1502/12: Report: Instandhaltung: Von Ahnungslosen, Dachausstiegsleitern und der kompletten Idiotisierung der Büromuftis

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Nicht nur gnadenlose Kälte führt uns dieser Tage aufs Glatteis. Auch Handwerksfirmen, die versuchen, Aufträge zu beschaffen, von denen man sich fragt: Was soll´s? Eins davon habe ich heute bearbeitet. Frechheit.

An jedem Treppenkopf eines nachträglich ausgebauten obersten Geschosses von Berliner Altbauten befinden sich entsprechenden Forderungen der Bauaufsicht zufolge Rauchwarnmeldeanlagen („RWA-Anlagen“). Diese müssen auch gewartet werden, jährlich. Das hat zur Folge, man wendet sich an Fachleute für Brandschutztechnik, die darauf spezialisiert sind. Oft wurde dies jahrelang nicht ordnungsgemäß gemacht. Und nun ist die Sache eingetütet und läuft weitgehend automatisch ab. In unserem Fall im Monat Januar des Jahres 2012.

RWA-Anlage Dachansicht
RWA-Anlage Dachansicht

Hausverwalter bekommen Angebote, auch von im festen Wartungsvertrag stehenden Fachfirmen. Das nennt man oft Eigeninitiative. Oder „den großen Bohei“. Jeder Fachmann spielt mehr oder weniger kenntnisreich auf einer eigenen Klaviatur seiner Möglichkeiten. Und so wird aus einer Leiter ein ganzes Bauintermezzo von großartigem Zuschnitt und mit großartiger Performance. Aber wofür?

Wer von gar nichts eine Ahnung hat, sollte lieber mal die Fre…. halten, ist ein weithin bekannter Spruch.

Wer gar keine Ahnung hat, ist aber auch nicht verbildet und viel zu spezialisiert, um zu begreifen, dass auch „gesunder Menschenverstand“ oft hilfreich sein kann. Und das ginge dann so.

Ausgangspunkt ist „der Vertrag“ über die regelmäßige Wartung der RWA-Anlage im Hause. Nun haben sich die Fachleute bestimmt schon das Maul zerrissen. Denn es war irgendwie auch eine Unterlassungssünde. Auch bei uns. Sie blieb bislang ungewartet und das gehört sich nicht. Irgendwann haben wir es gemerkt und Maßnahmen ergriffen. Eine Firma muss her, die das Ding regelmäßig einmal pro Jahr wartet. Keine große Sache übrigens. Kostet ein paar Taler und erfüllt dann die gesetzlichen Auflagen. So weit, so gut.

Nun ist Warten was für Proaktive. Es gilt, ein Wartungsprogramm zu absolvieren. Im Glücksfall ist das „bezeichnet“, beschrieben und hinsichtlich von konkret messbaren Einzelleistungen sogar überprüfbar. Oder auch nicht. Das hängt auch von der Firma ab und wie sie gestrickt ist. Ob es überhaupt dokumentiert ist? Oft werden Wartungsverträge wie „Rundumsorglospakete“ geschnürt, mit nicht sichtbaren Wartungsleistungen, einigermaßen festen Rechnungsbeträgen und als eine Art Beruhigungspflaster: Mir kann nichts passieren. Ich werde gewartet.

Anlegeleiter

Anlegeleiter

Doch dann kommt der Klaviaturkünstler zum Zuge. Nun geht es auch für den Wartungsdienstleister darum, aus dem schmalen, kalkulierbaren und vorhersehbaren Salär einen Vertrag zu machen, der „Schmackes“ hat, Musike und mit dem sich Flöhe, Kohle oder auch Penunsen verdienen lassen. In jedem Wartungsvertrag steckt auch die oft unentdeckt gebliebene Möglichkeit, Geld zu verdienen. Also wird ordentlich auf die „K…..“ gehauen. Igitt.

(Auszug aus dem Kostenangebot)

Bei der jährlichen Wartung der RWA – Anlage im o.g. Objekt wurde folgendes festgestellt:

Treppenhaus
Die bauseitige Dachausstiegsleiter besitzt keinen Handlauf. Die ursprüngliche Einhängevorrichtung wurde unzulässigerweise an der Trockenbauschale befestigt und ist herausgerissen. Wir empfehlen Ihnen die Nachrüstung eines ausziehbaren Handlaufes. Die Einhängestange (Kopfpunktsicherung) ist mit auszutauschen um einen größeren Wandabstand zu ermöglichen. Die neue Einhängevorrichtung ist am Bohlenkranz unter der Gipskartonschale zu befestigen. Um den Antrieb ohne Werkzeug aushängen zu können. empfehlen wir die Montage einer Antriebskonsole mit Entriegelungsstift, Um bei der Benutzung des Dachausstieges ein Umschlagen des ausgehängten Antriebes zu verhindern (Verletzungsgefahr und Beschädigung des Antriebes sind möglich) empfehlen die Montage eines Haltewinkels. Ein Überschlagen und Abreißen der Lichtkuppelhaube von den Bändern durch den Wind (bei ausgehängtem Antrieb) kann durch einen Dachausstiegsbeschlag verhindert werden. Die als Diebstahlsicherung gedachte Kette wurde durchtrennt. Wir empfehlen zur sicheren Aufbewahrung der Anlegeleiter, wenn sie nicht benutzt wird, eine abschließbare Diebstahlsicherung mit Schloss für die senkrechte Wandmontage.

(Ende Vorbemerkungen aus dem Kostenangebot)

Zu den Vorbemerkungen, die nebenbei gesagt deutlich über 1.000,- € Kosten verursachen sollen, schießen die Gedanken in die freie Wildbahn. Mit etwas Fantasie wird folgendes draus:

– Die Anlegeleiter hatte noch nie einen Handlauf. Ob sie einen besitzen muss, ist mehr als fraglich. Vorschrift ist es nicht. Eine Anlegeleiter ist hierfür auch gar nicht vorzusehen. Einen ausziehbaren Handlauf will doch hier niemand.

– Die ursprüngliche Einhängevorrichtung (für die Leiter) war schon immer (unzulässigerweise?) an der Trockenbauschale befestigt. Warum fällt denn das erst jetzt auf?

– Die Einhängestange (Kopfpunktsicherung) soll ausgetauscht werden, um einen größeren Wandabstand zu ermöglichen? Ist denn keine passende Leiter zu bekommen, die den ausreichenden Wandabstand, wie er seit Jahren abgenommen ist, ausreichend bedient? Ist am Ende dieser Austausch nur notwendig, weil die ganze Arbeit, die hier angeboten wird, dieses erforderlich machen würde?

Fazit: Das Angebot kommt einem bei näherer Betrachtung wie ein „Entertainmentangebot“ vor. Es ist gerade nichts zu tun, also schlagen wir dem Kunden mal vor, aus der einfachen Leiter eine mit Handlauf zu machen, ansonsten noch viele, weitere technische Änderungen zu machen und dafür mehr als 1.000,- € auszugeben. Geschrieben ist alles in „Sicherheitshochdeutsch“, strotzt vor Warnungen, Vorbehalten und Sicherheitshinweisen und solchen, die die „Illegalität des Vormaligen“ hochhalten.

Nein, dieses Angebot hat Kopfschütteln verursacht. Es wurde so nicht bestellt. So nie besprochen. Und warum es erforderlich ist? Who knows.

Im Kern geht es hier darum:

– Die Leiter ist nach wie vor vorhanden. Allerdings ist die Einhangschiene ausgerissen. Sie muss neu befestigt werden. Das war´s. Nicht mehr und nicht weniger.

Ach ja, und die Diebstahlsicherung der Leiter mit einer neuen Kette oder einem Beschlag mit Abschließvorrichtung ist noch denkbar. Zu klären ist, wer dann die Schlüssel hat. Alles andere ist kostenträchtig und rankt sich unnötigerweise drumherum.

Wahrscheinlich, weil ich zu blöd bin es zu begreifen, werde ich diesen Auftrag so nicht erteilen… weiter arbeiten.

 (EP)

 

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