SPIEGEL titelte: ‚Draußen ist’s heller‘ – Steinmeier und das Schneckentempo

SPIEGEL, Ausgabe 39/2009 (Quelle: spiegel.de)

SPIEGEL, Ausgabe 39/2009 (Quelle: spiegel.de)

Herausgekommen ist ein Abriss (kein Verriss) über den SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier (SPD), der bekanntlich trotz SPIEGEL-Artikel (Ausgabe 39/2009 vom 21.09.09) diese Wahlen nicht gewann. Als hätte es das Nachrichtenmagazin aus Hamburg geahnt. gesichtspunkte.de hat sich allerdings im Nachhinein noch einmal in den Wahlkampf gestürzt und den Artikel (Seite 49ff.) revoluzzerhaft erst nach der Wahl wirklich gelesen. Von wegen, …bestraft das Leben! In mutmaßlicher Deckung mit diesem Beitrag zum Fortschritt als Schnecke nehmen wir einen Faden aus dem SPIEGEL-Artikel nochmals als (weitere) Beweisführung auf. Dort heißt es ausschnittsweise wie folgt, Zitat:

Zitat Eines der Lieblingsbücher von Frank-Walter Steinmeier heißt ‚Die Entdeckung der Langsamkeit. Geschrieben hat es der Schriftsteller Sten Nadolny.  …Die beiden sind über die Jahre Freunde geworden. … Der Roman ist der Versuch, die Langsamkeit von ihrem schlechten Ruf zu befreien. (!! Aha, Anmerk. der Red.) …John Franklin (der Protagonist der Geschichte, Anm. der Red.) hat seine eigene Geschwindigkeit, er ist unfassbar langsam, wirkt unscheinbar, hat keinerlei Charisma, alle halten ihn für dröge, er kann sein Umfeld nicht unterhalten, er redet, als ob er Nägel in die Wand klopfe. … Franklin scheint ebenso wenig in die Kapitänsrolle zu passen, wie Steinmeier in die Rolle des Wahlkämpfers, aber als er es viele Jahre später doch auf ein Schiff schafft (um Kapitän zu werden – Anm. der Red.) mit etwas Glück und ganz viel Beharrlichkeit, da erweist sich seine Benachteiligung plötzlich als Stärke. Franklin hat das, was ihm die Natur verwehrt hat, das Flinke, Spielerische, in der Politik würde man sagen: das Schrödersche, mit Fleiß kompensiert. Er hat versucht, seine Langsamkeit durch Genauigkeit auszugleichen, er war gründlicher, gewissenhafter und tüchtiger als andere. Am Ende segelt er mit seiner Mannschaft bis ans Ende der Welt. – Ob Steinmeier das auch könnte?“ (Ende Zitat)

Da haben wir es wieder, da sind wir wieder am Anfang dieses Artikels, und in Richtung Querverweis (Link) unterwegs, um zu erkunden, was es mit der Bloggwartschen Relativitätstheorie auf sich hat.

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Sie besagt sinngemäß, ‚ein jeder Fortschritt geriert im Vergleich zur eigenen Meinung zur Schnecke, wenn Abwägungen, (andere oder weitere) Gesichtspunkte hinzuzuzählen oder miteinander abzuwägen sind.‘  Soweit aus der seinerzeitigen Abhandlung dazu.

Allerdings sagt uns der Buchtitel ‚Die Entdeckung der Langsamkeit‚ dieses nie gelesenen Buchs (ein Fehler?) aus dem Jahre 1983 bereits einen Aphorismus.  Wie haben wir (beruflich) aufs Gaspedal gedrückt, erst noch zusätzlich zum Brief das Telefax in Benutzung genommen, später die Emails, Handys und Blackberrys, die PDAs und schließlich die iPhones. Immer schneller, immer bunter, immer hektischer. Kaum können wir noch Antworten abwarten, und wir erwarten kaum noch, dass Antworten auch über einen Tag hinaus Gültigkeit besitzen. Dabei ist gerade in verwalterischer Hinsicht alles darauf programmiert, dass Wohnanlagen sich mittel- und langfristig bessern. Ad hoc können kaum sinnvolle Veränderungen erfolgen. Es sei denn, die Verwaltung hat den Konkurs herbeigeführt und ein verwalterischer Scherbenhaufen muss erfolgreich aufgearbeitet werden. Hier zählt vor allem Schnelligkeit. Alles andere kann möglicherweise auch warten, abwarten und muss genauer abgewogen werden. Nicht heute, aber morgen, und immer nur ein kleines bisschen. Kontinuität, Beharrlichkeit, Zielsetzung und Umsetzung zahlen sich (oft erst am Ende) aus. Die Bauernregel dazu heißt: ‚Die Enten sind am Ende fett.‘ Alles wird besser und wenn die Fassade frisch gestrichen ist, gilt wieder, wie der SPIEGEL titelt: ‚Draußen ist’s heller.‘

Man sieht: In Deutschland machen sich gerade viele Gedanken über das richtige Tempo. Steinmeier war am Ende zu langsam. Wer redet noch über Schröder? Aber über das Spannungsfeld von Tempo und Langsamkeit im eigenen Beruf, das geht gerade noch durch. Ganz zu schweigen von der so genannten Slow food-Bewegung, die einen vergleichbaren filo-so-fischen Ansatz hat.

Ein Gedanke zu „SPIEGEL titelte: ‚Draußen ist’s heller‘ – Steinmeier und das Schneckentempo

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