1576/12: Kommunikation: Bei E.ON edis wird hochverschlüsselt telefoniert, vom Sprachsystem

Nach einer Vielzahl von Jahren schließt nun yahoo sein „Newsgroups-System“ namens „groups“, eine kleine, intelligente und eloquente Art von Vernetzung Gleichgesinnter. Schade eigentlich, unsere Groups verschwinden von der Bildoberfläche. Leider niemals verschwinden wohl diese intergalaktischen Stromriesen, die uns immer nur Blödsinn versprechen, den sie sowieso nicht einhalten. Mit dem Abschluss eines Stromlieferungsvertrages Geld zu sparen, ist schon sprachlich Unsinn. De facto aber kommt es dazu ja gar nicht mal so leicht, ein Telefonsekretärsystem terrorisiert die Anrufer, die beabsichtigen, neue Stromlieferungsverträge abzuschließen. Schon mutig. 

Bei aller freien, sozialen Marktwirtschaft und warum wir sie so anpreisen. Ein gewisser Zentralkommunismus der Unternehmen lässt sich partout nicht verleugnen. So wie früher. Nur ist heute nicht der Tag der Oktoberrevolutionen! Völker, hört die Signale: Denn manchmal ist es Juli. So wie heute.

Gute Kommunikation? Telefon

Gute Kommunikation? Telefon

“Der Kaffee kocht. Ich auch. Vor Wut.” #Netphone #Telekom” – Thomas Gotthal, morgens

Am Unternehmenstelefon der rotfarbenen E.ON edis-Unternehmensgruppe lächelt mir freundlich, aber unverbindlich das Telefonsekretär-Sprachsystem „Nullachtfuffzehn“ entgegen. Ich soll „1“ drücken oder „2“, wenn ich Lust habe, gerne aber auch“4″ oder „5“.

Ich bin hier und in diesem Moment ganz Herr dieses selbstgewählten Verfahrens. Ich allein entscheide durch Tastendruck, was das Zentrum meines Handelns sein soll.

Mit etwas Glück finde ich die richtige Nummer. „Eine Nummer schieben“, das war gestern ein ordinärer Sprachgebrauch. Heute heißt es „eine Nummer drücken“, und man meint fast das gleiche. Oder eine Kommunikationsleiche.

Neumodische Avancen von „drüben“, überm´ großen Teiche. Oder so ähnlich. Ziemlich dämlich. Nämlich.

Ich suche mir den „ein Geschäft anbahnen“-Button, der so heißt, weil er in jedem noch so ausgebufften Sprachsekretärsystem derjenige ist, an dessen Ende richtige Menschen sitzen. Eventuell ist dies ein Wink mit einem Zaunpfahl?

Dort kann ich bei E Punkt ON klein weiter edis – Standort West Brandenburg das Stromlieferungsneugeschäft anbahnen. Falls jemand rangeht. „Zu Qualitätssicherungszwecken“, so säuselt das System und flötet dabei, „werden einzelne Gespräche aufgenommen“, falls ich dagegen sei, solle ich dies bitte eingangs unseres heiß ersehnten Telefonats sagen.

Dazu kommt es nicht.

Ich liebe den freien Strommarkt und seine mannigfaltigen, unentdeckten Möglichkeiten. Eine davon ist gerade diese Schwester „Warteschleife“. Worauf ich bislang nie kam, kommt mir heuer in den Sinn: Die Ostlegende Toni Krahl und seine Band „CITY“, von der ich seinerzeit die 33iger-Langrille besaß als Original-AMIGA-Pressung, stolzgeschwellt die noch jugendliche Hühnerbrust, ist hier in der Warteschleife bei E.ON edis zu hören mit einer -sagen wir vorsichtig- akustisch aufgepeppten Version des Klassikers „Am Fenster“ (das Stück mit der Geige). Endlich mal ein Grund, sich über das nutzlose Herumhängen in der Warteschleife zu freuen.

Das Energiewirtschaftsgesetz schreibt für Netzbetreiber zwingend vor, sich bezüglich der Energielieferung neutral zu verhalten. Konkret heißt das, dass er keine vertriebliche Empfehlung aussprechen darf. Wir machen Sie daher darauf aufmerksam, dass es für den Bezug von Strom oder Erdgas zahlreiche Anbieter gibt. (E.ON edis, auf der Startseite, hier)

Allerdings waren uns Fritz Puppel, Toni Krahl und Konsorten („CITY“) auch als unangepasste, eigenbrötlerische und selbstbewusste Ostkünstler in Erinnerung. Was macht es mit uns, dass wir nun -hier und heute- CITY in der Brummkreisel-Warteschleife eines Stromlieferanten hören? Macht es uns glaubensverlustig? Darf eine solche Band das tun? Oder muss sie es sogar tun, weil die ökonomischen Sachzwänge…..? Ich fange gerade an, diese zu bedauern.

So wie unsere eigenen und die Tatsache, dass bestimmte Stromarten zwar am freien Markt erhältlich wären, aber gesetzlich reglementiert sind, und damit fest in der Zuständigkeit bestimmter, monopolartiger Netzstrukturen. Für Nachtstromspeicherheizungen braucht man Nachtstrom und Nachtstrom, den hat nicht jeder, weil nachts sind alle Katzen grau und deshalb….

Gott sei Dank schreibt uns Verbrauchern das Energiewirtschaftsgesetz nicht vor, bezüglich der Energielieferung neutral zu sein. Nein, wir dürfen wütend sein, sauer, dass niemand das Telefon abhebt, sondern nur so ein dämliches Sprachsystem, das uns Musik vorspielt, die wir aus unserer Jugendzeit verehren, so als hätten wir schon wechselseitig zueinander Vertrauen gefasst….nein nein, das haben wir nicht, so weit war es noch gar nicht gekommen bis eben! Ebend!

 OK, ich kann mich fühlen oder aufführen wie „Der King vom Prenzlauer Berg“, aber was nützt es? Es hört ja doch niemand zu und allenfalls darf ich noch ein weiteres Nümmerchen drücken, siehe oben. Ein ganz und gar aussichtsloses Unterfangen.  Meine heutige Erfahrung, die ich festzuhalten beabsichtige, ist angesichts dieses Sprachsystems folgende:

Es gibt diese Warteschleifen und wenn sie perfekt organisiert sind, kommst du nie ran. Wenn dir eine Stimme sagt, ok Du bist jetzt hier in unserer Warteschleife, heute gibt es eine Menge Leute, die beabsichtigen, mit E.ON zu sprechen und du darfst einfach in der Leitung bleiben, du kannst aber auch auflegen und eine Email schreiben und ferner darfst du auch gern neue Verträge mit E.ON abschließen und „dann Geld sparen“, es ist ein Hohn, ein gesamtdeutscher, tragischer, kosmopolitischer Unsinn ohne jede Erdung und jeder weiß ja, dass Strom geerdet sein….

Rechtsprechendes Schwein im Glasschrank eines Berliner Notars

Rechtsprechendes Schwein im Glasschrank eines Berliner Notars

Das Schwein hinter Glas stellt einen Richter dar, die Rechtsprechung in Person. Müßig darüber nachzudenken, ob das “Schweinesystem” der herrschenden Rechtsprechung klammheimlich in Bezug genommen wurde. Der Notar sitzt in Berlin-Wilmersdorf, ebenfalls hinter Glas. Dort wo auch das Recht zu seiner Geltung kommt. Zur Weltgeltung. (Quelle: ich, hier)

Rempelten wir als Jugendliche unsere Mitschüler noch an und frotzelten, nur wer einen Kurzen in der Hose habe, könne nun auch Elektriker werden, ist es jetzt an der Zeit sich zu fragen, ob nur noch derjenige neue Energielieferungsverträge bei denjenigen abschließt, deren Sprachsekretärsystem am mustergültigsten ins Nirwana führt oder noch besser ins Gondwana, ins gelobte, aber stromlose Land. Vielleicht aber auch und sogar in ein Stereoland, das gelobte Zweistromland Mesopotamien.

Oh, welch ein unirdischer Gedanke: Dort gibt es immer mindestens zwei Ströme, mit denen man Verträge abschließen könnte und Verträge sind schließlich einzuhalten.

Danger, High Voltage ….ein Zitteraal, wer elektrisch dabei denkt! – Merke: Telefonsprachsekretärsysteme lügen immer. Sie brauchen bloß den Mund aufzumachen, schon weißt Du: da sitzt eins mit dem System, den Kunden anzulügen angesichts der harten Fakten des Unternehmens, wonach nicht genügend telefonischer Support angeboten wird und Bestandteil der eventuell zu buchenden Leistung sein würde. Empfehlung: lieber auflegen. Sich aber nicht aufregen. 

(Diese Einschätzung betrifft natürlich nicht nur E.ON, sondern alle, die solche Systeme einsetzen, um weniger Mitarbeiter einzustellen!)

(EP)

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