deine S/M-Gelüste!“

Ab hier gießt man dann meist den Kindern
Wachs ins Ohr, um zu verhindern,
dass sie zu früh im Leben schon erfahren
wie manche Eltern sich gern paaren.

So keift man weiter ungestört
„Hätt ich bloß auf Mama gehört…“
„Ach, deine Mudda, steht beim Weihnachtsmann
sein´ Schlitten vorn und zieht in an…“

„Jetzt reicht´s. Ich lass mich morgen scheiden!“
„Ich auch. So lässt sich Streit vermeiden.“
„Komm gib mir noch´n Glühwein her.
So einig werden wir nie mehr…“

Man trinkt und weint, wird schließlich scharf.
Die Kinder schickt man in den Schlaf,
Danach vereinen sich zwei Herzen
mit Peitschenknall und Schmerzen.

So macht, nach allem Her und Hin,
das Fest der Liebe doch noch Sinn.

Doch warum sind die Menschen so,
sind nur an diesen Tagen froh?
Warum beschenkt man sich mal nich
am 12. Juli, sommerlich,
am Strand im Sand
mit Sonnenbrand.

Statt Glühwein trinkt man Bier und Cola
trägt halt Bikini statt ner Stola.
Man wär auch nicht so schlecht gelaunt,
was wegen Sonne kaum erstaunt.

Statt heulend „Stille Nacht“ zu krächzen
könnt man zu Salsa-Rhythmen ächzen.
Man könnte auch ein Boot mal mieten
den Kindern einen Walfang bieten.

Mal ehrlich, das wär doch ´n Ding
wenn man sich so´n Wal selbst fing
und quasi dann als Gans-Ersatz,
vorausgesetzt man hat den Platz,
sich spät
am Abend brät.

Der größte Vorteil allerdings
wär, wenn das Fest der Liebe
im Kalender weiter links
statt fänd, kaum Abfall bliebe.

Denn – für den Reim würd mich Henri Nannen tadeln…
zurecht – doch es ist klar,
dass Palmen nicht wie Tannen nadeln.
Wunderbar.

So schön wär die Situation,
wenn Weihnachten im Sommer schon
statt fände.
Jedes Wochenende
ab Mai.
Juchhei.

Doch, ehrlich,
wer glaubt, dass das passieren kann,
der glaubt auch an den Weihnachtsmann.
Jährlich.

Oh, da läutet ein Glöckchen,
Ich muss mal schnell die Tür auf machen…

„Ja, ich war brav, lieber Weihnachtsmann… Nein, nur die üblichen wirren Gedanken… – Ja, ich kann dir auch ein Gedicht aufsagen:
Lieber, guter Weihnachtsmann
verschon mein Haus, zünd andre an.“

Frohes Fetz.

(vermutlich performed, entwickelt und vorgetragen von Jürgen Urig, Köln, dem dafür herzlich gedankt wird)

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