1446/11: Buchtipp: „Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm“ Birgit Jochens und Sonja Miltenberger haben einen Kracher geschrieben!

Geheimtipp: Bitte nicht weitersagen!

Nie war er g´sunder, der Berliner Bär, nu brummt´a!

Die Autorinnen Birgit Jochens und Soja Miltenberger haben für das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin (als Herausgeber) ein Buch verfasst, das man getrost als „Kracher“ verkünden kann. Das Buch heißt „Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm – Geschichte und Geschichten über Berlins ersten Boulevard“. Erschienen ist das Buch im text-Verlag (edition Berlin). Ein übriges aberwitziges Projekt, dies Buch.


Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm (Buchcover)

Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm (Buchcover)

In dem neuen Buch wird jedes einzelne Gebäude am Kurfürstendamm mit seiner Geschichte, seinen Eigentümern, Architekten und einstigen Bewohnerinnen und Bewohnern vorgestellt – von den Anfängen in den 1880er Jahren bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, bisweilen auch bis in die Gegenwart. Die Wohn- und Lebenssituation am Kurfürstendamm und ihr Wandel im Lauf der Epochen werden hier nachvollziehbar. (sagte Marc Schulte, Wirtschaftsstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf am 16.08.2011 zur Buchveröffentlichung)

Ein Exemplar davon liegt uns seit gestern vor und wird die Tage bis zum Jahreswechsel kurzweilig gestalten.

Das Buch wendet sich an all diejenigen, die es interessiert. Architekten verschenken es aktuell zu Weihnachten an gute Kunden. Aber auch andere sind herzlich eingeladen. Nicht nur ist es ein Abriss verschiedener bauhistorischer Zeitabläufe und damit sozusagen ein ganz guter Überblick über verschiedene Epochen des Bauens. Irgendwie ist es nämlich auch eine Art „street view“ der besonders übersichtlichen Printgattung. Also „old school“. Ganz ohne Strom kommt es aus, und ob es als eBook schon erhältlich ist, wurde von hieraus gar nicht überprüft. Die Sortierreihenfolge ist demzufolge nicht eine Datenbankabfrage, sondern schlichtweg die von rechts nach links geblätterte Seitenzahl. Wisst Ihr noch? Wie früher…..

[iframe_youtube video=“ZEu4g6HN9I0″]
 Hildegard Knef – Heimweh nach dem Kurfürstendamm (via Youtube)

Das Buch beruht auf einer systematischen Auswertung der Berliner Adressbücher, aller verfügbaren Bauakten und auf gründlichen Recherchen im Berlin-Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam. Drei Jahre lang hat ein Historiker-Team die beiden Autorinnen bei der umfangreichen Recherche unterstützt. Auf 256 Seiten mit etwa 200 Abbildungen, darunter viele erstmals veröffentlichte Fotos, Innenansichten, Bauzeichnungen und anderes aus dem reichen Fundus des Museums Charlottenburg-Wilmersdorf ist zum 125. Geburtstag des Boulevards ein neues, beeindruckendes Portrait entstanden

(Marc Schulte, wie oben)

Die Seitenzahl, eigentlich alle, konkurrieren das ganze Buch hindurch gegen die gleichsam mitlaufende Hausnummer (aufwärts), den Kudamm hoch und runter. Kämpfe wie diese erzeugen Reibung, Reibung erzeugt Wärme und Wärme erzeugt Wohlsein. Mit dem Lesen dieses Buchs entsteht die Idee vom Wohlsein als Kontrast zum Hohlsein. Eine Libertinage der Extraklasse.

Das wissen wir schon lange. Die Gedanken, die waren vielleicht mal frei, doch das ist vorbei, hei hei. Jahrelang waren sie gefangen im Kopf als Götterdämmerung und unfähig auszubrechen. Alle haben sich gefragt, wo denn nur die Berliner Geschichte geblieben war?

Richtig: Gefangen im Kopf. Jedem geht das so. Man läuft einen Boulevard entlang, sieht geschichtsträchtiges Gemäuer und schon setzen die Gedanken an, sich befreien zu wollen. Wie war es gewesen, als „Witwe Bolte“ hier Kohlsuppe kochte? Was hatte es auf sich mit „Zickenschulze aus Bernau“ und war er hier Stammgast? Am Kudamm wohnte früher Klaus Kinski. Das ist bekannt. Oder Alexander von Bentheim. Jetzt wohnt da auch „Wowireit“. Mit Wachtmeister vor der Türe. Ist besser so.

An der Krumme Lanke sind die Spuren von Emma längst verwischt, obwohl ihr Unterhaltsprozess von Fredl Sieg für die Ewigkeit in Liedform konserviert wurde und heute vielen noch vom Hörensagen bekannt geblieben ist. Ja, die Berliner Geschichte.

 Das Lied von der Krummen Lanke

Das ist der handgreifliche Vorteil dieses bebilderten und illustrierten Buchs. Es ist die Übersichtlichkeit: zur Abhandlung kommt der Kurfürstendamm. Es ist die ordentliche Sortierung nach Hausnummern. Und man findet nach einigem Hineinlesen immer wieder ordentlich hinein: ich sagte schon, dass mit den Hausnummern die Seitenzahlen eigentlich ständig mitlaufen. Aufwärts immer, als Eselsbrücke dient die Differenz zwischen Haus- und Seitennummer. So schreibt man interaktive Bücher.

Franz Besch, Architekt

Großes Kino, große Begeisterung. Wir übrigens haben es vom Architekten Frank Besch aus Berlin-Kreuzberg geschenkt bekommen, dem wir bei dieser Gelegenheit dafür herzlich danken. Ein sehr gutes, kurzweiliges Geschenk. Franz Besch ist ein guter, engagierter und fleißiger Architekt mit großer Bauerfahrung, permanenter Beschäftigung und vielen, vielen Stücken Stadtverbesserung, die Ansätze dazu liefert er als Bauüberwacher und Bauleiter, Architekt und sachverständiger Begleiter von ahnungslosen zu Instandhaltung und Bauwerk Verpflichteten. Die Geschichte und die Städteentwicklung des Kudamms sind  jetzt in Buchform zu lesen. Großartig.

Weblotse

(EP)

Ein Gedanke zu „1446/11: Buchtipp: „Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm“ Birgit Jochens und Sonja Miltenberger haben einen Kracher geschrieben!

  1. Pingback: 1454/11: TV-Tipp: Die wilde Hilde wurde 2009 kongenial von Heike Makatsch gegeben! (ZDF, 29.12.11 um 22:40) #Personen | gesichtspunkte.de – Rettet das Mehrfamilienhaus!

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.