1400/11: Foto des Tages: Was gut ist, kostet Geld! Tulpentruppen-Ergebnisse, Tiny Tim & Philosophiefragen zum Geld ausgeben!

Es ist ein Glücksfall und gerade nicht Pech, wenn sich in Wohnanlagen Eigentümer bereiterklären, freiwillig und ehrenamtlich das Gemeinschaftseigentum zu hegen und zu pflegen. Es ist demzufolge auch mindestens ein Gebot der Höflichkeit, einem solchen Kundenkreis gegenüber, besonders offene Ohren zu haben und diesen Menschen -aus Dankbarkeit für ihren Einsatz- genauer zuzuhören, wenn sie Vorschläge haben, die man nüchtern und auch aus distanziertem Blick als „für das Allgemeinwohl“ förderliche, konstruktive Verbesserungen anzusehen hat.

Unser Gespräch ist kurz, sachlich und ergebnisorientiert. Frau Vierer (* Name geändert) aus Berlin-Wilmersdorf hat ein Konzept entwickelt. Dazu hat sie eine hölzerne Tulpe an ihr Klingelbrett geheftet. Denn sie hat den Vorsitz geführt, oder besser: sie hat die Gruppe irgendwie angeleitet. Die Gruppe, das ist die „Tulpentruppe“ der Wohnanlage. Das Konzept ist fertig. Der Verwaltungsbeirat hat sich schon dazu geäußert. Gegenüber dem Verwalter. Nicht gegenüber Frau Vierer. Das ist der Sinn des heutige Gesprächs: Der Verwalter hat sich das durchgelesen, was die Tulpentruppe zur künftigen Pflege der Vorgärten ausgeheckt hat.

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Was gut ist, kostet Geld, sagte Jonathan C. Dralle!

Was gut ist, kostet Geld, sagte Jonathan C. Dralle!

Die Bewässerung von verschiedenen, ordentlich dokumentierten Pflanzen im Bereich der Vorgärten muss Sommers wie Winters erfolgen, hat Frau Vierer nach Beratung durch den Grünanlagen-Experten herausgefunden. Ihre Entscheidung, zum 31.12. aus der Vorgartenpflege auszuscheiden, führt daher zu einem vermutlichen Pflegeloch, wenn erst im Mai eine Jahreshauptversammlung über die Ideen zur Neugestaltung redet. Was also tun? Dafür -nur dafür?- eine außerordentliche Versammlung einberufen? Oder vielleicht eine Art Mikrozensus, also eine Art Meinungsbild? Das gilt es sauber abzuwägen.

Ab dem 01. Januar 2012 wird die Vorgartenpflege nun Geld kosten: harte Währung.

Denn die bisherigen Personen stehen ehrenamtlich nicht mehr zur Verfügung. Aus verschiedenen, persönlichen Gründen.

Was die Einschaltung von bezahltem Fachpersonal nötig macht.

Und nun kommt eine Diskussion darüber in Gang, was das überhaupt kosten darf. Klar ist, es wird teurer. Aber wie teuer?

Ein automatisches Beregnungssystem soll die Bewässerung der Grünanlagen übernehmen. Dieser Tage erfahren wir vollkommen unfreiwillig doch viel über verschiedene Systeme. Irgendwo in Pankow hat eine Grünanlagen-Expertin einen „Tröpfelschlauch“ (bitte was?) angeboten zu verlegen. Für Rosenrabatten. Das kostet gerade mal 225,- € und benetzt Rosen mit „Tröpfeln“. Die Angebotsposition ist so „unoffensichtlich“, dass dem Verwalter erst nach längerem, gezielten Nachfragen bei der Gartenbau-Unternehmerin überhaupt auffällt, dass hier ein Beregnungssystem mitverkauft wird, das nicht einmal in Material und Lohn aufgeteilt ist, wie bspw. § 35a EStG bei Angebot und Rechnung an Wohnungseigentümer erforderlich macht. Angebotsstruktur und Offensichtlichkeit sind nicht gegeben.

Während der Verwalter in Sachen Pankow in einem anderen Fall kürzlich gegenüber einem Verwaltungsbeirat einwendete, man könne ein Beregnungssystem nur zum tatsächlichen, überprüfbaren Aufwand einbauen und dazu habe man von bereits bekannten Firmen kaum ein Angebot, ergibt die Nachfrage nach einem sehr hochwertigen System natürlich nicht nur eine grundlegende Systemberatung und Befassung in ausführlichster Art und Weise. Hier macht der Preis schließlich den Unterschied, aber das Angebot ist seiner Natur nach schon hochpreisig. Das ist in Fällen mit Standardlösungen, die sozusagen im Baumarkt an der Ecke gekauft werden können, nachweislich nicht der Fall.

Eine andere Lösung, die am Markt erhältlich ist, kommt von der Fa. Gardena, die wir alle kennen. Die haben wir in Schöneberg verlegt in einem Innenhof eines Altbaus. Das System bewässert den Innenhof und dort die Pflanzrabatten. Alles inklusive Lohn ca. 1.200,- €. Dazu gehören auch Computer- bzw. Zeitschaltuhren mit Wetterfühligkeit: Sie entscheiden, wann es wässert. Im Winter muss man das reinnehmen und „winterfest“ machen. Es muss also Arbeit investiert werden, um es zu betreuen.

Hier in Wilmersdorf gibt es jetzt eine Art „Trabbi oder Mercedes“ und die Aussage, man habe sich beim eingeholten Angebot von vornherein für eine Art Mercedes unter den Bewässerungssystemen entschieden. Vor drei Häusern, die Hauszugänge muss man entpflastern, und überall wird das Ding ca. 0,30 m ins Erdreich eingegraben. Dazu besagte hochwertige Beregnungscomputer. Macht summa summarum rund 6.500,- €, viel Holz, pardon, Asche, pardon, Kohle, pardon Geld.

Unnützes Wissen: Rasen betreten verboten!

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Dafür soll es hochwertig sein. Frau Vierer sagt, das hält dann und man hat vielleicht wirklich 20, 30 Jahre Ruhe. Echt Ruhe, es funktioniert einfach!

Und wir sind wieder bei der Überschrift dieses Artikels angekommen.

Die Schlagzeile „Was gut ist, kostet Geld!“ hat die Eigentümerin aus der Zeitung ausgeschnitten. Sie bildet jetzt, vom Verwalter in der persönlichen Besprechung zu einer Bildkomposition zusammengesetzt, ein „Konvolut“ von zwei Dokumenten, der Schlagzeile selbst und einem Angebot, dessen Verfasser der Inhaber der Gartenbaufirma in „schickem Angebotspapiergrün“ ist: Jonathan C. Dralle ist kein Unbekannter in der „Gärtnerszene“. Er kommt aus Wilmersdorf, schreibt regelmäßig für Tageszeitungen Kolumnen und hat eine illustre Kundenliste als Referenz vorzuweisen. Ja, was gut ist, kostet Geld, sagt auch er. Das ist sein Esprit.

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Tiny Tim – Tip toe through the Tulips! (via Youtube)

Ob diese Theorie die Eigentümer auf einer Versammlung überzeugt, wird sich noch zeigen. Der Verwalter ist hier wie immer „ergebnisoffen“. Er hat das -den Wettstreit der Theorien „Geiz ist geil!“ und „Was gut ist, kostet Geld!“ geeignet zu moderieren.

Frau Vierer und ich, wir witzeln noch ein bisschen. Es gibt handaufgebrühten Kaffee und gesalzene Macadamia-Nüsse. Ein Spruch, den Menschen der einen Glaubensrichtung auch gern sagen, ist haften geblieben: „Ich hab nicht so viel Geld, ich kann mir nicht leisten, für eine schlechte Leistung zweimal zu bezahlen!“ Kicher, kicher. Doch das war eher ein Witz. Aber ein guter.

Weblotse

(EP)

2 Gedanken zu „1400/11: Foto des Tages: Was gut ist, kostet Geld! Tulpentruppen-Ergebnisse, Tiny Tim & Philosophiefragen zum Geld ausgeben!

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