Zitat des Tages: Segen oder Fluch der digitalen Fotografie

Manchmal frage ich mich bei dem einen und anderen Foto schon, warum ich das gemacht habe. Im Digitalzeitalter drückt man einfach los und schon hat man was im Kasten, ………….und dann?“ (Hobbyfotografin Elke)

 

Messiewohnung

Messiewohnung ohne Digitalschrott - Foto: Klaus Gotthal

Ja, das stimmt. Die Digitalfotografie hat eine neue Spezies Mensch geschaffen: den digitalen Messi. Wir fotografieren hier und da und dort und andernorts, aber auch -sicherheitshalber- zu viel. Mehr als wir tatsächlich verarbeiten können. Ähnlich geht es vielen Videoten. Wer sich einst eine digitale Videokamera angeschafft hat, um den Urlaub zu verfilmen, besorgt sich inzwischen auch Programme zur Videoschnittbearbeitung. Es werden immer größere Festplatten benötigt, um den ganzen Mist auch nur annähernd beherrschen zu können. Und irgendwann dreht sich die Geschichte komplett um. Dann beherrscht der Mist mich und ich verliere den Überblick, ich verliere die Lust, überhaupt noch Zeit und Mühe zu investieren.

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Fotos, Videos, Filme, alles digital, und da bleibt es auch. Vorbei die Zeiten, in denen sorgfältig angelegte, handschriftlich kommentierte Fotoalben oder Diaabende mit abendfüllenden Vorträgen über das Liebesleben der Stechfliegen in Britisch-Guatemala noch attraktive Möglichkeiten der Freizeitgestaltung waren.

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Inzwischen schauen wir über Twitter, ob es Fotos von Haiti gibt und von Menschen, die unter Schuttbergen begraben liegen und mit letzter Kraft per SMS mitteilen, dass sie noch leben. Auf dem Hudson River notwassern Flugzeuge in New York und der Flugkapitän wird dank Netz und Twitter zu einem Volkshelden. Während wir die Urlaubsarchive auf die Festplatte ziehen, mit Tausenden von Fotos, geraten wir via Internet in eine Zeitklemme. Wir haben keine Zeit mehr, unsere Urlaubsfotos anzusehen, weil allein die abonnierten Newschannel zu lesen die Nachurlaubszeit verschlingt. Und dann?

Machen wir wieder neue Fotos, Filme und Audiodateien und legen sie zu den anderen, niemals mehr angeklickten Dateien. Alle Jahre wieder: Datensicherung auf Datenträgern, die ein digitales Verfallsdatum besitzen.  Wer einen Selbstversuch startet und Fotoarchive nach einer längeren Zeit nochmals gezielt durchschaut, stellt fest, dass viele der einstmals erarbeiteten digitalen Kunstschätze sehr gut löschbar sind. Mit weniger als der Hälfte des digitalen Schrotts ließe sich gut leben. Anders als mit Papierfotos stellt sich die Abstimmung via Mausklick über Existenz oder Nichtexistenz eines Fotos als vollkommen umweltfreundlich heraus. Keine Sondermülldeponie hat je diese Menge Fotos gesehen, die wir früher bei Haushaltsauflösung unserer Verblichenen entsorgen mussten.

Zur Aussonderung von besonders relevanten Medieninhalten werden inzwischen auch Webseiten benutzt, auf denen man diese Dinge ‚wegbloggen‘ kann. Danke dafür, Bill Gates, dass der Personal-Computer Einzug in die intimsten Lebensbereiche gehalten hat. Ommmhhh!

Ein Gedanke zu „Zitat des Tages: Segen oder Fluch der digitalen Fotografie

  1. Pingback: Zeit der Schneeschmelze: Zeit für eine Art Backoffice, um nicht rausgehen zu müssen… | gesichtspunkte.de – Hier bloggt der Verwalter…

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